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Hochbrisant und topaktuell: Cory Doctorows New-York-Times Bestsellerroman über die Kraft der jungen Medien gegen die Macht des Staates
Nach dem Wahlsieg von Donald Trump aktueller denn je - ein modernes «1984» von Blogger, Aktivist und Autor Cory Doctorow Marcus, alias «w1n5t0n», ist 17, smart und ein begeisterter Gamer. Als Terroristen die Oakland Bay Bridge in San Francisco in die Luft sprengen, befinden er und seine Freunde sich zur falschen Zeit am falschen Ort. Agenten der Sicherheitsbehörde halten sie für verdächtig und verschleppen sie auf eine geheime Insel, wo sie tagelang verhört,…mehr

Produktbeschreibung
Hochbrisant und topaktuell: Cory Doctorows New-York-Times Bestsellerroman über die Kraft der jungen Medien gegen die Macht des Staates
Nach dem Wahlsieg von Donald Trump aktueller denn je - ein modernes «1984» von Blogger, Aktivist und Autor Cory Doctorow
Marcus, alias «w1n5t0n», ist 17, smart und ein begeisterter Gamer. Als Terroristen die Oakland Bay Bridge in San Francisco in die Luft sprengen, befinden er und seine Freunde sich zur falschen Zeit am falschen Ort. Agenten der Sicherheitsbehörde halten sie für verdächtig und verschleppen sie auf eine geheime Insel, wo sie tagelang verhört, schikaniert und gedemütigt werden. Als Marcus freikommt, hat sich San Francisco in einen Überwachungsstaat verwandelt. Jeder Bürger - ein potentieller Terrorist; Menschenrechte - zweitrangig; Freiheit - ein «Sicherheitsrisiko».
Marcus und seine Freunde können nicht akzeptieren, was geschehen ist - und beschließen, sich zu wehren. Mit Hilfe subversiver neuer Medien organisieren sie sich zu einer «Gamer-Guerilla». Ihr Plan: Sabotage der staatlichen Überwachung. Ihre Waffen: die Zukunftstechnologien. Ihr Ziel: der Sturz der Regierung.
«Grandioser Lesestoff!» Platz 1 der NEW-YORK-TIMES-Bestsellerliste
Autorenporträt
Doctorow, CoryCory Doctorow war Buchhändler und schreibt Science-Fiction-Romane sowie Kolumnen für Make, Information Week, Guardian online und Locus. Er gewann den Campbell Award, dreimal den Locus Award und wurde für den Hugo und den Nebula Award nominiert. Der Autor setzt sich für die Freiheit der Datenverbreitung ein und zählt laut Forbes Magazine zu den 25 wichtigsten Web-Influencers der Welt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.03.2010

Amerikas Staatsfeinde 1 bis 4

Der Blogger Cory Doctorow hat den Thriller zur Stunde verfasst: "Little Brother" zeigt, wie man die Internetüberwachung des Staates sabotiert. Den Roman verstehen junge Leser als Anleitung.

Es ist keine Frage der technischen Verfügbarkeit. Welche Informationen sich heute aus den Datenspuren der Telekommunikation gewinnen lassen, hat Frank Rieger gerade in dieser Zeitung erläutert (F.A.Z. vom 20. Februar). Der Einsatz wird bereits verhandelt: Am Dienstag entscheidet das Bundesverfassungsgericht, ob die Vorratsdatenspeicherung zulässig ist. Was passieren kann, wenn die staatlich legitimierte elektronische Überwachung zum Gebot der Stunde wird und selbst außer Kontrolle gerät, spielt Cory Doctorow in seinem Jugendthriller "Little Brother" durch, der heute in deutscher Übersetzung erscheint.

In dem Szenario, das der Blogger, Aktivist und Autor entwirft, erhält der amerikanische Heimatschutz nach einem Anschlag auf San Francisco in einem Patriot Act II Zugriff auf die Daten von Kartenzahlungen und auf die Daten, die von den Citymaut-Sendern in den Autos der Stadt empfangen werden. Der öffentliche Nahverkehr muss Tickets mit RFID, mit Funkchip, einsetzen. Flächendeckend werden Überwachungskameras installiert. Gesichtserkennungssoftware, deren Einsatz gegen simple Schulschwänzer gerade verboten worden war, wertet die Bilder aus. Alle Bürger mit auffälligen Bewegungsprofilen werden zur Rede gestellt.

Am Tag, als Terroristen die Bay Bridge in die Luft sprengten, hatte Marcus drei Freunde überredet, die Schule zu schwänzen, um die neue Aufgabe in einem übers Internet organisierten Orientierungswettspiel zu lösen: vier Siebzehnjährige, die ihre Neugier, ihr Wissen und ihre Kraft bislang zu wenig mehr verwendet hatten, als gelegentlich die elektronischen Kontrollsysteme ihrer Schulen zu überlisten. In der Panik nach dem Anschlag wird der junge Darryl verletzt, die vier suchen Hilfe und geraten an den Heimatschutz, der sie wie Verdächtige behandelt: Sie sind zur falschen Zeit am falschen Ort, haben auffälliges elektronisches Equipment dabei, werden verhaftet, verschleppt, verhört, gepeinigt. Als sie nach einigen Tagen freikommen, ist Darryl nicht dabei. Marcus beschließt zu kämpfen. Zuerst für den verletzten, vielleicht toten Freund. Und für die Freiheit. Für sein Land.

