Manchmal wünscht sie sich, sie wäre eine englische Pfundmünze: dann würde sich nämlich jeder freuen, sie zu sehen. Little Bee ist 16 Jahre alt und stammt aus Afrika. In ihrer Heimat ist ihr Schreckliches zugestoßen, und seit zwei Jahren lebt sie in einem englischen Abschiebelager für Asylbewerber. Trotz allem ist sie ein Mensch voll Lebensfreude, Witz und Intelligenz. In England kennt sie außerhalb des Lagers nur zwei Menschen: Vor Jahren hat sie in Nigeria das Ehepaar Sarah und Andrew, die im englischen Kingston-upon-Thames ein privilegiertes Leben führen, kennengelernt. Ein furchtbares gemeinsames Erlebnis hat eine tragische Verbindung zwischen ihnen geschaffen. Als Little Bee aus dem Lager entlassen wird, ruft sie bei Sarah und Andrew an. Ein Anruf, der unvorhersehbare Folgen hat: Einige Tage später bringt sich Andrew um. Und kurz darauf steht Little Bee vor Sarahs Tür ...
»Chris Cleave lässt in seinem Roman zwei Welten aufeinanderprallen. Mit einer Wucht, die umhaut.« -- Jutta Legath, Brigitte 09.02.2011
»Chris Cleave erzählt eine dramatische Geschichte, die so ähnlich tausendfach passieren könnte, auf ebenso anrührende wie witzige Weise.« -- Nürnberger Nachrichten 17.01.2011
»Little Bee wühlt auf, Little Bee macht Mut, little Bee ist einfach ein toller Roman, der sich ins Herz schleicht und einen nicht mehr los lässt.« -- Maraike Wieting, Delmenhorster Kreisblatt 28.01.2011
»Aufwühlend, bewegend.« -- SUPERillu 03.02.2011
»Ein ganz außergewöhnlicher Roman, schnell verschlungen, lange im Gedächtnis.« -- Stephanie Lamprecht, Hamburger Morgenpost 10.02.2011
»Überraschend!« -- Lea 16.02.2011
»Poetisch, originell und komisch entwickelt Chris Cleave die dramatische Geschichte, die Little Bee und Sarah zusammengebracht hat.« -- Kathrin Fischer, Büchercheck, hr-online.de 17.02.2011
»Ein wunderschön geschriebenes, in die menschliche Tiefe reichendes, letztlich sehr verstörendes Buch, das aufgrund der erlebten und geschilderten Grausamkeit der Welt schmerzvoll die mögliche Schönheit in den Raum zu stellen vermag. Eine mögliche Schönheit, die sich immer weiter entfernt durch Egozentrik und Trägheit mancher auf Kosten der Vielen.« -- Michael Lehmann-Pape, rezensions-seite.de 18.02.2011
»[...] ein bedrückend intensives Drama [...].« -- TV Spielfilm, TV Today 05/2011
»Ein ganz und gar ungeheuerlicher Roman über den Wert des Öls und den des Menschen.« -- Nido 03/2011
»Es ist unmöglich, sich dem Sog dieses glänzend geschriebenen Buches, das lange nachwirkt, zu entziehen.« -- buchblinzler.blogspot.com 25.02.2011
»Ein verstörender Roman über Menschen, die über sich selbst hinauswachsen.« -- Annabelle und annabelle.ch, Zürich 21.02.2011
»Eine beeindruckende Geschichte über Menschlichkeit und die Grenzen des Mitgefühls.« -- Freundin 23.02.2011
»Man weint und lacht, manchmal beides zusammen.« -- Sonntag Express 27.02.2011
»Der Roman ist aufregend bis zur letzten Seite.« -- Kölner Illustrierte 03/2011
»Buch des Monats« -- myself April 2011
»Dieses Buch ist bittersüß und macht traurig, weil es zeigt, wie wenig ein Menschenleben wert ist.« -- Manfred Hitzeroth, Oberhessische Presse 11.03.2011
»Leicht zu lesen, aber machtvoll im Gedächtnis, aufregend und überraschend bis zuletzt.« -- Renate Schach, Neue Presse 19.03.2011
»Chris Cleave erzählt eine dramatische Geschichte, die so ähnlich tausendfach passieren könnte, auf ebenso anrührende wie witzige Weise.« -- Nürnberger Nachrichten 17.01.2011
