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"Ein Apfelbaum unter Waldbäumen ist mein Geliebter ... Wie süß schmeckt seine Frucht meinem Gaumen!"
Das Hohelied 2, 3
Liebe ist Geschmackssache. Manche Menschen mögen's süß, manche scharf, und andere sind sowieso immer sauer. Irene Dische hat 25 Liebesgeschichten geschrieben und in drei Kapitel unterteilt: Himmel, Fegefeuer, Hölle. Sie enden traurig oder sie gehen glücklich aus - doch überraschen tun sie alle.
Da ist ein glücklich verheiratetes Ehepaar, das vorzeitig auseinandergerissen wird, doch im Himmel lebt ihre Beziehung weiter. Dort angekommen ist auch eine alte trauernde
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Produktbeschreibung
"Ein Apfelbaum unter Waldbäumen ist mein Geliebter ... Wie süß schmeckt seine Frucht meinem Gaumen!"

Das Hohelied 2, 3

Liebe ist Geschmackssache. Manche Menschen mögen's süß, manche scharf, und andere sind sowieso immer sauer. Irene Dische hat 25 Liebesgeschichten geschrieben und in drei Kapitel unterteilt: Himmel, Fegefeuer, Hölle. Sie enden traurig oder sie gehen glücklich aus - doch überraschen tun sie alle.

Da ist ein glücklich verheiratetes Ehepaar, das vorzeitig auseinandergerissen wird, doch im Himmel lebt ihre Beziehung weiter. Dort angekommen ist auch eine alte trauernde Witwe, die ihren verstorbenen Ehemann schmerzlich vermisst und ihr Geld verschenken will, aber von niemandem ernst genommen wird. Im Fegefeuer hingegen schmort die Beziehung eines Paares, das sich gegenseitig zu Tode langweilt und dennoch nichts daran ändert. Und dann gibt es den selbstverliebten Schönling in Gesellschaft gleich mehrerer Frauen: Die Liebelei mit seinem Spiegelbild lässt ihn einsam und allein durch die Hölle irren.All diesen Geschichten liegen wahre Begegnungen und Begebenheiten zugrunde. Irene Dische hat daraus kunstvoll ein Hohelied der Liebe komponiert.
Autorenporträt
Irene Dische, geb. 1952 in New York als Tochter eines Biochemikers und späteren Nobelpreisträgers und einer Ärztin deutscher Abstammung, lebt seit mehr als einem Jahrzehnt in Berlin. Sie schreibt nicht nur Romane für Erwachsene und Kinder sondern drehte auch den gerühmten Dokumentarfilm 'Zacharias'.

Reinhard Kaiser, geb. 1950 in Viersen. 1968 Beginn des Studiums der Germanistik, Romanistik, Sozialwissenschaften und Philosophie. Seit 1975 Übersetzer und Lektor für verschiedene Verlage. Seit 1989 Arbeit als freier Mitarbeiter für verschiedene Zeitungen und Rundfunkanstalten. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen, u. a. Ernst Maria Ledig-Rowohlt-Übersetzerpreis 1993, Deutscher Jugendliteraturpreis 1997, Geschwister-Scholl-Preis 2000. Der Autor lebt mit seiner Familie in Frankfurt/Main.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.04.2007

Leben und Lügen in L.A.
Frostige Zeiten für die Liebe: Irene Disches Erzählungen

Diese Autorin verfügt über alle Voraussetzungen, mit denen man fesselnde Literatur zustande bringt: eine rebellische Ader, eine nervöse Unwilligkeit, sich mit Scheinheiligkeiten aufzuhalten, den bösen Blick, der sich von keiner Maskerade täuschen lässt, und die scharfen Sezierinstrumente, mit denen sie die Verhältnisse bis ins Mark hinein freilegt. Mit diesen Qualitäten bringt sie es zu imponierenden Ergebnissen. Dass beim ungestümen Vorwärtsstürmen auch der Leser Hiebe abbekommt, versteht sich dabei von selbst und ist Irene Disches ungebremster Lust an der Manipulation zu verdanken.

Wer glaubt, gemächlich durch die Short Stories "Lieben" mit ihren glücklichen und traurigen Enden marschieren zu können, täuscht sich. Diese Schriftstellerin lässt den Leser keine Sekunde lang in Ruhe. Der wird zum Spielball ihrer maliziösen Phantasie. Mal treibt sie ihn schutzlos in den Sturm der Leidenschaften, mal sperrt sie ihn in die Unterwelt, um ihm eine Ahnung des Bösen einzubleuen, mal flößt sie ihm das süße Gift der amourösen Verführung ein, bis er taumelt - der Absturz gehört dabei zum Konzept. Was bleibt einem da anderes übrig, als ab und zu auf Distanz zu gehen - aber nur, um sich schon im nächsten Augenblick wieder in den Strudel der Geschichten reißen zu lassen. Die Neugierde will es so.

Fünfundzwanzig kurze Erzählungen über die Liebe hat die in New York geborene, seit 1980 in Berlin lebende Autorin vorgelegt, und die sind in die drei Kapitel "Himmel", "Fegefeuer" und "Hölle" unterteilt.

