"Luis Leante hat Filmdrehbücher geschrieben, und das merkt man: sein Buch ist wie großes Hollywoodkino, eine ganz besondere Liebesgeschichte in beeindruckenden Bildern und mit wirklich intensiven Schilderungen der Wüste und der Menschen, die dort leben. Ein Zufallsfund, für Sie gelesen. Das Buch wird Sie nicht enttäuschen." (Elke Heidenreich)
Montse und Santiago sind achtzehn, als sie sich 1974 in Barcelona verlieben. Doch ihre Liebe scheitert an den Umständen: Sie, Tochter aus gutem Hause und er, der Automechaniker aus dem Hafenviertel - zu viel steht zwischen ihnen.
Fünfundzwanzig Jahre später entdeckt Montse, dass Santiago, ganz entgegen ihre Vermutung, noch lebt - irgendwo in der Wüste Nordafrikas. Und sie macht sich auif die Suche
Leantes Schreiben bewegt sich zwischen großen Gefühlen wie in Ondaatjes »Der englische Patient« und monumentalen Landschaftsbeschreibungen wie bei Hemingway oder Paul Bowles und erzählt die Geschichte einer Liebe, die die Zeit überdauert.
Montse und Santiago sind achtzehn, als sie sich 1974 in Barcelona verlieben. Doch ihre Liebe scheitert an den Umständen: Sie, Tochter aus gutem Hause und er, der Automechaniker aus dem Hafenviertel - zu viel steht zwischen ihnen.
Fünfundzwanzig Jahre später entdeckt Montse, dass Santiago, ganz entgegen ihre Vermutung, noch lebt - irgendwo in der Wüste Nordafrikas. Und sie macht sich auif die Suche
Leantes Schreiben bewegt sich zwischen großen Gefühlen wie in Ondaatjes »Der englische Patient« und monumentalen Landschaftsbeschreibungen wie bei Hemingway oder Paul Bowles und erzählt die Geschichte einer Liebe, die die Zeit überdauert.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.07.2009Die Wüste klebt
Ödnis und Herzblutoasen: Luis Leante entdeckt den kargen Zauber der Westsahara und verwandelt das Drama der Kolonialkriege in eine süffige Liebesgeschichte.
Ein Konflikt, an den sich niemand erinnern will: Der letzte Kolonialkrieg Spaniens und der letzte Afrikas zugleich. 1974 erhebt sich die Bevölkerung der Westsahara gegen Madrid, um ein unabhängiges Land zu gründen. Spanien verspricht ein Referendum, zwischendrin stirbt General Franco, die Spanier ziehen ab - letztlich nur, um das Land im "Grünen Marsch" den einfallenden Marokkanern zu überlassen. Ein Kolonialregime löst das nächste ab. Und wofür die erbitterten Kämpfe? Für eine riesige Wüstenei, halb so groß wie ganz Spanien, in der es außer Sand, Geröll und Dattelpalmen wenig gibt, für das es sich zu sterben lohnte. Gestorben wird trotzdem. Wobei kaum ein junger Wehrdienstleistender in der spanischen Legion die Zusammenhänge begreift.
Nicht anders geht es wohl zunächst einem in der Geschichte des spanischen Kolonialismus unbeschlagenen deutschen Leser, wenn er sich in Luis Leantes jüngsten Roman versenkt. Doch trotz dieser bedrückenden Thematik und des unwirtlichen Schauplatzes zieht der Roman von Beginn an in seine Handlung. Warum das so ist, erklärt sich weniger aus der Faszination der Kriegsereignisse als aus einem Titel, der so gar nicht zu letzteren passen möchte: "Liebst du mich?". Leante greift zwar ein in Spanien lange totgeschwiegenes Kapitel der jüngsten Geschichte auf. Doch er kompensiert seine Leserschaft für diese Anstrengung mit viel Herz und Schmerz, vermischt mit einer Prise karger Exotik.
