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Wie füllt man sein Leben, wenn die geplante Erfüllung ausbleibt?Ines und Daniel sind Mitte dreißig und leben seit anderthalb Jahren in Hamburg. Nicht irgendwo in Hamburg, sondern in einer der begehrten Immobilien der HafenCity - mit Blick zwar nicht aufs Meer, wovon Ines geträumt hat, doch immerhin auf den Fluss, der bald in die Nordsee mündet. Daniel ist Städteplaner bei einer Unternehmensberatung, Ines führt ihre eigene Weinhandlung in Uhlenhorst. Die Enge ihrer Pfälzer Herkunft haben sie hinter sich gelassen; die Großstadt fühlt sich noch nicht nach Zuhause an, liegt aber als Verheißung vor…mehr

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Produktbeschreibung
Wie füllt man sein Leben, wenn die geplante Erfüllung ausbleibt?Ines und Daniel sind Mitte dreißig und leben seit anderthalb Jahren in Hamburg. Nicht irgendwo in Hamburg, sondern in einer der begehrten Immobilien der HafenCity - mit Blick zwar nicht aufs Meer, wovon Ines geträumt hat, doch immerhin auf den Fluss, der bald in die Nordsee mündet. Daniel ist Städteplaner bei einer Unternehmensberatung, Ines führt ihre eigene Weinhandlung in Uhlenhorst. Die Enge ihrer Pfälzer Herkunft haben sie hinter sich gelassen; die Großstadt fühlt sich noch nicht nach Zuhause an, liegt aber als Verheißung vor der Tür.Ines und Daniel lieben sich. Sie wünschen sich ein Kind. Als ihr Wunsch nicht so schnell in Erfüllung geht wie erhofft, zeigen sich, zunächst fast unmerklich, feine Risse in der Beziehung - und das Paar gerät in einen Strudel, dem sich keiner der beiden mehr entziehen kann.In atemlosen Erzählrhythmus und mit analytischer Brillanz kratzt der Autor an der glatten Oberfläche einer Ehe.Stück für Stück, schonungslos und behutsam zugleich, legt er die Psychologie hinter dem rücksichtsvollen Umgang zwischen den Liebenden frei. Stefan Mosters Roman ist auch das scharfsinnige Porträt einer rasant wachsenden Metropole, in der Erfolg und Schiffbruch, Tradition und Überdruss nahe beieinanderliegen.
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Autorenporträt
Stefan Moster, geboren 1964 in Mainz, lebt als Autor und Übersetzer mit seiner Familie in Espoo, Finnland. Er unterrichtet an den Universitäten München und Helsinki; 1997 erhielt er das Münchner Literaturstipendium für Übersetzung, 2001 den Staatlichen finnischen Übersetzerpreis. 2009 erschien im mareverlag sein Debütroman "Die Unmöglichkeit des vierhändigen Spiels".
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.11.2011