»Little Bee wühlt auf, Little Bee macht Mut, little Bee ist einfach ein toller Roman, der sich ins Herz schleicht und einen nicht mehr los lässt.« -- Maraike Wieting, Delmenhorster Kreisblatt 28.01.2011
»Aufwühlend, bewegend.« -- SUPERillu 03.02.2011
»Ein ganz außergewöhnlicher Roman, schnell verschlungen, lange im Gedächtnis.« -- Stephanie Lamprecht, Hamburger Morgenpost 10.02.2011
»Überraschend!« -- Lea 16.02.2011
»Poetisch, originell und komisch entwickelt Chris Cleave die dramatische Geschichte, die Little Bee und Sarah zusammengebracht hat.« -- Kathrin Fischer, Büchercheck, hr-online.de 17.02.2011
»Ein wunderschön geschriebenes, in die menschliche Tiefe reichendes, letztlich sehr verstörendes Buch, das aufgrund der erlebten und geschilderten Grausamkeit der Welt schmerzvoll die mögliche Schönheit in den Raum zu stellen vermag. Eine mögliche Schönheit, die sich immer weiter entfernt durch Egozentrik und Trägheit mancher auf Kosten der Vielen.« -- Michael Lehmann-Pape, rezensions-seite.de 18.02.2011
»[...] ein bedrückend intensives Drama [...].« -- TV Spielfilm, TV Today 05/2011
»Ein ganz und gar ungeheuerlicher Roman über den Wert des Öls und den des Menschen.« -- Nido 03/2011
»Es ist unmöglich, sich dem Sog dieses glänzend geschriebenen Buches, das lange nachwirkt, zu entziehen.« -- buchblinzler.blogspot.com 25.02.2011
»Ein verstörender Roman über Menschen, die über sich selbst hinauswachsen.« -- Annabelle und annabelle.ch, Zürich 21.02.2011
»Eine beeindruckende Geschichte über Menschlichkeit und die Grenzen des Mitgefühls.« -- Freundin 23.02.2011
»Man weint und lacht, manchmal beides zusammen.« -- Sonntag Express 27.02.2011
»Der Roman ist aufregend bis zur letzten Seite.« -- Kölner Illustrierte 03/2011
»Buch des Monats« -- myself April 2011
»Dieses Buch ist bittersüß und macht traurig, weil es zeigt, wie wenig ein Menschenleben wert ist.« -- Manfred Hitzeroth, Oberhessische Presse 11.03.2011
»Leicht zu lesen, aber machtvoll im Gedächtnis, aufregend und überraschend bis zuletzt.« -- Renate Schach, Neue Presse 19.03.2011
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.07.2011Im Land der traurigen Teetrinker
Chris Cleaves Roman über eine junge Nigerianerin in England stellt unser Weltbild auf die Probe. "Little Bee" ist von beklemmender Aktualität und zeitloser Poesie.
Von Jan Wiele
Man könnte über die Stelle leicht hinweglesen, und doch ist ihr auf so einfache wie beeindruckende Weise die Pointe des Romans eingeschrieben: Als Little Bee, ein sechzehnjähriges Mädchen aus Nigeria, als blinde Passagierin auf einem Frachtschiff nach Europa unterwegs ist und vom Kapitän entdeckt wird, gibt der ihr ein Buch zu lesen. "Das Buch hieß Große Erwartungen und handelte von einem Jungen namens Pip, doch ich weiß nicht, wie es ausging, weil das Schiff vorher in Großbritannien ankam und der Kapitän mich der Einwanderungsbehörde auslieferte."
Hier geht es offensichtlich nicht um tiefsinnige Analogien zwischen dem Roman von Dickens und dem vorliegenden Werk, wie man zunächst denken könnte, sondern vielmehr wird der Leser plötzlich und lakonisch auf die harte Wirklichkeit der Geschichte des Einwanderermädchens verwiesen: Mit größten Erwartungen fährt Little Bee in die weite Welt - und landet in England, genauer gesagt in einem Abschiebegefängnis in Essex, in dem sie zwei Jahre verbringen muss.
