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Das ideale Geschenkbuch für alle Beherzten
"Die Liebe, welch lieblicher Dunst. Doch in der Ehe, da steckt die Kunst." Theodor Storm
Wahrlich, es grenzt an ein Wunder, einschnarchendes, schlechtgelauntes, mißtrauisches oder mimosenhaftes Wesen zu lieben. Welche Phantasie verleiht doch die Liebe, in den Ebbezeiten einer Partnerschaft immer wieder neue Zuversicht zu tanken! Dieser Band eignet sich als literarische Anstiftung zum Glück der Zweisamkeit, als lebenskluger Begleiter in guten wie in schlechten Tagen und nicht zuletzt als geistreiche Liebesgabe.
Dichtungen über die unerwiderte
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Produktbeschreibung
Das ideale Geschenkbuch für alle Beherzten

"Die Liebe, welch lieblicher Dunst. Doch in der Ehe, da steckt die Kunst." Theodor Storm

Wahrlich, es grenzt an ein Wunder, einschnarchendes, schlechtgelauntes, mißtrauisches oder mimosenhaftes Wesen zu lieben. Welche Phantasie verleiht doch die Liebe, in den Ebbezeiten einer Partnerschaft immer wieder neue Zuversicht zu tanken! Dieser Band eignet sich als literarische Anstiftung zum Glück der Zweisamkeit, als lebenskluger Begleiter in guten wie in schlechten Tagen und nicht zuletzt als geistreiche Liebesgabe.


Dichtungen über die unerwiderte Liebe und die unerreichbare Geliebte füllen ganze Bibliotheken. Aber was ist mit den Herren Poeten geschehen, nachdem sie sich unter den Balkonen die Seele aus dem Leib gesungen und tränenreich das Paradies der ersehnten Liebe beschworen haben? Was hat sich nur zugetragen, wenn sie durch dessen Tor gingen? Warum verstummten sie und widmeten ihrer Ehe oder anderen Formen des dauerhaften Zusammenlebens keine einzige Zeile mehr? Mit diesem originellen Lesebuch stiftet Rafik Schami zum Nachdenken über ein nahezu brachliegendes Feld der Weltliteratur an. Seiner Schatzsuche quer durch alle Epochen und Kulturkreise ist es zu verdanken, daß ein ungemein abwechslungsreiches, amüsantes Buch entstanden ist. Ein Buch über Hingabe, Geduld, Arglosigkeit und List, Vertrauen und Mißtrauen, Verständnis und Verbundenheit über den Tag hinaus. Vor allem aber ist das 'Lob der Ehe' ein Bekenntnis zum Partner und zum wunderbarsten Geschenk, das sich liebende Menschen machen können: Standhalten. Das weltliterarische Treuebuch eignet sich als lebenskluger Begleiter in den Höhen und Tiefen des Alltags und nicht zuletzt als willkommenes Geschenk zu allen, nicht nur zu Hochzeitstagen!Mit Texten von Guy de Maupassant, Joyce Carol Oates, John Updike, Margarete von Navarra, Robert Musil, Colette, Anton Cechov, Frank Wedekind, Goffredo Parise, Mark Twain, August Strindberg, Heinrich von Kleist, Gabrielle Roy und Rafik Schami selbst.