Der Wind in den Dünen; die flirrende Hitze, die jeden einsamen Wanderer in wenigen Stunden dehydrieren lässt; die endlosen Stein- und Geröllfelder; die abweisende Zurückhaltung der Saharauis, hinter der sich eine aufopferungsvolle Gastfreundschaft und Loyalität verbirgt: Für den jungen Legionär Santiago San Román entwickelt diese Welt eine immer stärkere Faszination. Bis der unpolitische Sohn einer Tabakladen-Besitzerin aus Barceloneta schließlich mitten in der Sahara zum Widerständler gegen sein eigenes Land wird. Eigentlich hat der junge Mechanikerlehrling ganz andere Sorgen als Freiheitskämpfe in Nordafrika.
Im heißen Sommer 1974 hat er sich in Montse verliebt, eine höhere Akademikertochter aus den feinen Vierteln Barcelonas. Gegen den Protest ihrer Familie stürzt sich die naive Studentin in eine Liebschaft, die bald abrupt endet: ungewollte Schwangerschaft, Eifersuchtsszenen, beleidigte Trennung - und schließlich Santiagos Einberufung zum Wehrdienst. Während der Rekrut im wahrsten Sinne des Wortes in die Wüste geschickt wird, fängt Montses Familie seine Liebesbriefe ab. Auch nach Montses Fehlgeburt wiegt Santiago sich so weiter im Irrglauben, Vater zu sein. Dann dringt die Nachricht nach Barcelona, Korporal San Román sei beim "Grünen Marsch" ums Leben gekommen.
Einem dergleichen linearen Handlungsverlauf allerdings entzieht sich der Roman systematisch. Leante zertrennt und verschachtelt verschiedene Zeitebenen und fügt sie in einem komplexen Rückblenden-Puzzle wieder zusammen. Effekt ist weniger narratives Experiment denn klassischer Suspense wie im Thriller nach Hollywood-Bauart, wo Vergangenheit und Gegenwart Stück um Stück auf einen Höhepunkt hinkonstruiert sind. So wird die Vergangenheit zusehends von der Gegenwart eingeholt. Im Moment der Millenniums-Feier findet Montse, sechsundzwanzig Jahre später nun Dr. Montserrat Cambra, lebenskrisengeplagte Ärztin eines Barceloneser Krankenhauses, bei einer Unfalltoten aus der Westsahara ein Bündel Fotos.
Beim Durchblättern stößt sie auf eines, das unverkennbar Santiago San Román zeigt, lange nach seinem vermeintlichen Tod, mit Turban in der Landestracht der Saharauis. Ist ihre Jugendliebe in Wirklichkeit noch am Leben? Ohne zu zögern, quittiert Montse den Dienst, begibt sich auf die Suche in die Sahara, verwickelt sich in haarsträubende Abenteuer, wird entführt, vom Skorpion gebissen, in der Wüste verlassen, verhungert und verdurstet fast, um schließlich von aufopferungsvollen Saharaui-Frauen gerettet zu werden und ihrem verflossenen Liebhaber weiter hinterherzuspüren.
Dass Kriegs- und Kolonialismuskritik, zuckersüß kandiert mit Liebesstürmen, angeröstet mit Abenteuern und einer Spur Wüstenflair, in der Unterhaltungsbranche eine sichere Bank sind, dürfte keine Überraschung sein seit den sieben Oscars für "Lawrence von Arabien" 1963 oder den neun für "Der englische Patient" 1996. Weniger leicht zu beantworten ist die Frage, warum das Buch unter fast sechshundert Kandidaten und unter der Leitung eines so illustren Jurypräsidenten wie Mario Vargas Llosa kurz nach seinem Erscheinen in Spanien mit dem prestigereichen Alfaguara-Preis ausgezeichnet wurde.