Prospektgeschmack
Stefan Mosters Yuppie-Roman
„Lieben sich zwei“
Wie schreibt man ein dickes Buch über langweilige Menschen? Zum Beispiel über das Eheleben zweier Pfälzer in Hamburgs neuem Luxusviertel HafenCity, die in ihrer Designer-Wohnung keine anderen persönlichen Gegenstände haben als ein paar Muscheln in einer Glasvitrine und die ihren Feierabend damit verbringen, dass er ihr Banane und Apfel schält, während sie auf der teuren Liege in Wein-Magazinen blättert?
In ihrem kleinen Laden im Villenviertel an der Alster laufen die Winzerprodukte ihres Vaters aus Neustadt zwar nicht so gut, aber er hat einen hervorragend bezahlten Job in einem international aufgestellten Ingenieursbüro mit einer phantastischen Chefin. Alles, womit Ines und Daniel sich umgeben, zeigt diesen Prospektgeschmack junger Consulter, von der in die Wand eingelassenen Espresso-Maschine bis zum weißen BMW – und genauso abwaschbar und leblos ist ihre Liebe. Zwei Menschen mit viel Geld und null Persönlichkeit haben in einer Barbie-World für Stylepark-Kunden guten Sex und schöne Wochenenden.
Man würde natürlich erwarten, dass in diese markenselige Puppenstube irgendwann das Böse einbricht, wie bei Bret Easton Ellis, oder sich wenigstens dunkle Geheimnisse auftun. So fugenlos, wie diese kapitalistische Glückskulisse gebaut wird, verlangt die Spannungslogik mindestens nach sexuellem Missbrauch, Prostituierten-Morden oder einem Psychopathen im Jigsaw-Format als Kontrast. Aber der hauptamtliche Übersetzer Stefan Moster hat mit seinem neuen Roman „Lieben sich zwei“ – dem zweiten nach seinem vielversprechenden Debüt „Die Unmöglichkeit des vierhändigen Spiels“ über das Typen-Sammelsurium einer Kreuzfahrt – etwas ganz anderes vor. Sein Horror ist die geduldig forterzählte Langeweile, für die er auch nur ein ganz normales Problem benötigt. Es klappt nicht mit dem Kinderkriegen. Aber auch dafür hat die Designer-Welt natürlich eine Kreditkarten-Lösung: Sperma-Probe und Einspritzpistole unter gynäkologischer Aufsicht.
Wie Moster diesen Soap-Plot mit dem Atem eines Dostojewski in die Länge zieht, ist natürlich irgendwie schon eine Leistung. Familien- und Freundesbesuche, Spaziergänge und kleine Haushaltsunfälle werden bis ins banalste Detail und die überflüssigste Atmo hinein ausschweifend beschrieben. Nichts, was nicht jeder schon mal irgendwann gedacht hätte, erscheint ihm zu wertlos, um es seinen beiden Figuren als Beobachtung vorzuenthalten.
Das größte Entsetzen zieht ein, wenn eine Marienkäferplage an der Ostsee das Cabrio vollspült – jeder Anlass für ansetzende Spannung wird sicher ausgebremst. Zu dem Projekt der ökologischen Idealstadt Masdar City in Abu Dhabi, an dem Daniel mitarbeitet, verarbeitet Moster ein bisschen unkritische NetzRecherche. Ein Besuch des Paars im Gängeviertel führt nur zu ein paar herablassenden Bemerkungen, und der drohende Krebstod von Ines’ Vater wird gerade mal erwähnt.
Bis so nach rund 350 Seiten auch Moster sich offensichtlich mit seinen Figuren langweilt und doch noch einen Plot ersinnt, der in einer Kurzgeschichte Platz gehabt hätte: Ehebruch der ehemaligen Weinkönigin mit einem schlechten Maler und eine vertauschte Spermaprobe machen die lange ersehnte Befruchtung zu einem drohenden Vaterschaftsproblem.
Erzählt ist das allerdings genauso humorlos wie der restliche Roman, so dass Stefan Mosters akribische Aufklärungsabsicht über das seelenlose Wohlleben von Parade-Yuppies doch am ältesten Fehler des Romanschreibens scheitert: Die Schilderung von Langeweile darf selbst nicht langweilig sein.
TILL BRIEGLEB
STEFAN MOSTER: Lieben sich zwei.Roman. Mare Verlag, Hamburg 2011, 418 Seiten, 22 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.11.2011

Mission Kind

Alles könnte so schön sein: Das ist eine beliebte Ausgangsposition für Dramen, denn der Teufel steckt im Konjunktiv. Es könnte, rein äußerlich betrachtet, denn man ist jung und gesund, das Viertel das richtige, die Wohnung architektonisch anspruchsvoll, der Partner geliebt, und im Beruf geht es auch nur nach oben. Zum Glücklichsein reicht das nur selten, wie wir alle wissen. Auch Ines und Daniel reicht es nicht, seit Ines ein Kind möchte. Die bisher eher zweckfreie Zweisamkeit des Paares hat nun eine Richtung bekommen, ein Ziel. Aber was, wenn sich die individuelle Biologie nicht mit den Lebensplänen vereinbaren lässt? Da verschärft sich das Drama, denn das Leben der beiden wird nun der Mission Kind unterworfen und zyklisch durchgetaktet: Spermaprobe, Befruchtung, Menstruation, und bei Misserfolg das Ganze noch mal von vorne. Das bietet Anlass zu Verzweiflung und zu unendlicher Peinlichkeit, die Autor Stefan Moster dankenswerterweise nicht auswalzt, sondern mit dezenter Komik behandelt. Eine Komik, die vor allem durch einen genauen Blick entsteht und eine präzise Sprache, die bis in die Dialoge hinein stimmt. Mit ebenso dezenter Komik nähert er sich der Lebenswelt urbaner Mittdreißiger, die es aus tiefster pfälzischer Provinz in die Stadt geschafft haben und nun glauben, es könne ihnen gar nichts mehr im Weg stehen. Schon gar nicht so etwas dumpf Animalisches wie Körperfunktionen. Doch ausgerechnet auf diesem Gebiet haben die stets konkurrierenden Kindheitsfreunde aus der Provinz die Nase vorn, was die Niederlage für das großstädtische Gewinnerteam gleich doppelt schmerzlich macht. Ihre Strategien, sich das Leben sinnvoll zu denken, bis die sorgsam geplante Erfüllung eintritt, hat etwas Verzweifeltes. Und wohin einen die Verzweiflung treiben kann, zu romantischen Fluchten und Lügen und Geheimnissen, das wissen wir ja. Ines und Daniel, diese durchrationalisierten Individuen, hätten nie von sich gedacht, dass sie zu solchen Verzweiflungstaten fähig wären. Wir schon. (Stefan Moster: "Lieben sich zwei". Roman. Mare Verlag, Hamburg 2011. 416 S., geb., 22,- [Euro].) dien.

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