Literarische Texte aus fast tausend Jahren versammelt dieses Lesebuch. Das Besondere daran: Die Texte stammen von hessischen Autorinnen und Autoren, sie sind in Hessen entstanden oder handeln von Hessen. Das Spektrum reicht dabei von den Minnesängern (die auch auf dem Gebiet des heutigen Hessen lebten und sangen) bis zu den Schriftstellerinnen und Schriftstellern der Gegenwart. Deutlich wird dabei der literarische Reichtum eines Landes, das schon immer im Schnittpunkt wichtiger Handels- und Reisewege lag, das den Wahl- und Krönungsort deutscher Könige beherbergte und das Menschen aus allen Teilen der Welt anzog.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.12.2015Eine Region, wie sie im Buche steht
Bücher zu Frankfurt sind Legion, und mitunter drängt sich der Eindruck auf, dass die übrigen Städte des Rhein-Main-Gebiets von der Buchbranche ein wenig vernachlässigt werden. Diesem Eindruck haben in diesem Jahr wieder einige Verlage entgegengewirkt. Wir präsentieren vier gelungene Neuerscheinungen, die sich als Weihnachtsgeschenk eignen.
Nur sechs Mal hat es in den vergangenen 80 Jahren in der Landeshauptstadt Wiesbaden eine weiße Weihnacht gegeben, von 1951 bis 2008 lag an keinem einzigen Heiligen Abend Schnee. Das ist dem Buch "Weihnacht in Wiesbaden" zu entnehmen, das Peter Lückemeier, Ressortleiter dieser Zeitung, und Stefan Schröder, Chefredakteur des "Wiesbadener Kuriers", gemeinsam verfasst und aus unterschiedlichsten Quellen zusammengestellt haben. Statistiken sind in dem "Wohlfühlbuch", wie es sich im Untertitel nennt, die Ausnahme. Den Journalisten ist es vor allem um die emotionale Seite des Festes zu tun. Sie haben Privatleute besucht und in Traditionsunternehmen wie Henkell und Dyckerhoff recherchiert. Sie haben historische Anzeigen aufgetrieben, die von einer anderen Werbeästhetik künden. Sie fanden in alten Wiesbadener Lokalzeitungen Berichte von ungewöhnlichen Ereignissen und einige Gedichte, eine einst auch in der Presse gepflegte Form. (lr.)
"Weihnacht in Wiesbaden. Ein Wohlfühlbuch", Peter Lückemeier, Stefan Schröder: Societäts-Verlag 2015, 144 Seiten, 16,80 Euro.
Grimmelshausen, Goethe, Büchner, die Romantiker: Sie dienen im Land Hessen als Maßstab. Wer es literarisch vermessen möchte, kommt auf seinen Streifzügen in die Residenzstädte, in das Hinterland und natürlich nach Frankfurt. Die literarische Entdeckung Hessens ist das Verdienst von Heiner Boehncke und Hans Sarkowicz. Sie spürten nicht nur einzelnen Schriftstellern und Dichtern nach und fanden ihre Spuren. Sondern sie hielten auch fest, wie es ihnen an welchem Ort erging, und fanden heraus, welche Städte und Dörfer verewigt wurden. Den Verfassern hat es Frankfurt besonders angetan, schlagen sie doch einen Bogen durch die Frankfurter Literaturgeschichte, beginnen bei Karl dem Großen und enden in der Gegenwart bei Eva Demski, Wilhelm Genazino, Jan Seghers und Bodo Kirchhoff. Goethe folgen sie auf seinen Stationen durch Hessen. So bleiben als Auslese schließlich die Literaten und die literarischen Landschaften. (wbr.)
"Literaturland Hessen - Literarische Streifzüge durch die Mitte Deutschlands", Heiner Boehncke/Hans Sarkowicz, Verlagshaus Römerweg, Wiesbaden 2015, 22 Euro.