Offenkundig Profi in der Produktion von klappentextreifen Formulierungen, lobte der peruanische Großschriftsteller "Liebst du mich?" als "eine wunderschöne Liebesgeschichte voller grandioser Landschaftsbeschreibungen". Ob allerdings Liebe und Landschaft allein ausreichen, um eine solche - mit über 130 000 Euro Preisgeld noch dazu schwindelerregend hoch dotierte - Auszeichnung zu verdienen, ist gerade mit Blick auf die sprachlichen Mängel des Buches fraglich. Diese sind im Übrigen nicht der Übersetzung von Lisa Grüneisen zur Last zu legen, deren Expertise die Klischeeakkumulation des Originals nicht ausmerzen kann. Wenn Montse sich verliebt, bekommt sie "Schmetterlinge im Bauch". Dann hat "sie das Gefühl, dass die Welt sich drehte", hat "das Gefühl, als regneten Blütenblätter auf sie herab". Und um die Distanz zwischen Romanärztin und Arztroman auf die Dünne eines Blütenblatts zu reduzieren, entscheidet Montse nach dem ersten Mund-zu-Mund-Kontakt mit einem Mann, "nicht die Zähne zu putzen, um Santiagos Kuss so lange wie möglich zu schmecken".
So ist kaum zu vermeiden, dass der süße Honig der Liebe (um einmal im Stilregister zu bleiben) in Kombination mit trockenem Saharasand ein ziemlich klebriges Amalgam ergibt, das die Zähne vernehmlich zum Knirschen bringt und einen dreihundertseitigen Lesemarsch nicht immer zum Vergnügen macht. Allerdings lohnt es sich unbedingt, bis zum Schluss durchzuhalten. Denn dort reißt Leante das Steuer überraschend noch herum: er lässt das scheinbar minutiös auf den Showdown ausgerichtete Geflecht von Suspense und Rückblenden buchstäblich im Sande verlaufen. Verlassen, ohne befriedigende Sicherheit bleiben Helden und Leser in der Wüste zurück - und spiegeln damit das Schicksal der realen Menschen in diesem Landstrich. Bis heute wartet das Volk der Saharauis auf Selbstbestimmung, ohne dass die Weltöffentlichkeit davon Notiz nähme. Denn wen interessiert schon ein verlassener Wüstenstaat? Es sei denn, es gäbe in ihm Ölquellen zu erobern - oder Stoff für einen Bestseller.
FLORIAN BORCHMEYER
Luis Leante: "Liebst du mich?" Roman. Aus dem Spanischen von Lisa Grüneisen. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009. 300 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ödnis und Herzblutoasen: Luis Leante entdeckt den kargen Zauber der Westsahara und verwandelt das Drama der Kolonialkriege in eine süffige Liebesgeschichte.
Ein Konflikt, an den sich niemand erinnern will: Der letzte Kolonialkrieg Spaniens und der letzte Afrikas zugleich. 1974 erhebt sich die Bevölkerung der Westsahara gegen Madrid, um ein unabhängiges Land zu gründen. Spanien verspricht ein Referendum, zwischendrin stirbt General Franco, die Spanier ziehen ab - letztlich nur, um das Land im "Grünen Marsch" den einfallenden Marokkanern zu überlassen. Ein Kolonialregime löst das nächste ab. Und wofür die erbitterten Kämpfe? Für eine riesige Wüstenei, halb so groß wie ganz Spanien, in der es außer Sand, Geröll und Dattelpalmen wenig gibt, für das es sich zu sterben lohnte. Gestorben wird trotzdem. Wobei kaum ein junger Wehrdienstleistender in der spanischen Legion die Zusammenhänge begreift.
Nicht anders geht es wohl zunächst einem in der Geschichte des spanischen Kolonialismus unbeschlagenen deutschen Leser, wenn er sich in Luis Leantes jüngsten Roman versenkt. Doch trotz dieser bedrückenden Thematik und des unwirtlichen Schauplatzes zieht der Roman von Beginn an in seine Handlung. Warum das so ist, erklärt sich weniger aus der Faszination der Kriegsereignisse als aus einem Titel, der so gar nicht zu letzteren passen möchte: "Liebst du mich?". Leante greift zwar ein in Spanien lange totgeschwiegenes Kapitel der jüngsten Geschichte auf. Doch er kompensiert seine Leserschaft für diese Anstrengung mit viel Herz und Schmerz, vermischt mit einer Prise karger Exotik.
