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Lieferketten entwickelten sich bereits im Frühkapitalismus, wurden im Zeitalter des Imperialismus ausgeweitet und bekamen seit den achtziger Jahren einen enormen Schub. Caspar Dohmen beschreibt aber nicht nur, wie das globale Geflecht von Lieferketten historisch entstanden ist, sondern auch, auf welchen Mechanismen und Machtinteressen es beruht und welche Schäden es anrichtet. Denn so lukrativ dieses Konstrukt für einige wenige Akteure sein mag, gleichzeitig ist es höchst prekär: Die Rohstoffe werden knapper, globale politische Konflikte führen zu Engpässen, und die Ausbeutung nimmt stetig zu…mehr

Produktbeschreibung
Lieferketten entwickelten sich bereits im Frühkapitalismus, wurden im Zeitalter des Imperialismus ausgeweitet und bekamen seit den achtziger Jahren einen enormen Schub. Caspar Dohmen beschreibt aber nicht nur, wie das globale Geflecht von Lieferketten historisch entstanden ist, sondern auch, auf welchen Mechanismen und Machtinteressen es beruht und welche Schäden es anrichtet. Denn so lukrativ dieses Konstrukt für einige wenige Akteure sein mag, gleichzeitig ist es höchst prekär: Die Rohstoffe werden knapper, globale politische Konflikte führen zu Engpässen, und die Ausbeutung nimmt stetig zu - weltweit sterben täglich 6. 000 Menschen bei oder infolge ihrer Arbeit. Gesetzliche Regelungen sind in Deutschland und der EU überfällig, aber hoch umstritten. Institutionen wie die Welthandelsorganisation sind geschwächt, die internationalen Handelsverträge stehen in der Kritik, Firmenskandale häufen sich. Der Ruf nach Nachhaltigkeit und fairen Arbeitsbedingungen, nach einer Bilanzierung der wahren Kosten inklusive ökologischer Schäden wird lauter.
Autorenporträt
Caspar Dohmen, freier Wirtschaftsjournalist, Buchautor und Dozent, schreibt unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, den Deutschlandfunk, WDR und SWR. Bei Wagenbach außerdem lieferbar: »Schattenwirtschaft. Die Macht der illegalen Märkte«.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Thomas Speckmann informiert sich bei Caspar Dohmen über das Lieferkettengesetz und darüber, warum es für so viel Diskussionen sorgt. Der Wirtschaftsjournalist ist für eine Regulierung der Lieferketten, schreibt Speckmann, der aber auch ohne derselben Meinung zu sein, im Buch auf allerhand Lesenswertes stößt. Etwa zur Geschichte der Lieferketten vom Frühkapitalismus bis heute und zu deren Akteuren oder zu einem wichtigen Anstoß der Regulierung, dem Einsturz einer Fabrik in Bangladesch 2013. Dass der Autor Daten sprechen lässt, findet Speckmann wohltuend.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.04.2021

Der Streit um die Lieferketten
Ein Plädoyer für strengere Regeln

Zu diesem Buch soll es auch ein Gesetz geben: Das Lieferkettengesetz dürfte noch vor Ablauf der Legislaturperiode im Bundestag beschlossen werden. Darauf hat sich die Bundesregierung im Februar verständigt. Ihr Entwurf ist - bei diesem seit Jahren stark umstrittenen Thema nicht überraschend - ein Kompromiss: Ab dem Jahr 2023 sollen große Unternehmen aus Deutschland auch bei ihren Zulieferern darauf achten müssen, dass die Menschenrechte eingehalten werden. In der Schweiz trägt ein ähnliches Vorhaben den Titel "Konzernverantwortungsinitiative". Auch sie wird zu einem Parlamentsentwurf im kommenden Jahr - allerdings lediglich in abgeschwächter Form. Zwar hatten Ende November knapp die Hälfte der Schweizer in einem Referendum für die Initiative gestimmt, aber nicht die ebenfalls erforderliche Mehrheit der Kantone. Parallel arbeitet auch schon die Europäische Kommission an einem Entwurf für eine verbindliche EU-Sorgfaltspflicht.

Warum kommt so viel Bewegung in dieses Thema? Weil dies überfällig sei, sagen Befürworter einer - strengeren - Regulierung der Lieferketten. Auch der Wirtschaftsjournalist Caspar Dohmen plädiert in seinem Buch für eine stärkere Regulierung. Man muss seine Ansicht nicht teilen, aber wer verstehen will, was sich wirtschaftshistorisch und auch ganz aktuell hinter dieser Debatte verbirgt, der wird bei Dohmen fündig. Er zeichnet die Geschichte der Lieferketten nach, ausgehend vom Frühkapitalismus über ihre Ausweitung im Zeitalter des Imperialismus bis hin zu ihrem abermaligen Ausbau seit den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Dabei stellt er vermeintliche Gewinner und Verlierer in der Kette Anbau, Produktion, Transport, Verkauf und schließlich Konsum gegenüber. Dohmen veranschaulicht seine Ausführungen anhand von Statistiken der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen.

Auslöser für die Lieferkettenregulierung war laut Dohmen ein Ereignis, das rund um die Welt für Schlagzeilen sorgte: Rana Plaza. Beim Einsturz des achtgeschossigen Fabrikkomplexes in Bangladesch im April 2013 wurden Tausende Menschen unter den Trümmern begraben - es war das schwerste Unglück in der Geschichte der Textilindustrie. Für Dohmen ist dieses Ereignis für die Lieferkettenregulierung, was Fukushima für die Energiewende war: die Katastrophe, die die Politik - zumindest in einigen Staaten - zum Umsteuern veranlasst hat.

THOMAS SPECKMANN

Caspar Dohmen: Lieferketten. Risiken globaler Arbeitsteilung für Mensch und Natur. Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2021. 176 Seiten, 18 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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