Schleswig-Holstein ist ein Reiseland mit Geschichte: Immer wieder hat es berühmte Dichter angelockt, die sich hier erholten und inspirieren ließen. Sie kamen als Hochzeitsreisende und Kriegsberichterstatter, waren auf der Durchreise und suchten Erholung. Sturmumtoste Inseln, romantische Landschaften, ehrwürdige Herrenhäuser und Parks, bewunderte Kanalbauwerke und berüchtigte Kriegsschauplätze. In diesem Buch zeichnet Frank Trende die Erlebnisse, Entdeckungen und Erkundungen von neun berühmten Schriftstellern nach, die das Land zwischen den Meeren zu Fuß, per Kutsche und an Bord von Segel- und Dampfschiffen bereisten und ihre Reisen literarisch verarbeiteten. Der Franzose Jules Verne und der Däne Hans Christian Andersen, der Schwede August Strindberg und der Ire Erskine Childers, die deutschen Dichter Johann Gottfried Seume, Heinrich Heine und Theodor Fontane, Wilhelm Raabe und Rainer Maria Rilke sehen das Land mit ihren Augen und lassen das alte Schleswig-Holstein in Erzählungen und Briefen, Reisebeschreibungen und Romanen lebendig werden. Ein reichhaltig und anmutig illustriertes Buch für diejenigen, die das Land durch die Worte sprachmächtiger Gäste kennen lernen wollen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.09.2010Zu Niblum will ich begraben sein
Schleswig-Holstein hat große Dichter gesehen, keine Frage. Heinrich und Thomas Mann in Lübeck, Theodor Storm in Husum, James Krüss auf Helgoland, Johann Heinrich Voß in Eutin. Günter Grass und Siegfried Lenz auf dem Dorf. Dass Schleswig-Holstein für viele Dichter aber auch bewusst zum Ziel einer Reise wurde, ist weniger bekannt. Es waren mal mehr, mal weniger freudig angetretene Reisen. Goethe freilich wäre es nicht eingefallen, auf beschwerlichem Weg an die Nord- und Ostseeküste zu fahren. "Sumpf- und Wassernester" nannte er, was er nicht kannte. Nun hat Frank Trende, ein ausgewiesener Kenner der Geschichte Schleswig-Holsteins, "Literarische Reisen zwischen Nord- und Ostsee" beschrieben. Reisen sind das, die schon viele Jahrzehnte zurückliegen. Vor einigen Jahren war Trende eine kleine Sensation gelungen: die Veröffentlichung eines Reiseberichts über eine Schiffsreise durch Schleswig-Holstein von Paul Verne. Paul hatte die Reise gemeinsam mit seinem Bruder unternommen - Jules Verne. Und Jules Verne ist nun wiederum einer der Dichter, an dessen Seite Trende durch seine Heimat zwischen Nord- und Ostsee führt - "den reizenden Eiderfluss hinauf". Die Reisen von acht weiteren Dichtern kommen hinzu. Theodor Fontane, Hans Christian Andersen und natürlich Heinrich Heine sind dabei. Das war naheliegend. Aber auch Rainer Maria Rilke, der in Haselmarsch war, sowie Wilhelm Raabe und August Strindberg kommen zu Wort. Und Johann Gottfried Seume, dem Trende einen besonderen Dienst erweist: Seume, dessen Name noch immer viel zu oft allein mit dem Spaziergang nach Syrakus verbunden wird, sollte auch als Besucher ganz anderer Regionen wiederentdeckt werden. Eine Entdeckung anderer Art ist Erskine Childers, der irische Schriftsteller, der nur einen Abenteuerroman schrieb und mit ihm durchschlagenden Erfolg hatte: "Das Rätsel der Sandbank". All diese Reisen werden sehr schön präsentiert in einem Band, der viel historisches Bildmaterial, aber in ganzseitigen Fotografien auch die heutige Situation zeigt. Das Buch klingt aus mit Christian Morgensterns Föhr-Gedicht "Zu Niblum will ich begraben sein".
F.P.
"Literarische Reisen zwischen Nord- und Ostsee. Auf den Spuren berühmter Dichter unterwegs in Schleswig-Holstein" von Frank Trende. Verlag Boyens, Heide 2009. 128 Seiten, 108 Abbildungen. Gebunden, 19,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schleswig-Holstein hat große Dichter gesehen, keine Frage. Heinrich und Thomas Mann in Lübeck, Theodor Storm in Husum, James Krüss auf Helgoland, Johann Heinrich Voß in Eutin. Günter Grass und Siegfried Lenz auf dem Dorf. Dass Schleswig-Holstein für viele Dichter aber auch bewusst zum Ziel einer Reise wurde, ist weniger bekannt. Es waren mal mehr, mal weniger freudig angetretene Reisen. Goethe freilich wäre es nicht eingefallen, auf beschwerlichem Weg an die Nord- und Ostseeküste zu fahren. "Sumpf- und Wassernester" nannte er, was er nicht kannte. Nun hat Frank Trende, ein ausgewiesener Kenner der Geschichte Schleswig-Holsteins, "Literarische Reisen zwischen Nord- und Ostsee" beschrieben. Reisen sind das, die schon viele Jahrzehnte zurückliegen. Vor einigen Jahren war Trende eine kleine Sensation gelungen: die Veröffentlichung eines Reiseberichts über eine Schiffsreise durch Schleswig-Holstein von Paul Verne. Paul hatte die Reise gemeinsam mit seinem Bruder unternommen - Jules Verne. Und Jules Verne ist nun wiederum einer der Dichter, an dessen Seite Trende durch seine Heimat zwischen Nord- und Ostsee führt - "den reizenden Eiderfluss hinauf". Die Reisen von acht weiteren Dichtern kommen hinzu. Theodor Fontane, Hans Christian Andersen und natürlich Heinrich Heine sind dabei. Das war naheliegend. Aber auch Rainer Maria Rilke, der in Haselmarsch war, sowie Wilhelm Raabe und August Strindberg kommen zu Wort. Und Johann Gottfried Seume, dem Trende einen besonderen Dienst erweist: Seume, dessen Name noch immer viel zu oft allein mit dem Spaziergang nach Syrakus verbunden wird, sollte auch als Besucher ganz anderer Regionen wiederentdeckt werden. Eine Entdeckung anderer Art ist Erskine Childers, der irische Schriftsteller, der nur einen Abenteuerroman schrieb und mit ihm durchschlagenden Erfolg hatte: "Das Rätsel der Sandbank". All diese Reisen werden sehr schön präsentiert in einem Band, der viel historisches Bildmaterial, aber in ganzseitigen Fotografien auch die heutige Situation zeigt. Das Buch klingt aus mit Christian Morgensterns Föhr-Gedicht "Zu Niblum will ich begraben sein".
F.P.
"Literarische Reisen zwischen Nord- und Ostsee. Auf den Spuren berühmter Dichter unterwegs in Schleswig-Holstein" von Frank Trende. Verlag Boyens, Heide 2009. 128 Seiten, 108 Abbildungen. Gebunden, 19,90 Euro.
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