In den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts begegnen sich die österreichische Malerin Marie-Louise von Motesiczky (1906-1996) und der Schriftsteller und spätere Nobelpreisträger Elias Canetti (1905-1994). Beide sind vor den Nazis von Wien nach England geflüchtet, beide sind Künstler. Die Malerin aus wohlhabender Familie unterstützt den Dichter finanziell, und er unterstützt sie in ihrem Kunstschaffen. Sie verlieben sich und führen bis zu Canettis Tod im Jahr 1994 eine spannungsreiche Beziehung, belastet von ungleichen Lebensbedingungen und unerfüllten Hoffnungen. In ihren Briefen aus fünf Jahrzehnten entsteht ein großer tragischer Liebesroman.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.03.2014NEUE TASCHENBÜCHER
Der Freund
der Künstlerin
Besonders in den letzten Lebensjahren hatte sich Elias Canetti vollkommen eingeigelt in seinem Schweizer Domizil, ließ sich allerhand Ausreden einfallen, um sich am Telefon selber zu verleugnen. Auch in seinen Romanen hat man selten das Gefühl, dem Menschen Canetti näher zu kommen. Es geht immer ums Große, ums Ganze, dies in bisweilen intim anmutenden Details, dennoch nie um den Autor. Vielleicht ist das auch gut so, denn so richtig sympathisch wird einem der Mensch Canetti auch beim Lesen seiner Briefe nicht unbedingt, nicht einmal dann, wenn er in aufrichtiger Schmeichelprosa seine Freundin Marie-Louise von Motesiczky umwirbt, ermuntert, belehrt, väterlich lobt. Oft sieht er in ihr vor allem die anhängliche Bewunderin. Dann wieder fordert er sie auf, sich mehr zuzutrauen. Motesiczky, die mit Canetti von Wien nach London floh und ihn in jungen Jahren finanziell unterstützte, ist Malerin – ein Porträt Canettis hängt in der National Portrait Gallery, sie studierte bei Max Beckmann. Dieser Briefwechsel ist neben der oft tragischen Lebensliebesgeschichte ein erstrangiges Zeitzeugnis; mit beeindruckendem Namensregister.
HELMUT MAURÓ
Elias Canetti, Marie-
Louise von Motesiczky: Liebhaber ohne Adresse. Briefwechsel 1942-1992. Fischer Verlag, Frankfurt am Main. 2014.
384 Seiten, 12,99 Euro.
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Der Freund
der Künstlerin
Besonders in den letzten Lebensjahren hatte sich Elias Canetti vollkommen eingeigelt in seinem Schweizer Domizil, ließ sich allerhand Ausreden einfallen, um sich am Telefon selber zu verleugnen. Auch in seinen Romanen hat man selten das Gefühl, dem Menschen Canetti näher zu kommen. Es geht immer ums Große, ums Ganze, dies in bisweilen intim anmutenden Details, dennoch nie um den Autor. Vielleicht ist das auch gut so, denn so richtig sympathisch wird einem der Mensch Canetti auch beim Lesen seiner Briefe nicht unbedingt, nicht einmal dann, wenn er in aufrichtiger Schmeichelprosa seine Freundin Marie-Louise von Motesiczky umwirbt, ermuntert, belehrt, väterlich lobt. Oft sieht er in ihr vor allem die anhängliche Bewunderin. Dann wieder fordert er sie auf, sich mehr zuzutrauen. Motesiczky, die mit Canetti von Wien nach London floh und ihn in jungen Jahren finanziell unterstützte, ist Malerin – ein Porträt Canettis hängt in der National Portrait Gallery, sie studierte bei Max Beckmann. Dieser Briefwechsel ist neben der oft tragischen Lebensliebesgeschichte ein erstrangiges Zeitzeugnis; mit beeindruckendem Namensregister.
HELMUT MAURÓ
Elias Canetti, Marie-
Louise von Motesiczky: Liebhaber ohne Adresse. Briefwechsel 1942-1992. Fischer Verlag, Frankfurt am Main. 2014.
384 Seiten, 12,99 Euro.
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