Autorenporträt
Rafik Schami wurde 1946 in Damaskus, Syrien, geboren. 1971 kam er nach Deutschland, studierte Chemie und promovierte 1979. Seit 1982 ist er freier Schriftsteller. 2002 wurde er Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und zählt mittlerweile zu den bedeutendsten Autoren deutscher Sprache. Sein Werk, u. a. "Die dunkle Seite der Liebe", ist in vierundzwanzig Sprachen übersetzt worden. EXCERPT: Nach dem Sündenfall Wenn ich zurückblicke, erscheint mir der Garten wie ein Traum. Er war schön, wunderschön, berauschend schön; jetzt ist er verloren, und ich werde ihn nie wiedersehen. Der Garten ist verloren, aber ich habe ihn gefunden und bin glücklich. Er liebt mich so gut er kann; ich liebe ihn mit aller Kraft meiner leidenschaftlichen Natur, das entspricht, glaube ich, meiner Jugend und meinem Geschlecht. Wenn ich mich frage, warum ich ihn liebe, stelle ich fest, daß ich es nicht weiß, und ich gäbe auch nicht sonderlich viel darum, es zu wissen; also nehme ich an, daß diese Art von Liebe nicht das Ergebnis von Gründen und deren Aufzählung ist, wie die Liebe zu anderen Reptilien und Tieren. Ich glaube, so muß es sein. Ich liebe bestimmte Vögel ihres Gesanges wegen; aber Adam liebe ich nicht um seines Gesanges willen - nein, beileibe nicht; je mehr er singt, desto weniger kann ich mich damit anfreunden. Und doch bitte ich ihn zu singen, weil ich lernen will, alles zu mögen, was ihm gefällt. Ich bin sicher, daß ich das lernen kann, denn am Anfang konnte ich es überhaupt nicht aushalten, und jetzt kann ichs. Die Milch wird sauer davon, aber das macht nichts; ich kann mich an diese Art Milch gewöhnen. Ich liebe ihn nicht wegen seiner Klugheit - nein, beileibe nicht. Man kann ihm wegen seiner Intelligenz, so wie sie ist, keine Vorwürfe machen, denn er hat sie ja nicht selbst gemacht; Adam ist, wie Gott ihn schuf, und das genügt. Es liegt darin ein weiser Zweck, das weiß ich. Mit der Zeit wird sie sich entwickeln, aber sehr rasch wird das wohl nicht geschehen; und abgesehen davon hat es auch keine Eile; er ist gut genug, so wie er ist. Ich liebe ihn nicht seiner gütigen und rücksichtsvollen Art und seines Zartgefühls wegen. Nein, nein, daran mangelt es ihm eher, aber er ist auch so gut genug, und er bessert sich. Ich liebe ihn nicht wegen seines Fleißes - nein, beileibe nicht. Ich glaube, der steckt in ihm, aber ich weiß nicht, warum er ihn vor mir verbirgt. Das ist mein einziger Kummer. Sonst ist er mir gegenüber jetzt offen und geradeheraus. Ich bin mir sicher, daß er weiter nichts verheimlicht. Es grämt mich, daß er ein Geheimnis vor mir haben könnte, und manchmal raubt es mir den Schlaf, wenn ich daran denke, aber ich will es mir aus dem Kopf schlagen; ich werde mein Glück nicht trüben, das ansonsten bis zum Überfließen voll ist. Ich liebe ihn nicht seiner Bildung wegen - nein, beileibe nicht. Er hat sie sich selbst angeeignet und weiß wirklich eine Menge, aber er sitzt vielen Irrtümern auf. Ich liebe ihn nicht wegen seiner Ritterlichkeit - nein, beileibe nicht. Er hat mich verpetzt, aber das mache ich ihm nicht zum Vorwurf; ich glaube, es ist eine Eigenheit seines Geschlechts, und er hat sein Geschlecht nicht gemacht. Natürlich hätte ich ihn nicht verpetzt, eher wäre ich gestorben; aber das ist auch eine geschlechtsbedingte Eigenheit, und ich bilde mir darauf nichts ein, denn auch ich habe mein Geschlecht nicht gemacht. Warum liebe ich ihn dann? Einfach weil er ein Mann ist, glaube ich. Im Grunde ist er gut, und darum liebe ich ihn, aber ich könnte ihn auch ohne das lieben. Wenn er mich schlüge und mißhandelte, ich würde ihn trotzdem lieben. Das weiß ich. Ich glaube, es ist eine Frage des Geschlechts. Er ist stark und sieht gut aus, darum liebe ich ihn, ich bewundere ihn und bin stolz auf ihn, aber ich