Vom Autor der Bestseller »Die Erfindung des Lebens« und »Die Moselreise«.
Ein Mann und eine Frau treffen in einem Hotel im Alpenvorland ein. Sie bemerken einander und tauschen von da an geheime Zeichen aus. Kleine Botschaften, Hinweise auf Lektüren und Musikstücke - und ohne dass die beiden auch nur ein einziges Wort miteinander wechseln, verwickeln sie sich in das Mysterium der Annäherung, das von fernöstlichen Liebesritualen inspiriert ist. So entsteht eine vom Gewohnten und den üblichen Auseinandersetzungen weit entfernte Liebe, für die nur eines zählt: die Liebe selber.
Ein Mann und eine Frau treffen in einem Hotel im Alpenvorland ein. Sie bemerken einander und tauschen von da an geheime Zeichen aus. Kleine Botschaften, Hinweise auf Lektüren und Musikstücke - und ohne dass die beiden auch nur ein einziges Wort miteinander wechseln, verwickeln sie sich in das Mysterium der Annäherung, das von fernöstlichen Liebesritualen inspiriert ist. So entsteht eine vom Gewohnten und den üblichen Auseinandersetzungen weit entfernte Liebe, für die nur eines zählt: die Liebe selber.
"Ortheil schreibt die spannendsten und auch poetischsten deutschen Liebesgeschichten unserer Zeit." Gert Scobel / 3satbuchzeit
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Misslungen scheint Pia Reinacher dieser letzte Teil einer Trilogie, mit der der Autor den Versuch unternimmt, dem Gefühl Liebe literarischen Ausdruck zu verleihen. Oder geht es doch bloß um Sex? Reinacher ist da gar nicht sicher. Allerdings spielt das auch kaum eine Rolle, denn der Roman zündet nicht, bewegt nichts bei der Rezensentin, außer dem Gefühl, einem heillos überreflektierten Papiertiger begegnet zu sein, einer Passion, die den Namen nicht verdient, einem Stück Konzeptliteratur, das zwischen Mann und Frau (hier: in einem Grandhotel in den Bergen) bildungsbürgerliche Versatzstücke bewegt. Rätselhaft, meint Reinacher, aber ohne Geheimnis.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.02.2012Wenn Papiertiger lieben
Konzeptgefühl: Hanns-Josef Ortheils "Liebesnähe"
Die Liebe ist eine Himmelsmacht. Sie befeuert den Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil zu immer neuen Experimenten am mysteriösen Objekt der Begierde. Je verzwickter die Lage, je undurchschaubarer die erotischen Verhältnisse, desto begieriger macht er sich auf zu immer neuen Expeditionen, um ein ozeanisches Gefühl zu enträtseln. Am spannendsten gelang ihm das mit seinem Bestseller "Die große Liebe" (2003), der die konfliktreiche Begegnung zwischen einer italienischen Meeresbiologin und einem deutschen Fernsehredakteur schildert. Bereits in etwas kitschige Schieflage geriet vier Jahre später der Roman "Das Verlangen nach Liebe" (2007), der Feldforschung auf dem Gebiet der romantischen Liebe betrieb.
Jetzt beschließt Ortheil seine Trilogie der Leidenschaft mit "Liebesnähe", einem Roman, der nochmals die Verzückung der Annäherung und die Inbrunst großer Emotionen feiert. Wieder schlägt die literarische Stunde der Passion. Aber ach, es ist ein Papiertiger, der einsam auf dem Pfad der Begierde durch unwegsames Dschungelgebiet schleicht. "Liebesnähe", ein ziselierter Roman über die Anziehung zwischen einer Frau und einem Mann, die sich zufällig in einem prächtigen Hotel in den Bergen treffen, ist Konzeptliteratur, ausgedacht und konstruiert. Eine mit verbalen Versatzstücken und Anspielungen aus Kunst, Literatur und Musik zusammengebaute Leidenschaft. Ortheil legt mit seinem Buch eine artifiziell flirrende Abhandlung über die diffizilen Momente einer Liaison vor, die einem Realitätstest kaum standhalten würde. Kein Wunder, dass der Funke nicht zünden will.
