Inzwischen ist der Trend "Literaturkritik goes Web 2.0." sprichwörtlich geworden: Webseiten mit Rezensionen gibt es zuhauf und selbst die professionelle Print-Kritik wird heute nicht mehr nur gedruckt, sondern wenig später bzw. bisweilen sogar früher online publiziert. Gerade in Zeiten von Digitalisierung und zunehmender Marginalisierung der Literaturkritik in der journalistischen Berichterstattung, stellt die differenzierte und kritische Analyse der Erscheinungsweisen von Literaturkritik in den digitalen Medien eine überaus wichtige Aufgabe dar. Einfache Dichotomien wie professionelle Literaturkritik versus unwissende Online-Laienkritik bringen hier jedoch nicht weiter, zumal interessante Transformationen des literarischen Feldes im digitalen Wandel übersehen werden. Die Formen aktueller Netzkritik werden durch einen Überblick über deutsche Rezensionsportale und Bücherseiten samt Online-Buchhandel vorgestellt. Problematisiert werden die unüberschaubare Menge an Zugriffsmöglichkeiten und die medial bedingten Auswirkungen auf die Textqualität. Auch die Netzakteure selbst werden in den Blick genommen, um deren Qualifikationsprofil, Selbstverständnis sowie Erwartungen zu beleuchten.