Der Wind in den Dünen; die flirrende Hitze, die jeden einsamen Wanderer in wenigen Stunden dehydrieren lässt; die endlosen Stein- und Geröllfelder; die abweisende Zurückhaltung der Saharauis, hinter der sich eine aufopferungsvolle Gastfreundschaft und Loyalität verbirgt: Für den jungen Legionär Santiago San Román entwickelt diese Welt eine immer stärkere Faszination. Bis der unpolitische Sohn einer Tabakladen-Besitzerin aus Barceloneta schließlich mitten in der Sahara zum Widerständler gegen sein eigenes Land wird. Eigentlich hat der junge Mechanikerlehrling ganz andere Sorgen als Freiheitskämpfe in Nordafrika.
Im heißen Sommer 1974 hat er sich in Montse verliebt, eine höhere Akademikertochter aus den feinen Vierteln Barcelonas. Gegen den Protest ihrer Familie stürzt sich die naive Studentin in eine Liebschaft, die bald abrupt endet: ungewollte Schwangerschaft, Eifersuchtsszenen, beleidigte Trennung - und schließlich Santiagos Einberufung zum Wehrdienst. Während der Rekrut im wahrsten Sinne des Wortes in die Wüste geschickt wird, fängt Montses Familie seine Liebesbriefe ab. Auch nach Montses Fehlgeburt wiegt Santiago sich so weiter im Irrglauben, Vater zu sein. Dann dringt die Nachricht nach Barcelona, Korporal San Román sei beim "Grünen Marsch" ums Leben gekommen.
Einem dergleichen linearen Handlungsverlauf allerdings entzieht sich der Roman systematisch. Leante zertrennt und verschachtelt verschiedene Zeitebenen und fügt sie in einem komplexen Rückblenden-Puzzle wieder zusammen. Effekt ist weniger narratives Experiment denn klassischer Suspense wie im Thriller nach Hollywood-Bauart, wo Vergangenheit und Gegenwart Stück um Stück auf einen Höhepunkt hinkonstruiert sind. So wird die Vergangenheit zusehends von der Gegenwart eingeholt. Im Moment der Millenniums-Feier findet Montse, sechsundzwanzig Jahre später nun Dr. Montserrat Cambra, lebenskrisengeplagte Ärztin eines Barceloneser Krankenhauses, bei einer Unfalltoten aus der Westsahara ein Bündel Fotos.
Beim Durchblättern stößt sie auf eines, das unverkennbar Santiago San Román zeigt, lange nach seinem vermeintlichen Tod, mit Turban in der Landestracht der Saharauis. Ist ihre Jugendliebe in Wirklichkeit noch am Leben? Ohne zu zögern, quittiert Montse den Dienst, begibt sich auf die Suche in die Sahara, verwickelt sich in haarsträubende Abenteuer, wird entführt, vom Skorpion gebissen, in der Wüste verlassen, verhungert und verdurstet fast, um schließlich von aufopferungsvollen Saharaui-Frauen gerettet zu werden und ihrem verflossenen Liebhaber weiter hinterherzuspüren.
Dass Kriegs- und Kolonialismuskritik, zuckersüß kandiert mit Liebesstürmen, angeröstet mit Abenteuern und einer Spur Wüstenflair, in der Unterhaltungsbranche eine sichere Bank sind, dürfte keine Überraschung sein seit den sieben Oscars für "Lawrence von Arabien" 1963 oder den neun für "Der englische Patient" 1996. Weniger leicht zu beantworten ist die Frage, warum das Buch unter fast sechshundert Kandidaten und unter der Leitung eines so illustren Jurypräsidenten wie Mario Vargas Llosa kurz nach seinem Erscheinen in Spanien mit dem prestigereichen Alfaguara-Preis ausgezeichnet wurde.