Worum geht es? Zwischen der Künstlerin Jule und Johannes, einem Schriftsteller mit Schreib- und Liebesblockade, entspinnen sich geheime Fäden. Ihre Zufallsbegegnung im Luxushotel entwickelt sich zu einer Art geschwisterlicher Wahlverwandtschaft. Die anspielungsreichen Gespräche im Hotel ufern in eine rätselvolle Beziehung aus, die sich aus dem Austausch von allerlei Zeichen und Botschaften ergibt und die am Ende doch noch in einer realen Liebesbegegnung gipfelt. Zuvor allerdings muss erst noch Klippe um Klippe gemeistert werden. Denn die Annäherung ist schwierig, Kommunikation beinahe unmöglich. Die Distanz überwinden die beiden mit altmodischen wie mit modernen Mitteln: Strategisch plazierte Zettelchen mit geheimnisvollen Botschaften gehören genauso zum Kommunikationskonzept wie E-Mails als erotisierende Weckrufe, verschlüsselte SMS, erquickende Handyanrufe oder komplizierte Installationen von Kameras in der Nähe von Pools und Hotelbetten. Außerdem mischt Jule Klänge von altjapanischen Trommeln, Bilder von gefilmten Buchdeckeln wie dem "Kopfkissenbuch" der Hofdame Sei Shonagon sowie zahlreiche Selbstaufnahmen, mit und ohne Hotelbademantel, auf und neben dem Bett, zu einem eigenen Video zusammen.
Damit nicht genug: Im Hintergrund zieht eine Art Liebeslehrerin und Aufsichtsdame die Fäden und gibt von Fall zu Fall die für die semiamourösen Begegnungen nötigen Regieanweisungen. Katharina ist die Witwe eines bekannten Galeriebesitzers, die jetzt als weise gewordene Hotelbuchhändlerin die sich anbahnenden zarten Bande unterstützt. Sie empfiehlt als Aphrodisiakum inspirierende Liebesbücher, zeigt sich als gute Zuhörerin, die den Weg weist und Konflikte entschärft, und entpuppt sich zu guter Letzt als Stiefmutter von Jule, die ihre wahre Identität vor dem langjährigen Freund Johannes lange verborgen hielt - der Kreis der Wahlverwandtschaft hat sich geschlossen.
Die Wirkung dieses literarischen Liebestranks auf den Leser bleibt verwirrend. Ist das nun geschriebener Sex? Ist es gelebte und aufgeschriebene Liebe, mit einem Stich ins Voyeuristische? Ist es das Tagebuch einer verqueren Beziehung? Oder ist es ganz einfach das Protokoll einer auf virtuellen Freuden gründenden Expedition ins Innere eines ebenso kapriziösen wie flüchtigen Gefühls? Hélas, was immer wir vor uns haben: "Liebesnähe" ist ein Zaubertrank ohne Wirkung. Vielleicht, weil dieser Roman mehr analysiert und reflektiert als erzählt. Auf jeden Fall aber ist es ein missglückter Versuch, ein quecksilbriges Gefühl literarisch wirkungsvoll zu bändigen.
PIA REINACHER
Hanns-Josef Ortheil: "Liebesnähe". Roman.
Luchterhand Literaturverlag, München 2011. 393 S., geb., 21,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Konzeptgefühl: Hanns-Josef Ortheils "Liebesnähe"
Die Liebe ist eine Himmelsmacht. Sie befeuert den Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil zu immer neuen Experimenten am mysteriösen Objekt der Begierde. Je verzwickter die Lage, je undurchschaubarer die erotischen Verhältnisse, desto begieriger macht er sich auf zu immer neuen Expeditionen, um ein ozeanisches Gefühl zu enträtseln. Am spannendsten gelang ihm das mit seinem Bestseller "Die große Liebe" (2003), der die konfliktreiche Begegnung zwischen einer italienischen Meeresbiologin und einem deutschen Fernsehredakteur schildert. Bereits in etwas kitschige Schieflage geriet vier Jahre später der Roman "Das Verlangen nach Liebe" (2007), der Feldforschung auf dem Gebiet der romantischen Liebe betrieb.