Manche der dort mit ihr Internierten bekommen England nie wirklich zu sehen - sie werden wieder ausgewiesen oder begehen in ihrer Verzweiflung gar Selbstmord. Bee dagegen beißt sich durch, und sie nutzt die Zeit zum Erlernen der Sprache des Gastlandes, lange bevor es dort für sie auch nur ansatzweise gastlich ist. Mit Glück entkommt das junge Mädchen dann eines Tages in die Freiheit - wenn auch nur in eine relative, denn nun ist sie eine Illegale und muss ständig auf der Hut sein. Bee wendet sich an die einzigen Menschen, die sie in England kennt: ein Journalistenehepaar aus der Nähe Londons, mit dem sie früher in Nigeria zusammengetroffen war. Mit dieser Kontaktaufnahme jedoch beginnt nicht etwa eine glückliche Zukunft, sondern zunächst die Auseinandersetzung mit einer schrecklichen Vergangenheit.
Parallel zu Little Bees Erzählung meldet sich nun als zweite Stimme die Journalistin Sarah O'Rourke zu Wort. Sie und Bee verbindet ein Jahre zurückliegendes, grausames Erlebnis an einem nigerianischen Strand, das erst im Lauf des Romans aus beider Sicht aufgearbeitet wird. Die lange hinausgezögerte Schilderung dieser, der eigentlichen Romanhandlung zugrundeliegenden Katastrophe ist meisterlich erzählt, an Spannung und Drastik kaum zu überbieten und wird dem Leser lange im Gedächtnis bleiben.
Dieses traumatische Erlebnis wirkt derartig nach, dass Bee jeden Ort und jede Situation in der ihr fremden neuen Umgebung zunächst daraufhin prüft, wie sie sich zur Not das Leben nehmen könnte. Das klingt grotesk, wird aber, je tiefer man in ihre Erzählung eintaucht, immer verständlicher. Sie hat in Nigeria einen erbarmungslosen Kampf um Öl erlebt, dem ihr gesamtes Dorf zum Opfer fiel. Horror, so sagt sie, ist in ihrer Heimat etwas Dauerhaftes und nicht etwas, wofür man ins Kino geht.
Für die einheimische Sarah hat das Erlebnis ebenfalls existentielle Folgen: Sie verliert dadurch ihren Ehemann, und sie gewinnt dafür die Gesellschaft von Little Bee. Konfrontiert mit diesen Tatsachen, empfindet die Journalistin ihren Job bei einem Frauenmagazin zunehmend als oberflächlich und hohl, während sich ihr durch das nigerianische Mädchen eine Welt erschließt, für die sie sich schließlich viel mehr interessiert als für Artikel über Schönheitsoperationen. Das Tragische an Sarahs Fall ist, dass sie mit dieser Interessenverschiebung hin zu ernsteren Dingen eine Veränderung durchmacht, die bei ihrem Mann schon einige Jahre vorher eingesetzt hatte und ihm schließlich zum Verhängnis wurde. So ist Chris Cleaves Roman auch eine berührende Liebesgeschichte über die Ungleichzeitigkeit zweier Persönlichkeitsentwicklungen, an der eine Beziehung scheitern kann.
Die besondere Stärke des Buches aber ist die Eloquenz seiner jugendlichen Protagonistin Little Bee: Cleave hat sie als Figur erfunden, die gewissermaßen aus Trotz die Sprache ihres Asylgebers besonders gut lernt - um dann den englischen oder in Übersetzungen auch anderen westlichen Lesern ihre falschen, von Klischees und Orientalismen bestimmten Vorstellungen von Afrika vor Augen zu führen: "Wenn ihr an meinen Kontinent denkt, denkt ihr vielleicht an das Leben in der Wildnis - an Löwen, Hyänen und Affen. Wenn ich daran denke, denke ich an all die kaputten Maschinen, an die verschlissenen und zerstörten, zerschmetterten und geborstenen Dinge."