könnte ihn auch ohne diese Eigenschaften lieben; wäre er häßlich, ich würde ihn auch lieben; wäre er ein Krüppel, ich würde ihn lieben und ich würde für ihn arbeiten und mich für ihn zerreißen und für ihn beten und an seinem Bett wachen, bis zu meinem Tod. Ja, ich glaube, ich liebe ihn nur, weil er mein und weil er ein Mann ist. Es gibt vermutlich keinen anderen Grund. Also denke ich, es ist, wie ich anfangs sagte: daß diese Art Liebe nicht auf Gründen und deren Aufzählung beruht. Sie kommt einfach - keiner weiß woher - und man kann sie nicht erklären. Und das ist auch nicht nötig. Das also denke ich. Aber ich bin nur ein junges Ding, die erste, die diesen Gegenstand bedacht hat, und es könnte sich herausstellen, daß ich ihn in meiner Unwissenheit und Unerfahrenheit nicht richtig aufgefaßt habe. Vierzig Jahre später Mein Gebet, meine Sehnsucht ist, daß wir gemeinsam aus diesem Leben scheiden - eine Sehnsucht, die nie mehr von der Erde weichen möge, sondern im Herzen jeder Frau, die liebt, Platz finden soll, bis an das Ende der Zeit; und sie soll meinen Namen tragen. Aber wenn einer von uns zuerst gehen muß, so bete ich, daß ich es sein möge; denn er ist stark, und ich bin schwach, er braucht mich nicht so sehr wie ich ihn - ein Leben ohne ihn wäre kein Leben; wie sollte ich es ertragen? Und dieses Gebet ist unsterblich und wird gesprochen werden, solange es meinesgleichen gibt. Ich bin die erste Ehefrau; und noch in der letzten Ehefrau werde ich vorhanden sein. An Evas Grab Adam: Wo sie war, war das Paradies. Astrid Lindgren Geschichte einer Ehe Ein ganzes Leben dauerte sie, diese Liebesgeschichte, und sie begann irgendwann im Jahre 1888, als der dreizehnjährige Samuel August von Sevedstorp bei der Schulabschlußprüfung seine Blicke auf einem Mädchen ruhen ließ, das dicht neben dem eisernen Ofen saß. Es war die mit den Stirnfransen, die alle Fragen so gut beantworten konnte. Hanna hieß sie, neun Jahre war sie alt und stammte aus Hult. Hanna in Hult, in sie verguckte sich Samuel August. Sicherlich hatte er sie auch schon früher gesehen, aber nicht so wie jetzt. Für Samuel August fand die Schule damals ein Ende. Und ein Ende hatte es auch, das Mädchen mit den Stirnfransen anzugucken. Von nun an mußte er sich daheim auf den steinigen Äckern abrackern. So lange, bis er achtzehn war und fortmußte, um sich als Knecht zu verdingen. Was war während all dieser Jahre mit dem Mädchen? Dachte er noch an sie? Meistens mußte er sich damit begnügen, sie in seinen Träumen zu sehen, in der Wirklichkeit geschah es nur selten und zufällig. Einmal entdeckte er sie auf einer Buchversteigerung in Pelarne. Dort führte sie das Protokoll. Im Auktionshaus war es heiß, und hinterher trat sie mit glühenden Wangen vor die Tür, um sich abzukühlen. "Gott steh mir bei, was war sie schmuck", sagte Samuel August später, wenn er an die Liebesqualen seiner Jugend zurückdachte. Qualvoll war für ihn auch die Erinnerung an ein Sommerfest auf der Wiese in Hultsfred, wo er sie im handgewebten blauen Kleid heranspazieren sah. Jetzt wäre die Gelegenheit günstig gewesen, aber sie zog ja "nen ganzen Rattenschwanz von Burschen hinter sich her", so daß Samuel August sich nicht einmal in ihre Nähe traute. "Da wurd ich so gottsjämmerlich traurig, daß ich nichts wollte als heim." Inzwischen war Samuel August fünfundzwanzig Jahre alt geworden und im Heiratsalter. Aber Hoffnung auf Hanna in Hult machte er sich nicht. Nicht in seinen kühnsten Träumen wagte er zu hoffen, daß so eine wie sie etwas für einen gewöhnlichen Samuel August wie ihn übrig haben könne. Und deshalb ließ er sich auch niemals anmerken, wie es um ihn stand, nur wurde er "so gottsjämmerlich traurig", wenn er sie sah. Dann kam die Hochzeit in Gebo. Im Herbst 1902. Von Per Johan und Hilda, die damals heirateten, weiß