Liesel Christ - die Prinzipalin des Volkstheaters - hat sich mit ihrer großen Schauspielkunst und ihrer natürlichen Menschlichkeit in die Herzen des Publikums gespielt. Unvergesslich ist sie der Fernsehnation in der Rolle der "Mamma Hesselbach". Ihre Karriere liest sich wie eine glänzende Erfolgsgeschichte. Doch dieser Erfolg war das Ergebnis harter Arbeit und großer Zielstrebigkeit.
Diese gründlich recherchierte Biographie erlaubt erstmals einen unverstellten Blick auf das Lebensschicksal und hinter die Kulissen des Theatererfolges.
Diese gründlich recherchierte Biographie erlaubt erstmals einen unverstellten Blick auf das Lebensschicksal und hinter die Kulissen des Theatererfolges.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.10.2004Die Volksschauspielerin
Das Frankfurter Volkstheater präsentiert eine Biographie über Liesel Christ
"Määdche, mach, dess de haamkimmst! Du mußt nach Frankfort komme un e Volkstheater uffmache!" soll der Frankfurter Volksschauspieler Carl Luley sie Anfang der Siebziger gemahnt haben. Damals spielte Liesel Christ vor allem in Bielefeld. Aber der Floh, den ihr der Kollege ins Ohr gesetzt hatte, ließ sie nicht mehr zur Ruhe kommen. Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert waren immer wieder Versuche unternommen worden, eine Mundartbühne in Frankfurt zu etablieren. Ausgerechnet jetzt, in den wilden Jahren der Studentenbewegung, in der Dekade der Mitbestimmungsmodelle, wollte Liesel Christ sich als "Neuberin des Frankfurter Volkstheaters" bewähren.
Wie und gegen welche politischen Widerstände sie sich durchsetzte, bevor sie am 18. Juni 1971 mit der Frankfurter Lokalposse "Der alte Bürgerkapitän" ihre eigene Spielstätte eröffnen konnte, ist jetzt in einer Biographie von Sabine Hock nachzulesen. Unter dem Titel "Liesel Christ. Volksschauspielerin" ist das Buch der Frankfurter Historikerin und Germanistin im Waldemar Kramer Verlag erschienen und für 19,80 Euro im Buchhandel sowie im Volkstheater erhältlich. Ebendort präsentierte Gisela Dahlem-Christ die Biographie ihrer Mutter nun gemeinsam mit der Verfasserin, der Verlegerin Henriette Kramer, und dem Hausregisseur Wolfgang Kaus, der seine berüchtigte Redseligkeit zu einem siebenminütigen Werbespot veredelte.
Er ehrte damit auch die einstige Prinzipalin, die das Theater bis zu ihrem Tod 1996 als erste Schauspielerin geleitet hat und mit der es Kaus nach eigenen Worten nicht immer leicht hatte. Auch Wolfgang Bieger, Liesel Christs erster und ältester Bühnenpartner, war gekommen, ebenso Aufsichtsrat und Gründungsmitglied Georg Bürger. Corinna Salow (Cello), Solveig Maske (Violine) und Jens Kemgens (Piano) von der Neuen Philharmonie Frankfurt begleiteten die Präsentation unter anderem mit der Hesselbach-Polka von Willi Czernik.
Etwa 40 Zeitzeugen hatte Sabine Hock befragt und ist dabei auf biographische Details gestoßen, von denen nicht einmal die Töchter der Volksschauspielerin, Bärbel und Gisela, etwas wußten. Auf 240 illustrierten Seiten in zwölf chronologischen Kapiteln erzählt die Autorin ein Leben, das von Kindesbeinen an dem Theater gehörte. Ob Kinderstar an der Frankfurter Oper, Debütantin in Koblenz, Soubrette in Heilbronn, ob Mamma Hesselbach im Fernsehen oder Mutter zu Hause - Liesel Christ hatte viele Facetten, bevor sie zur Prinzipalin und Volksschauspielerin wurde. Daß dabei auch die Frankfurter Zeitgeschichte nicht zu kurz kommt, dafür bürgt der frühere Leiter des Stadtarchivs, Professor Dieter Rebentisch, der das Buch lektoriert hat. (Eine ausführliche Rezension folgt.)
c.s.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Frankfurter Volkstheater präsentiert eine Biographie über Liesel Christ
"Määdche, mach, dess de haamkimmst! Du mußt nach Frankfort komme un e Volkstheater uffmache!" soll der Frankfurter Volksschauspieler Carl Luley sie Anfang der Siebziger gemahnt haben. Damals spielte Liesel Christ vor allem in Bielefeld. Aber der Floh, den ihr der Kollege ins Ohr gesetzt hatte, ließ sie nicht mehr zur Ruhe kommen. Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert waren immer wieder Versuche unternommen worden, eine Mundartbühne in Frankfurt zu etablieren. Ausgerechnet jetzt, in den wilden Jahren der Studentenbewegung, in der Dekade der Mitbestimmungsmodelle, wollte Liesel Christ sich als "Neuberin des Frankfurter Volkstheaters" bewähren.
Wie und gegen welche politischen Widerstände sie sich durchsetzte, bevor sie am 18. Juni 1971 mit der Frankfurter Lokalposse "Der alte Bürgerkapitän" ihre eigene Spielstätte eröffnen konnte, ist jetzt in einer Biographie von Sabine Hock nachzulesen. Unter dem Titel "Liesel Christ. Volksschauspielerin" ist das Buch der Frankfurter Historikerin und Germanistin im Waldemar Kramer Verlag erschienen und für 19,80 Euro im Buchhandel sowie im Volkstheater erhältlich. Ebendort präsentierte Gisela Dahlem-Christ die Biographie ihrer Mutter nun gemeinsam mit der Verfasserin, der Verlegerin Henriette Kramer, und dem Hausregisseur Wolfgang Kaus, der seine berüchtigte Redseligkeit zu einem siebenminütigen Werbespot veredelte.
Er ehrte damit auch die einstige Prinzipalin, die das Theater bis zu ihrem Tod 1996 als erste Schauspielerin geleitet hat und mit der es Kaus nach eigenen Worten nicht immer leicht hatte. Auch Wolfgang Bieger, Liesel Christs erster und ältester Bühnenpartner, war gekommen, ebenso Aufsichtsrat und Gründungsmitglied Georg Bürger. Corinna Salow (Cello), Solveig Maske (Violine) und Jens Kemgens (Piano) von der Neuen Philharmonie Frankfurt begleiteten die Präsentation unter anderem mit der Hesselbach-Polka von Willi Czernik.
Etwa 40 Zeitzeugen hatte Sabine Hock befragt und ist dabei auf biographische Details gestoßen, von denen nicht einmal die Töchter der Volksschauspielerin, Bärbel und Gisela, etwas wußten. Auf 240 illustrierten Seiten in zwölf chronologischen Kapiteln erzählt die Autorin ein Leben, das von Kindesbeinen an dem Theater gehörte. Ob Kinderstar an der Frankfurter Oper, Debütantin in Koblenz, Soubrette in Heilbronn, ob Mamma Hesselbach im Fernsehen oder Mutter zu Hause - Liesel Christ hatte viele Facetten, bevor sie zur Prinzipalin und Volksschauspielerin wurde. Daß dabei auch die Frankfurter Zeitgeschichte nicht zu kurz kommt, dafür bürgt der frühere Leiter des Stadtarchivs, Professor Dieter Rebentisch, der das Buch lektoriert hat. (Eine ausführliche Rezension folgt.)
c.s.
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