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Die Liebesbriefe von Khalil Gibran, dem berühmten Verfasser des "Propheten", an May Ziadeh, anerkannte Schriftstellerin und große Salondame Die gesammelten Dokumente sind einzigartige Zeugnisse einer bezaubernden Seelenverwandtschaft zweier Autoren, die in den 17 Jahren ihrer Korrespondenz (1914 bis 1931) einander nie persönlich begegnet sind. Der schön ausgestattete Bildband enthält auch beeindruckende Bilder Gibrans.

Produktbeschreibung
Die Liebesbriefe von Khalil Gibran, dem berühmten Verfasser des "Propheten", an May Ziadeh, anerkannte Schriftstellerin und große Salondame
Die gesammelten Dokumente sind einzigartige Zeugnisse einer bezaubernden Seelenverwandtschaft zweier Autoren, die in den 17 Jahren ihrer Korrespondenz (1914 bis 1931) einander nie persönlich begegnet sind.
Der schön ausgestattete Bildband enthält auch beeindruckende Bilder Gibrans.
Autorenporträt
Khalil Gibran (1883-1931) ist der in der westlichen Welt bekannteste Dichter des Orients. Er war ein Wanderer zwischen den Welten: seiner libanesischen Heimat, Europa und zuletzt Amerika. Das Vermächtnis, das der Poet des Libanon in seinen Gleichnissen und Erzählungen hinterlassen hat, ist heute aktueller denn je. Seine Werke gelten als maßgeblicher Beitrag der kulturellen Renaissance der arabischen Welt im Westen. Mit seinem Buch "Der Prophet", das millionenfach verkauft und in mehr als zwanzig Sprachen übertragen wurde, erlangte er Weltruhm und Kultstatus.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.04.2000

Prophet und Seelenfreundin
Die Liebesbriefe Khalil Gibrans an May Ziadeh

"Es ist möglich, dass der ,Narr' (so der Titel seines damals erschienenen Werks) und seine Träume westlichen Lesern deshalb so gut gefallen, weil sie ihrer eigenen Träume überdrüssig sind und eine angeborene Neigung für alles Fremde und Unbekannte haben, vor allem, wenn es einen orientalischen Anstrich hat", schrieb der arabische Dichter Khalil Gibran am 7. Februar 1919 an seine May Ziadeh aus New York nach Ägypten. Er wusste also um die Fragwürdigkeiten, die seinem literarischen Ruhm im Westen einst anhaften würden. Der Dichter, heute in der arabischen Welt ein moderner Klassiker, mit seinem auf Englisch geschriebenen Werk "The Prophet" in Amerika ein Kultautor und inzwischen auch in Deutschland dank dem Walter Verlag und der rührigen Übersetzer Ursula und S. Yussuf Assaf kein Unbekannter mehr, deckt religiös-esoterische Bedürfnisse ab, die ihm selbst ein Anliegen waren, aber bei einem Teil seiner amerikanischen Leser(innen) eine Schwärmerei hervorgerufen haben, die den von Gibran aufgegriffenen geistigen Traditionen des Orients nicht immer gerecht wird.

Khalil Gibran (1883 bis 1931) war ein Grenzgänger zwischen Orient und Okzident. Die Familie, dem maronitischen Christentum zugehörig, wanderte, wie viele Libanesen und Syrer vor der Jahrhundertwende, nach Amerika aus, Gibran selbst kehrte kurzfristig in den Nahen Osten zurück, unter anderem, um sein Hocharabisch zu vervollkommnen, war in Paris für kurze Zeit Schüler Rodins, ließ sich dann in Boston und New York als Maler, Journalist und Schriftsteller nieder, gefördert von Amerikanerinnen, die sich von dieser exotischen Gestalt aus dem Wadi Kadischa und ihrem orientalischen Spiritualismus, der vorderasiatische, antike Lehren, Christliches mit Islamischem mischt und in der sprachlichen Gebärde Nietzsches aufbereitet, angezogen fühlten.

Unbekannt im Westen ist bis heute May (Marie) Ziadeh, palästinensisch-libanesischer Herkunft, 1886 in Nazareth geboren, in der manche die George Sand der Araber sehen. Ziadeh verbrachte den größten Teil ihres Lebens in Ägypten, das zu jener Zeit - zwischen der Jahrhundertwende und den dreißiger Jahren - einen kulturellen Aufbruch ohnegleichen erlebte. Dieser war nicht zuletzt der libanesischen, griechischen (Konstantin Kavafis) und armenischen Diaspora zu verdanken. Auch May Ziadeh fand als Lyrikern, Romanautorin und Übersetzerin dort ihren Stil.