ich wenig, aber oh, wie hoch hab ich es ihnen immer angerechnet, daß sie es taten und daß sie so viele Leute zu ihrer Hochzeit einluden, darunter auch Samuel August. Und Hanna. Hanna mußte endlich begriffen haben, daß dieser Samuel August, der sie, wo sie ging und stand, mit seinen Blicken förmlich verschlang, in sie verliebt war, obwohl er sich nichts zu sagen traute. Und ganz freimütig schlug sie ihm vor, mitten während des Festessens mit ihr ein Stückchen spazierenzugehen. Damit war Samuel August von Herzen einverstanden. Es fiel ihm nur schwer, seinen Hut unter all den anderen, die sich auf dem Tisch im Flur stapelten, herauszufinden. Und da versprach ihm Hanna doch wahrhaftig, sie würde ihm ein kleines Monogramm für seinen Hut sticken, damit er ihn auf künftigen Festen leichter herausfinden könne. Dies war ja nur als Ermunterung zu deuten, und er schwamm in einem Meer von Glückseligkeit, bis es Abend wurde und die Uhr zehn zeigte. Da war es für ihn mit dem Spaß für diesmal vorbei. Danach tat er wieder seine Arbeit in Näs und wartete. Auf das Monogramm und auf Gott weiß was. November und Dezember kamen und gingen, aber kein Monogramm! Schließlich konnte er es nicht länger ertragen. Am Abend vor dem Dreikönigstag 1903 schrieb er eine Ansichtskarte. "Herzliche Glückwünsche für Hanna von einem Freund", schrieb er, denn sie hatte ja gerade Namenstag, und fügte noch hinzu: "Ob das kleine Monogramm wohl bald fertig ist?" Eine Woche darauf erhielt er eine Antwortkarte mit ein wenig Geplauder über die Feiertage und dies und jenes. Und ganz unten stand eine verschmitzte Frage: "Wann kommt der Hut in Reichweite?" Mehr geschah jedoch nicht. Erst im Februar 1903 tat sich etwas, denn da kam Hanna nach Vimmerby, um noch besser weben zu lernen. Und ganz und gar zufällig und unverhofft traf Samuel August sie wieder, als er eines Abends gerade in der Stadt war, was für ein Zufall! Auf der Stelle lud er sie zu einer Tasse Tee im Café Royal ein, und das war der Beginn einer nun folgenden eifrigen Teetrinkerei, verbunden mit vielen Spaziergängen. Schließlich wurde es der 1. April, ein naßkalter, unfreundlicher Abend mit Schneeregen, und am nächsten Tag sollte Hanna abfahren. Zum letztenmal trank Samuel August mit ihr Tee, und zum letztenmal führte er sie zu einem Spaziergang aus. Sie gingen und gingen, aber Samuel August fragte nicht. Schließlich wurde ihm klar, daß es jetzt sein Leben galt. "Mags gehen, wies will, schweigen kann ich nicht länger", dachte er. Ja, es war auch bei Gott in der letzten Minute! Er hatte seine Liebste zum Park an der Kirche geführt. Dort wuchs eine Traueresche, und darunter stand eine Bank, und auf diese Bank setzten sie sich. Am 1. April 1903 des Nachts um elf Uhr im wilden Schneetreiben - o Liebe! Wie recht hat doch der Apostel, wenn er sagt: "Die Liebe, sie erträgt alles und duldet alles!" Jetzt endlich brachte es Samuel August über sich, mit seiner Frage herauszurücken. "Meinst, daß du und ich zusammen glücklich leben können?" Darauf antwortete Hanna: "Mit unserer Macht ist nichts getan!" Sie kam aus einem tiefreligiösen Heim und glaubte wohl, daß bei einer so ernsten Sache Gottes Beistand vonnöten sei. Ihre Kinder aber sind mit der Antwort, die Samuel August damals erhielt, nie recht zufrieden gewesen. Er hätte doch einen eindeutigeren Bescheid gebraucht und auch verdient. Hanna jedoch war nicht bereit, uneingeschränkt ja zu sagen. Aber immerhin war es doch so, daß Samuel August die Bank unter der Traueresche zu Recht als "den Platz, wo mir der Stern der Hoffnung aufging", bezeichnen konnte. Sogar einen Kuß bekam er im Schneegestöber, den allerersten. Was aber wurde aus dem Monogramm? O ja, auch das bekam er so mit der Zeit, und Hanna nähte es ihm eigenhändig in den Hut. Stehend. Samuel August stand