Weil sein Laptop manipuliert worden ist, hackt er eine X-Box, installiert das (bislang fiktive) Betriebssystem ParanoidLinux, das Überwachung unmöglich machen soll, verbreitet dieses Verfahren und entwickelt so ein Netz, dessen Kontrolle für den Heimatschutz kaum möglich ist. Er findet unter dem Namen M1k3y (gesprochen Mikey) Verbündete, die seine Idee begeistert aufgreifen, mit einem RFID-Kloner Marke Eigenbau die Daten von Passanten so durcheinanderzubringen, dass der Heimatschutz der Masse an Auffälligen nicht mehr Herr wird.

Natürlich rüstet der Heimatschutz auf und infiltriert das Xnet, jagt M1k3y und erwischt Marcus, der letztlich auf nahezu klassische Art gerettet wird. Dass Doctorow seinen Helden nicht nur von diesem ungleichen Kampf erzählen lässt, sondern vom Alltag eines aufgeweckten Digital Natives, von erster Liebe und anderen Teenagerthemen, gibt dem Roman Farbe und Fülle. Und ein Gegengewicht zu seinen ausführlichen datenschutz- und bürgerrechtlichen Diskussionen in Schule und Elternhaus, vor allem aber zu Erläuterungen und Exkursen vieler IT- und Hackerthemen, zur Kryptographie wie zum Domain-Name-Service-Protokoll oder, ganz praktisch, zu den Möglichkeiten, Handy-Identifikationen zu fälschen oder die Kamerakennung auf jedem digitalen Bild unkenntlich zu machen.

Cory Doctorow ist Mitherausgeber des populären Blogs "Boingboing", Zeitungskolumnist, Verfasser einiger Cyberthriller und Vortragsreisender. Zuvor leitete der heute 38 Jahre alte gebürtige Kanadier in London vier Jahre lang das europäische Büro der Electronic Frontier Foundation, einer Organisation, die für Datenschutz und Selbstverteidigung gegen Überwachung eintritt. In seinem Roman stellt er auf einem von den Widerständlern organisierten Freiluftkonzert, dessen Besucher mit Tränengas und Schlagstöcken überwältigt werden, eine Veteranin vor die Jugendlichen auf die Bühne: "Ihr seid die erste Generation, die im GULag Amerika aufwächst", ruft sie, "und ihr wisst auf den letzten gottverdammten Cent genau, was eure Freiheit wert ist!" Sie selbst sei für diesen Kampf mit ihren zweiunddreißig Jahren zu alt, lasse ihre Freiheit beschneiden, statt zu begreifen, dass man sich seine Freiheit nehmen muss. "Little Brother", Doctorows erster Roman für Jugendliche, liest sich auch als Weckruf: für alle, die glauben, nichts zu verbergen zu haben, und für unbedachte Eigendatenschleudern in sozialen Netzwerken. Mehr als das: Er liest sich als Handlungsanleitung. Und seine Leser handeln, oft zur Begeisterung des Autors, unter einer Creative-Commons-Lizenz, die das Buch im Internet frei zugänglich macht und zu seiner Bearbeitung einlädt: In einer Wiki-Version des Buches können Fans Kommentare absetzen. In der Google Group "Watching Back" tauschen sich Jugendliche über Freiheit in der elektronischen Welt aus - ganz im Sinne des "Little Brother", der dem Blick des Orwellschen "Big Brother" standhält. Eine Website erklärt die im Buch angeführten Tricks, Überwachung zu erkennen und zu verhindern, Programmierer wollen ParanoidLinux Wirklichkeit werden lassen, es gibt zahllose nichtkommerzielle Übersetzungen, allein in vier burmesische Sprachen.

Christian Wöhrl, der schon im Juni vergangenen Jahres eine eigene deutsche Übersetzung des Romans ins Netz gestellt hat, spricht von mehr als 140000 Abrufen seiner PDF-Datei. Was heißt das für das gedruckte Buch, das jetzt bei Rowohlt erscheint (512 S., br., 14,95 [Euro])? Cory Doctorow ist überzeugt, dass die freie Verbreitung im Internet den Verkaufszahlen seines Buchs nicht schadet. Und genutzt hat Wöhrls Arbeit zumindest einem: Uwe-Michael Gutzschhahn, der das Buch für den Verlag aus dem Englischen übertragen hat, war froh, bei all den Fachbegriffen nachschauen zu können, wie der Amateurkollege aus dem Internet sie übersetzt hat.

FRIDTJOF KÜCHEMANN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Fridtjof Küchemann klopft Cory Doctorows ersten Jugendroman auf seine Aktualität ab und stellt fest: Der Autor und sein Buch, das sich mit dem außer Kontrolle geratenen Überwachungsstaat befasst und das heute in deutscher Übersetzung erscheint, haben bereits die Konsequenzen aus dem beschriebenen Szenario gezogen. Während Doctorow seine Leser für Bewegungsprofile und Gesichtserkennung sensibilisiert, Hackerthemen verhandelt und seinen Blick auf die jungen Digital Natives der Farbigkeit wegen mit herkömmlichen Teenagerthemen garniert, flottiert sein Text, zur individuellen Bearbeitung freigegeben, längst frei im Netz und hat schon eine riesengroße Community. So, freut sich Küchemann, müssen Handlungsanleitungen aussehen.

© Perlentaucher Medien GmbH
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