Autorität wird beargwöhnt, sie wird zurückgewiesen und bekämpft, ebenso heftig wird sie gesucht und erkämpft. Seit zweihundertfünfzig Jahren gilt sie der Aufklärung als Zumutung und der Romantik, der politischen Romantik, als hehres Prinzip. Autorität gilt als Faktum der Kultur und ist gerade in westlichen Gesellschaften nicht, wie man annehmen könnte, verschwunden, sondern diffus geworden. Sebastian Kleinschmidt verteidigt in seinem streitbaren Essay das Prinzip der Autorität gegen den verführerischen Zauber ihrer Gegenbegriffe wie Antiautorität, Emanzipation und Mündigkeit. Er zeigt das Potenzial der Autorität, die Max Horkheimer als »bejahte Abhängigkeit« beschrieb, als Voraussetzung für Gerechtigkeit und friedliches Zusammenleben.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Schon den ersten Satz der Lobrede Sebastian Kleinschmidts auf die Autorität zerpflückt Rezensent Malte Osterloh gnadenlos. Weder den zu erretteten Begriff selbst noch den davon abzugrenzenden der Macht bekomme der Autor laut Osterloh zu fassen. Lediglich Kleinschmidts Hinweis, dass Autorität auf der Zustimmung derer, die sich ihr unterwerfen, basiert, findet das Wohlwollen des Rezensenten. Ansonsten kann er weder mit Kleinschmidts Versuchen, neben der Autorität auch noch die Tradition zu verteidigen, noch mit seinen Anleihen bei unter anderem Richard Heinze und Hannah Arendt etwas anfangen. Ziemlich hilflos findet Osterloh das alles insgesamt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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