daneben und leuchtete ihr mit Streichhölzern, wobei er sich die Finger verbrannte. Denn es war ein dunkler Abend und eine heimatlose Liebe. Erst 1905 fand sie ihre Heimat, bis dahin mußte sie sich durch Briefe und kurze, zufällige Stelldicheins am Leben erhalten. Diese Briefe gibt es noch immer, seit sieben Jahrzehnten liegen sie in einem braunen Kästchen verwahrt. In ihrer Art sind es erstaunliche Briefe, wenn man nämlich bedenkt, daß die Schreiber nur sechs Jahre lang und auch dann nur jeden zweiten Tag eine kleine Dorfschule besucht haben. Sie sind mit schöner Handschrift geschrieben, ganz besonders ihre, und es kommen nur wenige Schreibfehler darin vor. Einmal schrieb Hanna: "Die kleine, dumme, einfältige Wahrheit ist doch die, daß ich es viel schöner fände, wenn Du hier wärst, und daß die Sehnsucht mir manchmal groß wird. Eigentlich hatte ich nicht vor, dies zu verraten, und ich bereue bereits, daß es hier steht, aber nun steht es einmal da und legt Zeugnis davon ab, wie leicht Mädchen sich verplappern." Inzwischen ist es 1905 geworden, und in diesem Sommer soll die Hochzeit zwischen ihr und Samuel August stattfinden. Und da weiß Hanna plötzlich nicht mehr, ob sie noch möchte. Die beiden müssen darüber gesprochen haben, und ich kann mir Samuel Augusts Verzweiflung vorstellen, in den Briefen aber steht nur an einer Stelle: "Hoffentlich hast Du dieses ungewisse 9Ich-weiß-nicht: längst überwunden, mein kleiner Liebling, so daß Du Dir nun im klaren darüber bist, ob Du mein werden willst. Oder solltest Du mich am Ende nicht mehr lieben können oder wollen?" Vierzehn Tage vergehen, bevor Hanna "die tiefe Frage" aufgreift: "Ach, es ist so schwer zu antworten, wenn man mit sich selber uneins ist. Ganz gewiß habe ich Dich genauso lieb wie früher und möchte so von Herzen gern frei von jeglichem Wankelmut sein, dennoch ist mir, als schreckte ich davor zurück, eine so wichtige Sache zu entscheiden ..." Hannas Zaudern dauerte auch nicht lange. Sie versichert ihm: "Du bist ja doch mein geliebter Sem." Und dann tat sie das Klügste, was sie tun konnte - sie heiratete Samuel August. Am 30. Juni 1905. So durfte Samuel August seine ersehnte Braut schließlich nach Näs holen, wo sie dann sechsundfünfzig Jahre lang zusammen leben sollten. Wenn ich die Briefe lese, die Hanna in den ersten Jahren an ihre Eltern schrieb, sehe ich sie vor mir: eine junge, beherzte Hausfrau, die sich viel zutraut und auch auf das meiste versteht. Sie kann Kühe melken und ein Pferdegespann lenken, sie kann weben und alles, was zum Schlachten gehört, sie kann Käse bereiten und spinnen und backen, und sie kann ohne Unterlaß schaffen und das Gesinde anleiten, als hätte sie nie etwas anderes getan. Auch der Armen und Elenden, deren es viele gibt, nimmt sie sich an. Ihre Mutter hatte es sie gelehrt, "Lovisa mit den sanften Händen" war überall hilfreich, wo Hilfe nötig war, und sicherlich las sie mit Genugtuung, was ihre Tochter ihr nach einem arbeitsreichen Tag schrieb: "Gegen Abend ging ich mit ein bißchen Essen nach Stenbäcksroten und besuchte eine arme Frau, die einen Trinker zum Mann hat und ein Kindchen gekriegt hat." Nach geraumer Zeit bekam Hanna selber ein Kindchen, doch dadurch ließ sie sich in ihrer Arbeit nicht sonderlich hindern. Als sie erfährt, daß ihre Schwester krank zu Bett liegt, "hatte ich keine Ruhe", schreibt sie, "bevor ich mich nicht mit eigenen Augen überzeugte, wie es um sie stand". Sie bekommt mehr Kinder - schließlich hat sie vier -, und da muß ihre Mutter zuweilen einspringen, "damit ich einmal ein bißchen verschnaufen und dies und jenes erledigen kann". Und was tat ihr Mann unterdessen? Samuel August war ein weltoffener und weitblickender Mann, der an allem, was die Gemeinde betraf, regen Anteil nahm. Er versammelte die Bauern des