1959 schlug als erstes irdisches Objekt die sowjetische Raumsonde Lunik 2 im Palus Putredinis auf. Seitdem brachten 66 Missionen Tonnen von Menschen erzeugtes Gerat zum Erdtrabanten. Vieles davon ist funktionslos geworden, darunter Teile, deren einstige Bestimmung sich nicht mehr eruieren lasst. Stefan Schmitzer nahm sich solches Material als lexikalisches Stoff- Reservoir für sein Langgedicht "liste der künstlichen objekte auf dem mond" und lasst aus dem Wortschatz von Technik und Naturwissenschaften vielfaltige Evokationen zünden. Die Chronik von Initialereignissen im Zuge ausgesuchter Expeditionen erzahlt von einem unaufhaltsamen Prozess immer dichter werdender Daten. Gleich den im Mondstaub erhaltenen Abdrücken zieht der Text Spuren durch Historien von Politik, Forschung und Medien, von einer auf assyrische Tontafelchen geritzten Himmelfahrt bis zu Suchmaschinenalgorithmen unserer Tage. In wechselnden, treibenden Rhythmen inszeniert Stefan Schmitzer eine energiegeladene Dichterrede, deren Ton kraftvoll zwischen archaisierender Weissagung und flackernden Beat-Gesten wechselt: Eine singulare Formfindung lunarer Poesie!
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