Vom unsichtbaren Grauen einer virtuellen Welt
Lisa, eine Schwerkriminelle, begeht auf der ganzen Welt rätselhafte Verbrechen. Die Zeichen mehren sich, dass ein Mann ihr nächstes Opfer wird: Sie ist bereits in seine Wohnung eingebrochen. Doch sie bleibt unsichtbar, außer ihrer DNA gibt es keine einzige Spur. Verschanzt in einem verlassenen Landhaus, mit reichlich Whiskey und Koks, spricht der Mann jeden Abend per Internet-Radio zu einem virtuellen Publikum.
Lisa, eine Schwerkriminelle, begeht auf der ganzen Welt rätselhafte Verbrechen. Die Zeichen mehren sich, dass ein Mann ihr nächstes Opfer wird: Sie ist bereits in seine Wohnung eingebrochen. Doch sie bleibt unsichtbar, außer ihrer DNA gibt es keine einzige Spur. Verschanzt in einem verlassenen Landhaus, mit reichlich Whiskey und Koks, spricht der Mann jeden Abend per Internet-Radio zu einem virtuellen Publikum.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.10.2013Volldröhnen
und losfaseln
„Loslabern“ hieß ein Buch von Rainald Goetz. Unsere Performance-Gesellschaft tut in der Tat nicht viel anderes mehr. Der namenlose Ich-Erzähler in Thomas Glavinics „Lisa“ könnte ihr Prototyp sein. Sieht man vielleicht von den Drogen ab, die der Computerspielentwickler sich unentwegt „hineinpelzt“ und die seine Gedanken noch einen Tick verhauter machen, als sie es ohnehin schon sind. Der 40jährige hält sich mit seinem Sohn irgendwo in den Bergen versteckt, fest davon überzeugt, dass er das nächste Opfer von Lisa sein wird, einer sadistischen Massenmörderin, die ihre Blutspur bereits über den ganzen Globus gezogen hat. Jeden Abend hockt der Psycho vollgedröhnt vor dem Mikro und faselt per Livestream das World Wide Web voll. Reden gegen Einsamkeit und Paranoia: „Ist da irgendjemand, der mir zuhört? Irgendjemand? Ein Einziger?“
Es ist eine wirre-irre Suada über Gott und die Welt, so oberflächlich wie tiefgängig, enervierend wie vergnüglich. Die Thrillerstory bildet nur den Hintergrund. Folglich wartet sie am Ende mit einer völlig abstrusen Pointe auf. Und der Ich-Erzähler? Dem haut es den Schalter raus. FLORIAN WELLE
Thomas Glavinic: Lisa. dtv, München 2013. 204 Seiten, 9,90 Euro.
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und losfaseln
„Loslabern“ hieß ein Buch von Rainald Goetz. Unsere Performance-Gesellschaft tut in der Tat nicht viel anderes mehr. Der namenlose Ich-Erzähler in Thomas Glavinics „Lisa“ könnte ihr Prototyp sein. Sieht man vielleicht von den Drogen ab, die der Computerspielentwickler sich unentwegt „hineinpelzt“ und die seine Gedanken noch einen Tick verhauter machen, als sie es ohnehin schon sind. Der 40jährige hält sich mit seinem Sohn irgendwo in den Bergen versteckt, fest davon überzeugt, dass er das nächste Opfer von Lisa sein wird, einer sadistischen Massenmörderin, die ihre Blutspur bereits über den ganzen Globus gezogen hat. Jeden Abend hockt der Psycho vollgedröhnt vor dem Mikro und faselt per Livestream das World Wide Web voll. Reden gegen Einsamkeit und Paranoia: „Ist da irgendjemand, der mir zuhört? Irgendjemand? Ein Einziger?“
Es ist eine wirre-irre Suada über Gott und die Welt, so oberflächlich wie tiefgängig, enervierend wie vergnüglich. Die Thrillerstory bildet nur den Hintergrund. Folglich wartet sie am Ende mit einer völlig abstrusen Pointe auf. Und der Ich-Erzähler? Dem haut es den Schalter raus. FLORIAN WELLE
Thomas Glavinic: Lisa. dtv, München 2013. 204 Seiten, 9,90 Euro.
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'Lisa' ist ein Meisterwerk zwischen Humor und Horror, ein Psychogramm des Grauens. Kurier 20131003