Kirchspiels und gründete eine Genossenschaftsmolkerei, ferner einen Zuchtverein für Stiere und einen für Hengste, und ich weiß nicht, was noch alles, jedenfalls war er in vielem ein Wegbereiter. Aber vor allem hing er mit großer Liebe an Hanna. Nie wurde er müde, ihr zu zeigen, wie glücklich er über sie war und wie staunenswert er es fand, daß es sie in seinem Leben und in seinem Haus gab. War er draußen oder sonstwie fort gewesen und entdeckte sie beim Heimkommen nicht augenblicklich, dann gab es für ihn nur noch die eine wichtige Frage: "Wo steckt mein Weib?" Ein kluger Mann hat einmal gesagt, es tue Kindern gut, zuzusehen, wenn ihre Eltern sich herzen. Samuel August hätte seine volle Sympathie gehabt, das steht fest. Einen zärtlicheren Bauern hat es nie gegeben, zumindest war es bei småländischen Bauern unüblich, seine Gefühle so unverhohlen zu zeigen, wie Samuel August es tat. Wir Kinder waren es gewohnt, tagtäglich zuzuschauen, wie unser Vater, und sei es auch nur für einen kurzen Augenblick, unsere Mutter umarmte und sie "herzte". Es war schön, Kind von Samuel August und Hanna zu sein. "Ich lebe immer mit Dir, in meinen Gedanken und in meinen Taten, ja ich möchte ganz für Dich leben", schrieb Samuel August an jenem Apriltag 1903 bald nach dem Abend unter der Traueresche. Und dieses Versprechen hat er gehalten. Von ihrem neunten Lebensjahr an und ihr ganzes Leben hindurch blieb Hanna seine "kleine Inniggeliebte". Sie alterte, beide alterten, doch das änderte nichts. Ich erinnere mich ihrer, als sie beide schon die Achtzig überschritten hatten und das Leben um sie herum still geworden war, wie er dort saß und ihre Hände hielt und so zärtlich sagte: "Meine kleine Inniggeliebte, hier sitzen wir nun, du und ich, und habens schön." Nachdem sie abends ins Bett gegangen waren, unterhielten sie sich immer noch eine Weile. Dann sang Hanna ein Kirchenlied oder sagte es auf, und danach sprach Samuel August mit seiner unbeschreiblich treuherzigen Stimme das Vaterunser und den Segen. Wenn ich zu Hause auf Besuch war, stand ich manchmal still vor ihrer Tür und lauschte. Und dachte: "Wie lange noch?" An einem ganz besonderen Abend im Mai 1961, nachdem sie sich beide hingelegt und ihrer Gewohnheit gemäß die kleinen Tagesereignisse besprochen hatten, sagte Hanna einen Choral auf, den sie beide oft gemeinsam gesungen hatten und dessen letzter Vers lautet: "Und naht die Todesstunde mir noch diese Nacht, o Gott, dann ist mein Trost, daß ich bei dir im Leben wie im Tod." Es waren die letzten Worte, die Samuel August von ihr hörte. Kurz darauf erlitt sie einen Schlaganfall, und ein paar Tage später hatte Samuel August keine Hanna mehr. Aber er hatte ein wunderliches Vertrauen in das Leben, eine Lebensfreude und die tröstliche Gewißheit eines künftigen Lebens, und deshalb konnte nicht einmal Hannas Tod ihn zerbrechen. Er fuhr fort, sie zu lieben und von ihr zu sprechen und all ihre Tugenden zu preisen. Er tat es noch, als er vierundneunzig Jahre alt war und heiter und zufrieden in seinem Bett in dem Pflegheim lag, das seine letzte Station hier auf Erden wurde. An einem Abend im Juli 1969 starb Samuel August. Zutiefst überzeugt davon, daß er Hanna wiedersehen werde.
Rezensionen
"Anregend, inspirierend, beglückend - und nicht zuletzt informativ." Main-Echo

"Ein unterhaltsames Plädoyer für die Zweisamkeit." Freie Presse

"Das Lob der Ehe ist ein ideales Geschenk für alle, die sich lieben." Hera

"Die Darstellung des dauerhaft glücklichen Zusammenlebens zweier Menschen [...] klaffte bislang als literarische Lücke. Sie ist nun auf unterhaltsame, nicht selten geistreiche, auf augenzwinkernde, manchmal unerhörte Weise geschlossen." Mein schönes zu hause
»Ein amüsantes Nachschlagewerk über die schönste Sache der Welt ... die Liebe.« Süddeutsche Zeitung