Graf Goertz begann als Erzieher des späteren Goethe-Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar, den er auf dessen Kavaliersreise nach Paris begleitete. Friedrich II . diente er später als Geheimdiplomat. In der Korrespondenz des Grafen geht es aber nicht nur um die große "kalte" Politik. Goertz Frau Caroline langweilte sich am kleinen Weimarer Hof mit seinem Klatsch und seinen Intrigen. Ihre Briefe sind offen und kritisch Goethe und seine Künstlerentourage sind genauso Gegenstand ihrer täglichen Berichte an ihren "lieben Freund" wie die Krankheiten der Kinder. Goertz revanchierte sich bei seiner "besten Frau" mit Schilderungen der Residenzstädte, in die er kam, und übermittelte lebhafte Porträts seiner Zeitgenossen.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Zumindest hat sich Rezensent Gustav Seibt mit diesen nun von Norbert Leithold herausgegebenen "Liebesbriefen und Geheimdepeschen" zwischen dem Grafen Johann Eustach von Goertz und seiner Gemahlin Caroline amüsiert. Nicht nur, weil er dem Privathistoriker schriftstellerisches Talent attestiert, sondern auch, weil der Kritiker in den bisweilen "empfindsamen" Briefen des Ehepaar Goertz' allerhand "Spott und Tratsch" über den Weimarer Hof erfährt. Goethe, dem sie feindlich gegenüberstanden, hätten sie etwa nur als "das Postskriptum" bezeichnet; auch über die Treffen des Großherzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach mit Literaten wie Diderot und D'Alembert hat der Rezensent hier viel Interessantes gelesen. Allerdings hätte er sich gewünscht, dass der "wurschtige" Verlag dem "enthusiastischen Dilettanten" einen Gegenleser an die Seite gesetzt hätte: manch unsinnige Behauptung und unbegründete Spekulation wäre dem Leser so erspart worden, glaubt der Kritiker, der die paraphrasierten Briefe von Goertz auch gerne im Wortlaut gelesen hätte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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