Dass die Auftakterzählung "Romeo und Julia" betitelt ist, verrät aber schon eine Schwäche: Irene Dische will manchmal des Guten zu viel, der Bezug auf das Urmuster wirkt aufgesetzt, die Transponierung der Liebestragödie in die Tonarten des Zeitgeistes prätentiös. Trotzdem liefert sie einen deutlichen Vorgeschmack auf die Brutalität, mit der die Liebe enden kann. Romeo ist Iraner, als Programmierer nach Frankfurt gekommen, Julia Putzfrau, eine Immigrantin. Alles tun sie gemeinsam, ein Herz und eine Seele, die Hirnströme und die Ausschläge des Herzens verlaufen nach zweieinhalb Wochen Zusammenlebens in der engen Wohnung synchron. Doch da wird Romeo auf einen Posten in die Niederlassung in Los Angeles gerufen, kein Problem, er hat eine Greencard. Julia aber rennt gegen Wände. Die Immigrationsbehörde weist sie zurück. Das Ende kommt plötzlich. Romeo fliegt allein, hievt in L. A. vergnügt die beiden roten Koffer vom Rollband, öffnet heimlich den einen - und zuckt zurück ...

Diese Erzählung über die Liebe in Zeiten der Kälte ist eine exemplarische Probe auf die Machart der übrigen. Typisierte Figuren werden in rasantem Tempo ans Ziel geführt, die unterkühlte Lakonik des Tones verstärkt die dramatische Zuspitzung, die emotionalen Effekte sind gezielt arrangiert, und die Ereignisse nehmen fast immer die schlimmstmögliche Wendung. Wir spüren das unglückliche Ende lange zuvor, an den versteckten Anspielungen, den dissonanten Untertönen, den bedrohlich irrlichternden Zeichen. Die Figuren im Text dagegen merken in ihrer Begriffsstutzigkeit lange nicht, dass sie ins Verderben rennen, während dem Leser der Atem stockt. Das ist in der Erzählung "Lokales: Mutterliebe" der Fall, in der sich die wohlsituierten Verhältnisse blitzartig ins Gegenteil verkehren, ein wohlstandsverwahrloster Sohn als Betrüger entlarvt wird und eine Mutter für ihre blinde Affenliebe büßen muss; das ist im Text "Wie Huseyn gefasst wurde" so, in dem der Vater den deutschen Liebhaber der Tochter kaltblütig abmurkst, aus Gründen der Familienehre.

Es gibt Geschichten, die in beschleunigtem Tempo auf einen schlimmen Höhepunkt zutreiben - und doch, so verwerflich das literarische Setting auch ist, es verschafft dem Leser eine merkwürdige Lust. Denn manchmal geschieht den Bösewichtern recht, und der Leser vermerkt es mit Befriedigung. Der Typus des armen, aber selbstbewussten Künstlers zum Beispiel geistert immer wieder durch dieses Buch. Seine Lebensaufgabe sieht er ausschließlich darin, Frauen bis aufs Blut auszunutzen, natürlich alles im Dienste der Kunst.

Paradestücke sind die Erzählungen "Die Ballade vom schönen Frank" und "Seozeres Bogart". Die erste setzt ein mit dem aufschlussreichen Satz "Jedes Mal, wenn Frank jemanden kennenlernte, stellte er sich die Frage: Was kann dieser Mensch mir nützen?" Die scheinbar zu Höherem berufenen, in der Praxis dann aber eher zum Mittelmaß neigenden Künstler, die sich in einer fremden, feindseligen Welt behaupten müssen, zögern nicht, ihre Ambitionen auf den Schultern ihrer Frauen auszuleben. Und die Frauen sind vor lauter Verliebtheit dumm. Die eine ist bereit, dem schönen Frank buchstäblich alles zu opfern, weil er so interessant leidet. Er nimmt ihre hübsche Wohnung in Beschlag, ihre Ersparnisse gehen für den Film drauf, der leider doch kein Erfolg wird. Ein Lügner ist Frank nicht, es käme ihm nie in den Sinn, einer Frau zu sagen, dass er sie liebe. Das verspricht er auch der reichen Carola nicht, obwohl er ihre Dienste gern in Anspruch nimmt. Schließlich erleidet sein Glück einen herben Rückschlag, als die Getäuschte den Mann durchschaut und sich lieber einen patenten Hauswart als Liebhaber zulegt.

Meistens spielt Irene Dische ihren Scharfsinn eben doch aus, mit der sie die Schwachstellen gewöhnlicher Liebeslügen aufspürt; ihre Schroffheit, mit der sie den Vorhang über der geschönten Fassade bürgerlicher Ehen wegreißt; ihren kalten Blick, mit dem sie die Symptome gestörter Beziehungen entlarvt, und die gelassene, tröstliche Unbeirrbarkeit, mit der sie die Wunden zur Sprache bringt, welche die Liebe schlägt.

PIA REINACHER

Irene Dische: "Lieben". Erzählungen. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Reinhard Kaiser. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2007. 320 S., geb., 19,95 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Mit Sympathie bespricht Rezensentin Alexandra Kedves Irene Disches Erzählungsband. Zwar findet sie nicht alle Erzählungen gelungen. Trotzdem erfreut sich die Rezensentin in vielen Erzählungen, die sich mit der Liebe befassen, am typischen Dische-Stil aus humoriger Trockenheit und erkenntnisorientierter Herzlosigkeit. Aus ihrer Sicht sind die Geschichten umso besser, je näher sie die Lebenswirklichkeit der Autorin streifen. Sobald Disches Erzählungen jedoch "übers Eingemachte" hinaus gehen würden, wird es für die Rezensentin gelegentlich zu seicht, und sie mutmaßt, dass die Autorin ihre Stoffe gelegentlich auch aus der "Vermischtes"-Seite ihrer Tageszeitung pickt. Mitunter nämlich scheinen Klischees und Schablonen etwas zu unverblümt in Erscheinung zu treten, was die Rezensentin auch glaubhaft belegen kann. Doch kaum, dass Dische mit ihrem trockenen Ton anderer Leute "Herzerschütterungen" protokolliert, klopft sie wieder an das Herz der Rezensentin. Und wird hereingelassen.

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