Der Topos des Unsagbaren hat in der abendländischen Geistesgeschichte eine reiche Tradition und ist Quelle schier unermüdlicher Reflexionen. Literatur ist stets ein Medium gewesen, das die apophatische Rede auf besondere Weise inszeniert und damit das Unsagbare evoziert. Während sich die geisteswissenschaftliche Forschung insbesondere auf den Topos des Unsagbaren in der Literatur sowie Poetiken des Unsagbaren konzentriert, untersucht diese Studie die Funktionalisierung des Unsagbaren in zahlreichen Theorien und Denksystemen. Unsagbarkeit erweist sich dabei nicht allein als literarische, sondern als spezifische geisteswissenschaftliche Diskurspraxis.Mit diesem Band liegt der erste umfassende Versuch einer systematischen Bestimmung von Unsagbarkeit vor. Auf der Basis von kybernetischen und diskursarchäologischen Überlegungen werden in Analysen zu Hermeneutik, Systemtheorie, Semiotik, Dekonstruktion und der Sprachphilosophie Wittgensteins zentrale Argumentationsfiguren herausgearbeitet, die das Unsagbare instrumentalisieren oder die Rede über das Unsagbare erst ermöglichen.Die Problematisierung von Unsagbarkeit in der Wissenschaft selbst konfrontiert Wissenschaft mit ihren eigenen Grenzen. In ständiger Selbstreflexion der eigenen wissenschaftlichen Grenzen bedient sich die Studie avancierter literaturtheoretischer Strategien und weist sich schließlich als Form experimenteller Wissenschaft aus.