Freilich gibt diese kritische Erzählerfigur dem Autor, der für den "Guardian" schreibt, auch viel Gelegenheit zum Ausschöpfen seiner eigenen journalistischen Kunst. Seine Recherchen belegt er am Ende des Buches mit Quellenangaben. Stellenweise überspannt Cleave den Bogen etwas - dann klingt die Kritik an Sprache und Denkfiguren (etwa am Begriff "Entwicklungsländer"), die er Bee in den Mund legt, etwas zu sehr nach einem Essay aus seiner Feder. Dass die Erzählung dann aber doch nicht zur sterilen Vorlesung über Probleme der Globalisierung gerät, beweist Bees Sichtweise, die ihrerseits bisweilen klischeegefährdet und damit menschlich daherkommt. So erscheinen ihr die Engländer als ein latent verstocktes Volk der traurigen Teetrinker. Das Idiom dieser Verstocktheit, das Englisch der Königin, hat Bee sich selbst angeeignet - und die daraus resultierende Spannung kommt auch in der Übersetzung noch gut zum Ausdruck.
Chris Cleave: "Little Bee". Roman.
Aus dem Englischen von Susanne Goga-Klinkenberg. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2011. 320 S., br., 14,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Chris Cleaves Roman über eine junge Nigerianerin in England stellt unser Weltbild auf die Probe. "Little Bee" ist von beklemmender Aktualität und zeitloser Poesie.
Von Jan Wiele
Man könnte über die Stelle leicht hinweglesen, und doch ist ihr auf so einfache wie beeindruckende Weise die Pointe des Romans eingeschrieben: Als Little Bee, ein sechzehnjähriges Mädchen aus Nigeria, als blinde Passagierin auf einem Frachtschiff nach Europa unterwegs ist und vom Kapitän entdeckt wird, gibt der ihr ein Buch zu lesen. "Das Buch hieß Große Erwartungen und handelte von einem Jungen namens Pip, doch ich weiß nicht, wie es ausging, weil das Schiff vorher in Großbritannien ankam und der Kapitän mich der Einwanderungsbehörde auslieferte."
Hier geht es offensichtlich nicht um tiefsinnige Analogien zwischen dem Roman von Dickens und dem vorliegenden Werk, wie man zunächst denken könnte, sondern vielmehr wird der Leser plötzlich und lakonisch auf die harte Wirklichkeit der Geschichte des Einwanderermädchens verwiesen: Mit größten Erwartungen fährt Little Bee in die weite Welt - und landet in England, genauer gesagt in einem Abschiebegefängnis in Essex, in dem sie zwei Jahre verbringen muss.
Manche der dort mit ihr Internierten bekommen England nie wirklich zu sehen - sie werden wieder ausgewiesen oder begehen in ihrer Verzweiflung gar Selbstmord. Bee dagegen beißt sich durch, und sie nutzt die Zeit zum Erlernen der Sprache des Gastlandes, lange bevor es dort für sie auch nur ansatzweise gastlich ist. Mit Glück entkommt das junge Mädchen dann eines Tages in die Freiheit - wenn auch nur in eine relative, denn nun ist sie eine Illegale und muss ständig auf der Hut sein. Bee wendet sich an die einzigen Menschen, die sie in England kennt: ein Journalistenehepaar aus der Nähe Londons, mit dem sie früher in Nigeria zusammengetroffen war. Mit dieser Kontaktaufnahme jedoch beginnt nicht etwa eine glückliche Zukunft, sondern zunächst die Auseinandersetzung mit einer schrecklichen Vergangenheit.
Parallel zu Little Bees Erzählung meldet sich nun als zweite Stimme die Journalistin Sarah O'Rourke zu Wort. Sie und Bee verbindet ein Jahre zurückliegendes, grausames Erlebnis an einem nigerianischen Strand, das erst im Lauf des Romans aus beider Sicht aufgearbeitet wird. Die lange hinausgezögerte Schilderung dieser, der eigentlichen Romanhandlung zugrundeliegenden Katastrophe ist meisterlich erzählt, an Spannung und Drastik kaum zu überbieten und wird dem Leser lange im Gedächtnis bleiben.
Dieses traumatische Erlebnis wirkt derartig nach, dass Bee jeden Ort und jede Situation in der ihr fremden neuen Umgebung zunächst daraufhin prüft, wie sie sich zur Not das Leben nehmen könnte. Das klingt grotesk, wird aber, je tiefer man in ihre Erzählung eintaucht, immer verständlicher. Sie hat in Nigeria einen erbarmungslosen Kampf um Öl erlebt, dem ihr gesamtes Dorf zum Opfer fiel. Horror, so sagt sie, ist in ihrer Heimat etwas Dauerhaftes und nicht etwas, wofür man ins Kino geht.
