Bevor ich meine Meinung näher begründe, muss ich es einfach loswerden: oh, was für ein wunderschönes, wunderschönes Buch! Herzergreifend, weise, realistisch und doch positiv, traurig und doch voller Hoffnung. Ich bin ganz hingerissen, und "Little Dog und Ich" ist defitiv eines meiner
Jahreshighlights.
Ja, es gibt viele Bücher über Trauerbewältigung, viele niedliche Hunderomane und viele Bücher…mehrBevor ich meine Meinung näher begründe, muss ich es einfach loswerden: oh, was für ein wunderschönes, wunderschönes Buch! Herzergreifend, weise, realistisch und doch positiv, traurig und doch voller Hoffnung. Ich bin ganz hingerissen, und "Little Dog und Ich" ist defitiv eines meiner Jahreshighlights.
Ja, es gibt viele Bücher über Trauerbewältigung, viele niedliche Hunderomane und viele Bücher mit lebensweisem Humor. Aber dieses Buch hat alles auf einmal, und das in einer originellen Geschichte, die sich kein bisschen abgedroschen liest. Besonders hoch rechne ich der Autorin an, dass sich Glück und Schmerz in vollendeter Harmonie die Waage halten - dass sie der Versuchung widerstanden hat, das Leben bonbonrosa zu malen und jedem Charakter ein kitschiges Happy End zu schenken, und dabei doch die Kehrseite von Trauer und Verlust nicht vergisst: Carpe Diem. Nichts ist ewig, aber solange es dauert, kann es wunderbar sein.
Die Charaktere sind in meinen Augen perfekt, weil sie eben nicht perfekt sind.
Lucy, die Hauptfigur, ist dafür das beste Beispiel. Sie ist hochintelligent, erfolgreich und mitfühlend, aber die Trauer um ihren Mann und ihr ungeborenes Kind wirft sie vollkommen aus der Bahn. Bevor sie sich versieht, ist sie eine einsame, verbitterte Frau mit einer ernsthaften Verhaltensstörung, und als sie damit auffliegt, geht ihr Leben scheinbar komplett den Bach runter. In ihrer Verzweiflung sieht sie in grenzenloser Ichbezogenheit nur noch sich selbst, wirft Menschen fort wie Abfall und hat keinen Blick dafür, dass ihr Bruder Charlie vielleicht auch mal ihre Hilfe brauchen könnte und nicht immer nur umgekehrt. Manchmal hätte ich sie schütteln können, aber im Grunde ist sie ein liebenswerter Mensch, den der Schmerz nur zeitweise unausstehlich gemacht hat.
Dann tänzelt Little Dog wenig elegant in Lucys Leben (indem sie mit ihrem kleinen dicken Hintern in einem Zaun steckenbleibt), und auf einmal gibt es da wieder jemanden, um den sich Lucy kümmern muss. Und das löst eine wahre Kettenreaktion aus.
Auf ihrer (widerwilligen) Reise zurück ins Leben lernt Lucy viele Menschen kennen, die schnell abgestempelt werden und doch alle auf ihre Art großartig sind: Obdachlose, Alkoholiker, Magersüchtige - Menschen, die früher niemals in Lucys Bilderbuchleben gepasst hätten, werden jetzt zu Freunden. Allerdings erst, nachdem sie sich mit Händen und Füßen dagegen gesträubt hat.
Gibt es eine Liebesgeschichte? Ich zögere ein wenig, es so zu nennen, wenn zwei Menschen, die sich gerade eigentlich mit ganz anderen, für sie weltbewegenden Dingen herumschlagen müssen, sich voneinander angezogen fühlen. Wirklich, ich war skeptisch, denn Lucy war noch so in ihrer Trauer um ihren Mann gefangen, dass mir der Gedanke, sie können eine neue Beziehung anfangen, geradezu ungesund erschien! Aber die Autorin umschifft den Kitsch und schreibt eine schnörkellose Annäherung, die mehr auf misstrauischer Hoffnung beruht als auf rosaroter Verliebtheit. Die Liebe heilt nicht magischerweise alle Wunden. Lucy ist immer noch ein schwieriger Mensch.
Gut, ich gebe zu, gegen Ende gibt es doch eine Dosis Kitsch. Aber auch eine Dosis Trauer, ein schmerzvolles "Oh!" beim Lesen. Doch auch in dieser Trauer liegt eine gewisse positive Erfüllung - nicht alles wird gut, aber vieles. Und dieses viele ist einfach wunderbar.
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin beherrscht das volle Register der Emotionen, ohne jemals, meiner Meinung nach, ins Melodrama abzurutschen. Besonders der Humor hat mich sehr angesprochen, und die tierischen Charaktere sind schlichtweg zum Niederknutschen.
Die Geschichte hat mich nicht mehr losgelassen, da ich mit allen wichtigen Charakteren mitgefiebert und mit Spannung verfolgt habe, wie sich die Dinge für sie entwickeln.