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Das Licht machte sich den abbröckelnden Putz der Fassaden zu Nutze, um Strukturen hervorzuheben und landkartenartige Muster auf die freiliegenden Farbschichten zu zeichnen. Die wenigen, intakten Scheiben eines Sprossenfensters spielten trotzig mit den Spiegelungen des Sonnenlichts, als ob ihnen der Verfall nichts anhaben könne.Nach Beendigung ihres Studiums und der Trennung von ihrem Freund sucht Julia Ablenkung bei ihrem Bruder, der seit kurzer Zeit in Lissabon lebt. Der Kontrast aus Schönheit und Verfall der Stadt vermag sie nicht nur zu verzaubern, sondern hilft ihr auch, sich selbst zu…mehr

Produktbeschreibung
Das Licht machte sich den abbröckelnden Putz der Fassaden zu Nutze, um Strukturen hervorzuheben und landkartenartige Muster auf die freiliegenden Farbschichten zu zeichnen. Die wenigen, intakten Scheiben eines Sprossenfensters spielten trotzig mit den Spiegelungen des Sonnenlichts, als ob ihnen der Verfall nichts anhaben könne.Nach Beendigung ihres Studiums und der Trennung von ihrem Freund sucht Julia Ablenkung bei ihrem Bruder, der seit kurzer Zeit in Lissabon lebt. Der Kontrast aus Schönheit und Verfall der Stadt vermag sie nicht nur zu verzaubern, sondern hilft ihr auch, sich selbst zu erkennen. Dabei trifft sie auf den introvertierten Straßenbahnfahrer Marcos. Eine Begegnung, die nachhaltig ihr Leben verändern sollte...Ein emotionaler Bildband.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.07.2013

Junge Liebe im alten Gemäuer

Das ist nicht Lissabon, wie wir es aus Reiseführern und eigener Begegnung kennen: nicht die offene, helle Stadt auf sieben Hügeln, unter strahlend blauem Himmel dem Atlantik zugewandt. Und doch legt uns Bernd Rücker in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Olaf Klint einen Bildband vor, der das Dichterwort bestätigt: Wer Lissabon nicht gesehen hat, der hat nichts Schönes gesehen. Dabei suchen die beiden nicht das leuchtend helle Licht, sondern die langen Schatten der Morgen- und Abendsonne. Im Verfall das Schöne erleben ist das Grundthema dieses Bildbands. Dem Betrachter wird in der Form einer etwas konstruierten Liebesgeschichte eine Führung geboten: Julia erfährt bei ihren Streifzügen nicht nur den Trost der hinfälligen Schönheit, sondern auch die Kraft zum Neuanfang. Sie genießt die düstere Stimmung zwischen schiefen Häusern, gekachelten Wänden und baufälligen Kirchen. In dieser Gestimmtheit verliebt sie sich in den einsamen Marco, den Straßenbahnlenker der berühmten Linie 28. Sie erfährt mit ihm das Glück einer jungen Liebe, die sich trotz aller Vergänglichkeit rundum anschickt, dem Augenblick Dauer zu verleihen und das alte Schöne zu erneuern. Die Fotografien spiegeln genau diese Gemütslage wider. Nur einmal verlassen die Autoren das nostalgisch-hoffnungsvolle Vorgehen. Da besucht Julia das ehemalige Ausstellungsgelände der Expo 98. Doch die moderne Architektur ist ihr fremd, zu "puristisch und geradlinig" - entsprechend sind die Fotografien kühl und nüchtern. Doch das ist im letzten Kapitel vergessen. Am Torre de Belém beobachtet Marcos die junge Frau dabei, "wie ihre zarten Finger die dicken Mauern der Festung erfühlen", und später sieht er sie im Mosteiro dos Jerónimos "verträumt in die Schönheit der Bildnisse" versinken. Da erkennt er, dass er in dieser Frau einen Anker in der sich dauernd verändernden Welt haben wird.

A.W.

"Lissabon" von Bernd Rücker. Vagabond Books Verlag, Grainau 2012. 299 Seiten, zahlreiche Fotos. Gebunden, 39,95 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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