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Lissabon: die geheimnisvolle weiße Stadt am Meer, zwischen Orient und Okzident. Noch immer umgibt Portugals Metropole ein Hauch von Exotik, da weht ein betörender Duft von Gewürzen und Spezereien, da fasziniert die morbid-herbe Schönheit der Stadt, ihre Kunst der Improvisation. Die Entdeckung des Seeweges nach Indien und das Goldene Füllhorn, das sich danach über das Land ergoß, ihm aber gar kein Glück brachte, die Zerstörung Lissabons durch das große Erdbeben, die besondere Rolle der Stadt bei der Flucht vor den Nazis, - das alles sind Ereignisse und Umstände, die im "Unterbewußtsein Europas"…mehr

Produktbeschreibung
Lissabon: die geheimnisvolle weiße Stadt am Meer, zwischen Orient und Okzident. Noch immer umgibt Portugals Metropole ein Hauch von Exotik, da weht ein betörender Duft von Gewürzen und Spezereien, da fasziniert die morbid-herbe Schönheit der Stadt, ihre Kunst der Improvisation.
Die Entdeckung des Seeweges nach Indien und das Goldene Füllhorn, das sich danach über das Land ergoß, ihm aber gar kein Glück brachte, die Zerstörung Lissabons durch das große Erdbeben, die besondere Rolle der Stadt bei der Flucht vor den Nazis, - das alles sind Ereignisse und Umstände, die im "Unterbewußtsein Europas" Spuren hinterlassen haben. Und zuletzt noch der Großbrand in der Altstadt: Lissabon, die Schöne, die Stolze mit lauter Narben ...

Auf acht thematischen Spaziergängen entfaltet sich nun Schritt für Schritt, Straße für Straße, Viertel für Viertel diese besondere Aura Lissabons im Spiegel literarisch-poetischer Impressionen. Zahlreiche Gedichte und Berichte, Fiktionen, Phantasien und Reflexionen, Briefe und Tagebuchblätter, Notate bekannter und auch weniger bekannter Autoren werden zu einem anderen, zu einem ganz besonderen Stadtführer verwoben. Und Claus-Günter Franks 'persönliche Augenmerke', seine mit großer Liebe und viel Detailkenntnis zu Papier gebrachten Beobachtungen geben diesem vielstimmigen Chor erst die verbindende Melodie: Gerade aber die Vielfalt der Perspektiven, der Stile und Tonhöhen der siebzig Schriftsteller unterscheidet diesen Stadtführer aufs Erfrischendste von gewöhnlichen Lissabonführern.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.07.2006

Acht Kapitel sind genug

Schon beim ersten Durchblättern des Reiselesebuchs wird deutlich, daß es eines der besonderen Art ist. Da wird nicht mit glanzvollen Farbfotografien, mit übersichtlichen Stadtplänen und gängigen Klischees die Lust des Lesers auf Lissabon geweckt. Kleine Schwarzweißbildchen fordern genaues Hinschauen; mit spitzer Feder gezeichnete Routenpläne sind Skizzen, die erarbeitet werden wollen, und auch die acht Kapitelüberschriften werben nicht mit hochtrabenden Phrasen, sie belassen es bei dem altbackenen "Lissabon und seine . . ." , das durch so prosaische Begriffe wie Hügel, Alfama, Literaten, Straßenbahn, Pombal, Entdecker, Azulejos, Sommerfrische Sintra ergänzt wird. Auch wenn man uns nicht darüber informiert hätte, schon nach dem Vorwort, spätestens aber zu Beginn des ersten Kapitels hätten wir gewußt, daß der Autor Naturwissenschaftler und Lehrer ist. Er nimmt uns wie Schüler an die Hand, fährt mit uns auf der Fähre nach Lissabon, durchstreift die Stadt von Süden nach Norden, von Ost nach West. Da wird keine Straße rechts liegengelassen, kein Platz, keine Kirche vergessen, kein Museum verschmäht und kein Denkmal mißachtet. All das wird exakt in die Kulturgeschichte Portugals integriert, so daß sich der Leser nach aufmerksamer Lektüre ein klares Bild von Land und Leuten machen kann und von der Geschichte der Stadt, die weithin identisch ist mit der des Landes. Dabei weiß Claus Günter Frank, daß bloße Vermittlung von Fakten noch lange keinen Gesamteindruck vermittelt. Diese müssen vielmehr beseelt und lebendig gemacht werden. Und weil er beim Gang durch die Stadt genug Arbeit mit den Fundamenten und Gerüsten gehabt hat, überläßt er die Belebung durch Verzierungen, Ausschmückungen und Dekorationen den Dichtern und Reiseschriftstellern, die in Lissabon nach Wesen und Geist dieser geheimnisvollen Stadt und ihrer Bürger gesucht haben. Da kommen alle zu Wort. Die portugiesischen Klassiker Luís Vaz de Camões, Eça de Queirós und Fernando Pessoa wie auch die Modernen José Saramago und António Lobo Antunes. Hier hätte man sich noch andere Namen gewünscht, etwa Lídia Jorge, Teresa Salema oder Teolinda Gersão. Bei den ausländischen Lissabonbesuchern ist der Autor weniger leutescheu. Von ihnen läßt er alle, die Rang und Namen haben, zu Wort kommen: Hans Christian Andersen, Lord Byron, Reinhold Schneider, Thomas Mann, Alfred Döblin, Hans Magnus Enzensberger, um nur diese zu nennen. Dabei gibt es Höhepunkte, wie den Besuch des "Museu de Arte Antiga" mit Ernst Jünger, aber auch Enttäuschungen, wie den Besuch eines Stierkampfs mit Thomas Manns Felix Krull, der die Eigenart des portugiesischen Spektakels überhaupt nicht begriffen hat. Hervorzuheben sind die Bekenntnisse der Lissabonbesucher während der Nazizeit, vor allem die von Curt Meyer Clason, der die Endphase des Salazar-Regimes und den Beginn des demokratischen Portugals dokumentiert hat. Etwas eingehender hätte man sich die Darstellung des gegenwärtigen Portugals nach Weltausstellung und Fußball-Europameisterschaft gewünscht. Doch wo so viel Licht ist, verschmerzt man diesen kleinen Schatten leicht.

A.W.

"Lissabon - Entdeckungen in Portugals Metropole" von Claus-Günter Frank, Verlag Klöpfer & Meyer, Tübingen, 2005, 285 Seiten, acht Routenzeichnungen, zahlreiche Schwarzweißabbildungen, Gebunden, 24 Euro. ISBN 3-937667-68-7.

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