Offenkundig Profi in der Produktion von klappentextreifen Formulierungen, lobte der peruanische Großschriftsteller "Liebst du mich?" als "eine wunderschöne Liebesgeschichte voller grandioser Landschaftsbeschreibungen". Ob allerdings Liebe und Landschaft allein ausreichen, um eine solche - mit über 130 000 Euro Preisgeld noch dazu schwindelerregend hoch dotierte - Auszeichnung zu verdienen, ist gerade mit Blick auf die sprachlichen Mängel des Buches fraglich. Diese sind im Übrigen nicht der Übersetzung von Lisa Grüneisen zur Last zu legen, deren Expertise die Klischeeakkumulation des Originals nicht ausmerzen kann. Wenn Montse sich verliebt, bekommt sie "Schmetterlinge im Bauch". Dann hat "sie das Gefühl, dass die Welt sich drehte", hat "das Gefühl, als regneten Blütenblätter auf sie herab". Und um die Distanz zwischen Romanärztin und Arztroman auf die Dünne eines Blütenblatts zu reduzieren, entscheidet Montse nach dem ersten Mund-zu-Mund-Kontakt mit einem Mann, "nicht die Zähne zu putzen, um Santiagos Kuss so lange wie möglich zu schmecken".
So ist kaum zu vermeiden, dass der süße Honig der Liebe (um einmal im Stilregister zu bleiben) in Kombination mit trockenem Saharasand ein ziemlich klebriges Amalgam ergibt, das die Zähne vernehmlich zum Knirschen bringt und einen dreihundertseitigen Lesemarsch nicht immer zum Vergnügen macht. Allerdings lohnt es sich unbedingt, bis zum Schluss durchzuhalten. Denn dort reißt Leante das Steuer überraschend noch herum: er lässt das scheinbar minutiös auf den Showdown ausgerichtete Geflecht von Suspense und Rückblenden buchstäblich im Sande verlaufen. Verlassen, ohne befriedigende Sicherheit bleiben Helden und Leser in der Wüste zurück - und spiegeln damit das Schicksal der realen Menschen in diesem Landstrich. Bis heute wartet das Volk der Saharauis auf Selbstbestimmung, ohne dass die Weltöffentlichkeit davon Notiz nähme. Denn wen interessiert schon ein verlassener Wüstenstaat? Es sei denn, es gäbe in ihm Ölquellen zu erobern - oder Stoff für einen Bestseller.
FLORIAN BORCHMEYER
Luis Leante: "Liebst du mich?" Roman. Aus dem Spanischen von Lisa Grüneisen. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009. 300 S., geb., 19,95 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Florian Borchmeyer muss erst einmal das Geschichtsbuch aufschlagen, um sich den letzten Kolonialkrieg Spaniens in der Westsahara zu vergegenwärtigen, vor dessen Hintergrund Luis Leantes Roman spielt. Allerdings zieht ihn das Buch aller düsteren Thematik und aller Wüstentrockenheit zum Trotz ziemlich schnell in seinen Bann. Schuld ist die bombensichere Rezeptur aus Kolonialismuskritik, Herzschmerz und Exotik, die Leantes anwendet, wenn er erst einen jungen Legionär in die Wüste und Jahre später dessen ehemalige Geliebte auf die abenteuerliche Suche nach ihm schickt. So geschickt und spannungsvoll die Konstruktion des Handlungsverlaufs mittels verschiedener Zeitebenen und komplexen Rückblenden dem Rezensenten auch vorkommt, so schmal erscheint ihm der Grat, auf dem der Autor sich bewegt. Die Klischeedichte, erklärt Borchmeyer, droht das Buch mehr als einmal ins Arztromanfach abstürzen zu lassen. Am Ende jedoch wird sein Durchhaltevermögen belohnt: Der erwartungsgemäße Showdown verläuft "buchstäblich im Sande" und verweist den Leser überraschenderweise auf das "Schicksal der realen Menschen" in der Westsahara.
© Perlentaucher Medien GmbH
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