Für die einheimische Sarah hat das Erlebnis ebenfalls existentielle Folgen: Sie verliert dadurch ihren Ehemann, und sie gewinnt dafür die Gesellschaft von Little Bee. Konfrontiert mit diesen Tatsachen, empfindet die Journalistin ihren Job bei einem Frauenmagazin zunehmend als oberflächlich und hohl, während sich ihr durch das nigerianische Mädchen eine Welt erschließt, für die sie sich schließlich viel mehr interessiert als für Artikel über Schönheitsoperationen. Das Tragische an Sarahs Fall ist, dass sie mit dieser Interessenverschiebung hin zu ernsteren Dingen eine Veränderung durchmacht, die bei ihrem Mann schon einige Jahre vorher eingesetzt hatte und ihm schließlich zum Verhängnis wurde. So ist Chris Cleaves Roman auch eine berührende Liebesgeschichte über die Ungleichzeitigkeit zweier Persönlichkeitsentwicklungen, an der eine Beziehung scheitern kann.
Die besondere Stärke des Buches aber ist die Eloquenz seiner jugendlichen Protagonistin Little Bee: Cleave hat sie als Figur erfunden, die gewissermaßen aus Trotz die Sprache ihres Asylgebers besonders gut lernt - um dann den englischen oder in Übersetzungen auch anderen westlichen Lesern ihre falschen, von Klischees und Orientalismen bestimmten Vorstellungen von Afrika vor Augen zu führen: "Wenn ihr an meinen Kontinent denkt, denkt ihr vielleicht an das Leben in der Wildnis - an Löwen, Hyänen und Affen. Wenn ich daran denke, denke ich an all die kaputten Maschinen, an die verschlissenen und zerstörten, zerschmetterten und geborstenen Dinge."
Freilich gibt diese kritische Erzählerfigur dem Autor, der für den "Guardian" schreibt, auch viel Gelegenheit zum Ausschöpfen seiner eigenen journalistischen Kunst. Seine Recherchen belegt er am Ende des Buches mit Quellenangaben. Stellenweise überspannt Cleave den Bogen etwas - dann klingt die Kritik an Sprache und Denkfiguren (etwa am Begriff "Entwicklungsländer"), die er Bee in den Mund legt, etwas zu sehr nach einem Essay aus seiner Feder. Dass die Erzählung dann aber doch nicht zur sterilen Vorlesung über Probleme der Globalisierung gerät, beweist Bees Sichtweise, die ihrerseits bisweilen klischeegefährdet und damit menschlich daherkommt. So erscheinen ihr die Engländer als ein latent verstocktes Volk der traurigen Teetrinker. Das Idiom dieser Verstocktheit, das Englisch der Königin, hat Bee sich selbst angeeignet - und die daraus resultierende Spannung kommt auch in der Übersetzung noch gut zum Ausdruck.
Chris Cleave: "Little Bee". Roman.
Aus dem Englischen von Susanne Goga-Klinkenberg. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2011. 320 S., br., 14,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Auf dem Schiff, in dem sie nach England reist, liest das nigerianische Flüchtlingskind Little Bee Charles Dickens' Roman "Große Erwartungen". Weil sie geschnappt und in einem Asyllager interniert wird, liest sie ihn freilich niemals zuende. Aus dem Lager entkommt sie, vertraut sich einem Journalistenehepaar an, dessen Leben daraufhin schwer durcheinanderkommt. Für im wesentlichen sehr gelungen hält der Rezensent Jan Wiele diesen Roman des Guardian-Journalisten Chris Cleave, der mit der schubweisen Enthüllung einer horriblen Vorgeschichte Spannung erzeugt. Besonders die Stimme des Mädchens, das aus Trotz ein geradezu queenhaftes Englisch lernt und schreibt, leuchtet ihm ein. Ein paar allzu ungefiltert essayistisch erscheinende Passagen nimmt er da durchaus in Kauf.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Poetisch, originell und komisch rekapituliert Cleave diese dramatische Geschichte eines schicksalhaften Zusammentreffens.
Anne Zimmermann Dresdner Morgenpost 20121023
Anne Zimmermann Dresdner Morgenpost 20121023