Nachdem der Walter Verlag vor drei Jahren schon die monumentale Biographie Gibrans aus der Feder von Jean-Pierre Dahdah veröffentlichte, folgen nun die Briefe des Dichters an May Ziadeh. Die Korrespondenz wurde von 1914 bis 1931 geführt. Es sind Liebesbriefe, die eine "passion sentimentale" widerspiegeln, freilich nur von einer Seite: Denn die Briefe Mays an Gibran fehlen; sie sind wohl vernichtet worden. Enthielten sie vielleicht allzu Privates? Die Familie May Ziadehs war einfach nicht bereit - so lautet eine andere Version -, mit Rücksichtnahme auf die Familie ihre Briefe zur Veröffentlichung freizugeben. So muss man aus den Briefen Gibrans erraten, worauf er jeweils antwortet.

Die Briefpartner haben sich niemals gesehen. Gibran ermuntert May immer wieder, an ihr eigenes Werk zu glauben - was selbst unter den in vielem moderner denkenden arabischen Christen nicht immer einfach war. Gibran selbst wurde zwar durch die Begegnung mit der Kunst des Westens zu einem literarisch unverwechselbaren Schaffen befreit, doch litt er sein Leben lang unter der großen Distanz, die zwischen ihm und seinem libanesischen Geburtsort Bscharre lag. Er stillte seine Sehnsucht nach dem Wadi Kadischa und den Zedern des Libanons durch sein Werk.

In den Briefen an May zeigt sich Gibran so, wie ihn viele schon immer sahen: als verständiger, einfühlsamer Partner einer Frau, die er von ferne verehrt, ja liebt. Das war er. Doch andererseits war er auch kein Heiliger. Um ihn ist viel Hagiografie, besonders bei seiner Mitarbeiterin und Biografin Barbara Young. Die Hippie-Bewegung mit ihrem Hang zur Esoterik hat Gibrans Werk vollends in die Nähe des Eskapismus und der kulturkritischen Alternativ-Szene gerückt. Das hat Gibrans Dichtungen zwar mit einem Schlage bekannter gemacht, ihnen aber vielleicht nicht genützt. Der Verfasser dieser Zeilen macht kein Hehl aus seiner Auffassung, dass er ein Buch wie "Jesus Menschensohn" oder "Die Stürme", dazu auch viele der Gedichte Gibrans ansprechender findet als "Der Prophet".

Zwischen 1921 und 1923 häufen sich die Briefe. Gibran geht von der Anrede "Liebes Fräulein Marie Ziadeh" zu "Liebe May" oder einfach "May" über. Im Jahre 1923 erreicht diese Passion offenbar ihre höchste Intensität, die Briefe sind länger und intimer. May hat dem von ferne Geliebten offensichtlich Bilder geschickt und ihm Persönliches berichtet, etwa über ihre neueste Frisur. Dazwischen erscheint immer wieder viel Heimweh, Seelenschmerz und Introspektion über das Künstlertum und seine Bedingungen, zumal in der Fremde. Der Ton, häufig zwischen Sentimentalität und Erhabenheit wechselnd, entspricht dem platonischen Charakter dieser Liebe, die - wie Gibran bemerkt - der üblichen "sexuellen Akrobatik" der Männer nicht bedarf.

Seinen letzten Liebesbrief schrieb Gibran, nach längerer Pause, zwei Wochen vor seinem Tod im Jahre 1931. Darin singt er ein hymnisches Lob der Frau. Nach seinem frühen Tod versank May Ziadeh in schwere Depressionen. Ihre Familie wollte sie für geisteskrank erklären lassen und enterben. Ihr Dichtertum verstummte. Sie starb zehn Jahre nach dem Geliebten.

WOLFGANG GÜNTER LERCH.

Khalil Gibran: "Liebesbriefe an May Ziadeh". Hrsg. und aus dem Arabischen übersetzt von Ursula Assaf und S. Yussuf Assaf. Walter Verlag, Düsseldorf 2000. 140 S., geb., 29,80 DM.

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Wolfgang Günter Lerch weist zunächst auf die durchaus fragwürdige "Schwärmerei" vieler Anhänger Gibrans hin, die seinem Werk vor allem in den USA eher einen Bärendienst erwiesen hat. Im folgenden beschäftigt sich Lerch mit der Biografie der Briefpartner, die sich nie gesehen haben; Gibran lebte nach der Auswanderung seiner Familie in Amerika, Ziadeh in Ägypten. Die Briefe, von denen nur Gibrans hier vorliegen, beschreibt er als Dokumente einer Leidenschaft, in der sich Zuneigung und Ermutigung für die Schriftstellerkollegin mischen mit "viel Heimweh, Seelenschmerz und Introspektion über das Künstlertum". Der Ton der Briefe ist manchmal sublim und dann wieder sentimental, schreibt Lerch, und schließt mit der Bemerkung, dass Ziadeh nach dem Tod Gibrans in Depressionen versank und nicht mehr geschrieben hat.

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