Die in diesem Band zusammengestellten Studien verstehen sich als Bausteine für eine Literaturgeschichte der Berliner Aufklärung. "Literatur" wird hier - dem zeitgenössischen Verständnis des 18. Jahrhunderts folgend - in einem umfassenden Sinne als Gesamtheit der kommunizierten Texte verstanden. Deshalb enthält das Buch Untersuchungen zu den verschiedensten, mit der Geschichte der Aufklärungsbewegung verbundenen Schriftengattungen poetischer, philosophischer, politischer, religiöser oder juristischer Natur. Die Studien illustrieren auf diese Weise am Beispiel der politisch-kulturellen Auseinandersetzungen in der preußischen Metropole die sich entfaltende literarisch-publizistische Öffentlichkeit des 18. Jahrhunderts und ihre institutionellen Voraussetzungen. Sie lassen eine epochenspezifische Debattenkultur erkennen, die keine fachbezogenen Abgrenzungen kannte, wenn es um die diskursive Entfaltung eines Problems in öffentlicher Rede ging. Die Zusammenschau von literarischer und politischer Öffentlichkeit vermag erhellende Einsichten in die Kulturgeschichte der Berliner Aufklärung zu geben: So kann etwa gezeigt werden, daß die Einführung eines neuen Gesangbuches für den Gebrauch in öffentlichen Schulen und Kirchen durch Friedrich II. bei der Berliner Bevölkerung auf ähnliche Skepsis stieß wie das beinahe gleichzeitig verhängte Verbot des zur Alltagsgewohnheit gewordenen privaten Kaffeeröstens, auf das die Umschlagabbildung Johann Gottfried Schadows verweist. Thematisch umfassen die elf Studien Beiträge zur Wirkung und Nachwirkung Lessings innerhalb der Berliner Aufklärung, Aufsätze zu politischen Debatten der 1780er Jahre über den Stellenwert und die Verfassung wichtiger berlinischer und preußischer Institutionen sowie Untersuchungen zu vorwiegend in Zeitschriften geführten Problemerörterungen aufklärerischer Zentralbegriffe. Vorangestellt ist eine literatursoziologische Skizze zum Berliner literarischen Leben um 1800, in der auch die theoretischen Voraussetzungen einer Geschichte der literarischen Öffentlichkeit umrissen werden. Eine Bibliographie der Schriften Peter Webers schließt den Band ab.