Wahrlich beeindruckend war die Produktivität von Karl Heinz Arbogast. Der Redakteur der "Frankfurter Neuen Presse" und der "Taunuszeitung" hat in 60 Jahren Berufstätigkeit rund 350 000 Meldungen und Artikel verfasst und geschätzte 40 000 Fotos veröffentlicht. Aus dem Fundus dieser Aufnahmen schöpft das Buch "Oberursel! Bilder der 50er, 60er und 70er Jahre". Durchweg in Schwarzweiß gehalten, geben die Fotos einen Einblick in eine Epoche, die wohl nicht nur im Rückblick optimistischer und beschaulicher erscheint als die Gegenwart. Der Wandel war jedoch auch damals allgegenwärtig, Gebäude wurde abgerissen und durch nüchterne Neubauten ersetzt, Berufe wie der des Scherenschleifers verschwanden. Entstanden ist eine Dokumentation des Oberurseler Alltags auf Straßen, Plätzen, in Fabriken, Läden und Schulen, der nur selten von Gästen aus der großen politischen Welt, etwa Willy Brandt, unterbrochen wurde. (ale.)
"Oberursel! Bilder der 50er, 60er und 70er Jahre", Renate Messer und Christel Calmano-Wiegand. Societäts-Verlag 2015, 144 Seiten, 16,80 Euro.
Wer den großspurigen Titel liest, ist versucht, das Buch erst gar nicht in die Hände zu nehmen. Denn mit solchen ultimativen Ankündigungen wird man in unschöner Regelmäßigkeit belästigt. In diesem Fall aber lohnt es sich, die knapp 200 Seiten aufzuschlagen - und zwar auch für jene, die schon lange in der Region leben und sie gut kennen oder zu kennen glauben. Denn wer weiß schon um das Wiesbadener "Klooseum", das sich der Geschichte des stillen Örtchens widmet? Oder kennt die kleine Käsefabrik in einem Hinterhof, die Bella Italia nach Offenbach bringt? Ebenso dürfte nur Szenekennern der Frankfurter "Orange Beach" ein Begriff sein, dabei verspricht er Strandgefühle im grauen Gutleut. Natürlich sind nicht alle Tipps ausgefallen, vieles ist wohlbekannt wie das Römerkastell Saalburg, die Darmstädter Mathildenhöhe und der Frankfurter Poelzig-Bau. Aber selbst diese Texte sind gut geschrieben, informativ und bieten die eine oder andere Überraschung. (wöb.)
"99 x Rhein-Main-Gebiet, wie Sie es noch nicht kennen", Astrid Biesemeier, Bruckmann-Verlag 2014, 192 Seiten, 12,99 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Bücher zu Frankfurt sind Legion, und mitunter drängt sich der Eindruck auf, dass die übrigen Städte des Rhein-Main-Gebiets von der Buchbranche ein wenig vernachlässigt werden. Diesem Eindruck haben in diesem Jahr wieder einige Verlage entgegengewirkt. Wir präsentieren vier gelungene Neuerscheinungen, die sich als Weihnachtsgeschenk eignen.
Nur sechs Mal hat es in den vergangenen 80 Jahren in der Landeshauptstadt Wiesbaden eine weiße Weihnacht gegeben, von 1951 bis 2008 lag an keinem einzigen Heiligen Abend Schnee. Das ist dem Buch "Weihnacht in Wiesbaden" zu entnehmen, das Peter Lückemeier, Ressortleiter dieser Zeitung, und Stefan Schröder, Chefredakteur des "Wiesbadener Kuriers", gemeinsam verfasst und aus unterschiedlichsten Quellen zusammengestellt haben. Statistiken sind in dem "Wohlfühlbuch", wie es sich im Untertitel nennt, die Ausnahme. Den Journalisten ist es vor allem um die emotionale Seite des Festes zu tun. Sie haben Privatleute besucht und in Traditionsunternehmen wie Henkell und Dyckerhoff recherchiert. Sie haben historische Anzeigen aufgetrieben, die von einer anderen Werbeästhetik künden. Sie fanden in alten Wiesbadener Lokalzeitungen Berichte von ungewöhnlichen Ereignissen und einige Gedichte, eine einst auch in der Presse gepflegte Form. (lr.)
