In diesem Buch wird die Funktion der Poetik des sozialistischen Realismus analysiert: Erstens in Bezug auf die mimetischen Lehren der Kunst, nach denen die Kunst kein Selbstzweck sein sollte, sondern ein Abbild des Lebens, einer neuen Wirklichkeit, und einem Zweck, einer Idee, einem idealen Zustand dienen sollte, was zu Übertreibungen typischer Art in der Gattung des Romans (mimetische Lehre des Aristoteles) und zu Übertreibungen lobpreisender Art in der literarischen Gattung der Lyrik und der Poesie (mimetische Lehre des Platon) führte.Zweitens wurde der sozialistische Realismus im Kontext einer absoluten Sinnordnung (wie es der Kommunismus war) entwickelt und stand ganz im Dienste zweier grundlegender Paradigmen des kommunistischen Regimes, nämlich - die Etablierung des "sozialistischen Status Quo" und die Konstruktion des "neuen Menschen". So erscheint die Literatur des sozialistischen Realismus einmal als absolute Romantik und einmal als schematischer Realismus, der nicht nurdie Kontinuität der romantischen und realistischen Literaturtraditionen zum Ausdruck bringt, sondern diese im Grunde genommen verleugnet.Schließlich macht dieser Schematismus die Literatur des sozialistischen Realismus, die eigentlich keine Kunst sein sollte, zu einer falschen und entmenschlichten Kunst.