Jetzt beschließt Ortheil seine Trilogie der Leidenschaft mit "Liebesnähe", einem Roman, der nochmals die Verzückung der Annäherung und die Inbrunst großer Emotionen feiert. Wieder schlägt die literarische Stunde der Passion. Aber ach, es ist ein Papiertiger, der einsam auf dem Pfad der Begierde durch unwegsames Dschungelgebiet schleicht. "Liebesnähe", ein ziselierter Roman über die Anziehung zwischen einer Frau und einem Mann, die sich zufällig in einem prächtigen Hotel in den Bergen treffen, ist Konzeptliteratur, ausgedacht und konstruiert. Eine mit verbalen Versatzstücken und Anspielungen aus Kunst, Literatur und Musik zusammengebaute Leidenschaft. Ortheil legt mit seinem Buch eine artifiziell flirrende Abhandlung über die diffizilen Momente einer Liaison vor, die einem Realitätstest kaum standhalten würde. Kein Wunder, dass der Funke nicht zünden will.
Worum geht es? Zwischen der Künstlerin Jule und Johannes, einem Schriftsteller mit Schreib- und Liebesblockade, entspinnen sich geheime Fäden. Ihre Zufallsbegegnung im Luxushotel entwickelt sich zu einer Art geschwisterlicher Wahlverwandtschaft. Die anspielungsreichen Gespräche im Hotel ufern in eine rätselvolle Beziehung aus, die sich aus dem Austausch von allerlei Zeichen und Botschaften ergibt und die am Ende doch noch in einer realen Liebesbegegnung gipfelt. Zuvor allerdings muss erst noch Klippe um Klippe gemeistert werden. Denn die Annäherung ist schwierig, Kommunikation beinahe unmöglich. Die Distanz überwinden die beiden mit altmodischen wie mit modernen Mitteln: Strategisch plazierte Zettelchen mit geheimnisvollen Botschaften gehören genauso zum Kommunikationskonzept wie E-Mails als erotisierende Weckrufe, verschlüsselte SMS, erquickende Handyanrufe oder komplizierte Installationen von Kameras in der Nähe von Pools und Hotelbetten. Außerdem mischt Jule Klänge von altjapanischen Trommeln, Bilder von gefilmten Buchdeckeln wie dem "Kopfkissenbuch" der Hofdame Sei Shonagon sowie zahlreiche Selbstaufnahmen, mit und ohne Hotelbademantel, auf und neben dem Bett, zu einem eigenen Video zusammen.
Damit nicht genug: Im Hintergrund zieht eine Art Liebeslehrerin und Aufsichtsdame die Fäden und gibt von Fall zu Fall die für die semiamourösen Begegnungen nötigen Regieanweisungen. Katharina ist die Witwe eines bekannten Galeriebesitzers, die jetzt als weise gewordene Hotelbuchhändlerin die sich anbahnenden zarten Bande unterstützt. Sie empfiehlt als Aphrodisiakum inspirierende Liebesbücher, zeigt sich als gute Zuhörerin, die den Weg weist und Konflikte entschärft, und entpuppt sich zu guter Letzt als Stiefmutter von Jule, die ihre wahre Identität vor dem langjährigen Freund Johannes lange verborgen hielt - der Kreis der Wahlverwandtschaft hat sich geschlossen.
Die Wirkung dieses literarischen Liebestranks auf den Leser bleibt verwirrend. Ist das nun geschriebener Sex? Ist es gelebte und aufgeschriebene Liebe, mit einem Stich ins Voyeuristische? Ist es das Tagebuch einer verqueren Beziehung? Oder ist es ganz einfach das Protokoll einer auf virtuellen Freuden gründenden Expedition ins Innere eines ebenso kapriziösen wie flüchtigen Gefühls? Hélas, was immer wir vor uns haben: "Liebesnähe" ist ein Zaubertrank ohne Wirkung. Vielleicht, weil dieser Roman mehr analysiert und reflektiert als erzählt. Auf jeden Fall aber ist es ein missglückter Versuch, ein quecksilbriges Gefühl literarisch wirkungsvoll zu bändigen.
PIA REINACHER
Hanns-Josef Ortheil: "Liebesnähe". Roman.
Luchterhand Literaturverlag, München 2011. 393 S., geb., 21,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Ihm ist ein wunderschönes Liebesmärchen gelungen. Sinnlich, traumhaft, auch kulinarisch."