"Weihnacht in Wiesbaden. Ein Wohlfühlbuch", Peter Lückemeier, Stefan Schröder: Societäts-Verlag 2015, 144 Seiten, 16,80 Euro.
Grimmelshausen, Goethe, Büchner, die Romantiker: Sie dienen im Land Hessen als Maßstab. Wer es literarisch vermessen möchte, kommt auf seinen Streifzügen in die Residenzstädte, in das Hinterland und natürlich nach Frankfurt. Die literarische Entdeckung Hessens ist das Verdienst von Heiner Boehncke und Hans Sarkowicz. Sie spürten nicht nur einzelnen Schriftstellern und Dichtern nach und fanden ihre Spuren. Sondern sie hielten auch fest, wie es ihnen an welchem Ort erging, und fanden heraus, welche Städte und Dörfer verewigt wurden. Den Verfassern hat es Frankfurt besonders angetan, schlagen sie doch einen Bogen durch die Frankfurter Literaturgeschichte, beginnen bei Karl dem Großen und enden in der Gegenwart bei Eva Demski, Wilhelm Genazino, Jan Seghers und Bodo Kirchhoff. Goethe folgen sie auf seinen Stationen durch Hessen. So bleiben als Auslese schließlich die Literaten und die literarischen Landschaften. (wbr.)
"Literaturland Hessen - Literarische Streifzüge durch die Mitte Deutschlands", Heiner Boehncke/Hans Sarkowicz, Verlagshaus Römerweg, Wiesbaden 2015, 22 Euro.
Wahrlich beeindruckend war die Produktivität von Karl Heinz Arbogast. Der Redakteur der "Frankfurter Neuen Presse" und der "Taunuszeitung" hat in 60 Jahren Berufstätigkeit rund 350 000 Meldungen und Artikel verfasst und geschätzte 40 000 Fotos veröffentlicht. Aus dem Fundus dieser Aufnahmen schöpft das Buch "Oberursel! Bilder der 50er, 60er und 70er Jahre". Durchweg in Schwarzweiß gehalten, geben die Fotos einen Einblick in eine Epoche, die wohl nicht nur im Rückblick optimistischer und beschaulicher erscheint als die Gegenwart. Der Wandel war jedoch auch damals allgegenwärtig, Gebäude wurde abgerissen und durch nüchterne Neubauten ersetzt, Berufe wie der des Scherenschleifers verschwanden. Entstanden ist eine Dokumentation des Oberurseler Alltags auf Straßen, Plätzen, in Fabriken, Läden und Schulen, der nur selten von Gästen aus der großen politischen Welt, etwa Willy Brandt, unterbrochen wurde. (ale.)
"Oberursel! Bilder der 50er, 60er und 70er Jahre", Renate Messer und Christel Calmano-Wiegand. Societäts-Verlag 2015, 144 Seiten, 16,80 Euro.
Wer den großspurigen Titel liest, ist versucht, das Buch erst gar nicht in die Hände zu nehmen. Denn mit solchen ultimativen Ankündigungen wird man in unschöner Regelmäßigkeit belästigt. In diesem Fall aber lohnt es sich, die knapp 200 Seiten aufzuschlagen - und zwar auch für jene, die schon lange in der Region leben und sie gut kennen oder zu kennen glauben. Denn wer weiß schon um das Wiesbadener "Klooseum", das sich der Geschichte des stillen Örtchens widmet? Oder kennt die kleine Käsefabrik in einem Hinterhof, die Bella Italia nach Offenbach bringt? Ebenso dürfte nur Szenekennern der Frankfurter "Orange Beach" ein Begriff sein, dabei verspricht er Strandgefühle im grauen Gutleut. Natürlich sind nicht alle Tipps ausgefallen, vieles ist wohlbekannt wie das Römerkastell Saalburg, die Darmstädter Mathildenhöhe und der Frankfurter Poelzig-Bau. Aber selbst diese Texte sind gut geschrieben, informativ und bieten die eine oder andere Überraschung. (wöb.)
"99 x Rhein-Main-Gebiet, wie Sie es noch nicht kennen", Astrid Biesemeier, Bruckmann-Verlag 2014, 192 Seiten, 12,99 Euro.
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