»Heute Disco, morgen Umsturz, übermorgen Landpartie«: Die Band Freiwillige Selbstkontrolle (F.S.K.) betreibt Pop als mobile Anpassung, Camp, dissidente Störung aus unerwarteter Position - und singt auf deutsch. Thomas Meinecke, der sich lange als Nicht-Autor und Nicht-Musiker bezeichnete, schreibt die Texte. Sie sind schräg, bewußt schief und in sich gebrochen genug, um nach 27 Jahren Konzertgebrauch auch alleine stehen zu können. Lyrics: nicht zu verwechseln mit Lyrik. Sie spiegeln die Entwicklung der Band wider, von der subversiven Affirmation und dem Hippie Bashing der Anfängerjahre (»und wir sagen Ja zur Modernen Welt«) über Polka- und Jodel-Transatlantik-Rück-Rück-Übersetzungsspiele (»Wenn du einmal in Liebe bist«) und die wilde Zitathölle bis hin zum Text als quere Metaebende oder Bildunterschrift zur repetitiven analog-handgemachten House-Musik (»Dana International / Arabian Boy a Jewish Girl / gewann den Grand Prix de la Chanson / in eurovisueller Dekonstruktion«). Inseinem Nachwort erläutert der Literaturwissenschaftler Eckhard Schumacher die Band- und Text-Prinzipien der permanenten Revolte, der Verfremdung durch Authentizität und des transatlantischen Folklore-Feedback.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.10.2007Seiltanz
Thomas Meinecke gehört als Musiker, Schriftsteller und DJ zu jenen schillernden Figuren, die sich jeder kategorialen Einordnung entziehen. Nun legt er die für seine Band "Freiwillige Selbstkontrolle" (F.S.K.) geschriebenen Songtexte vor. Dieses Buch hat viele Türen, und sobald man an einer Stelle eintritt, stolpert man unversehens über klangvolle Wortreihungen. Von sperrigen, geradezu dadaistisch anmutenden Satzwiederholungen bis zu seiltänzerischen Wortkombinationen reichen die Sprachkünste, die Meinecke in diesen Texten entwickelt hat. Der Leser springt dabei nicht nur durch die Jahre zwischen 1980 und 2007, sondern stößt auch immer wieder auf neue Sprachmelodien, die den zugehörigen Soundtrack wachrufen oder neugierig auf diesen machen. Meinecke erweist sich dabei als gewitzter Sammler, der objets trouvés zusammenträgt, um ihnen dann ein eigenes kunstvolles Gepräge zu geben. (Thomas Meinecke: "Lob der Kybernetik. Songtexte 1980-2007", Frankfurt am Main 2007. 249 S., br., 10,- [Euro].)
jbey
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Thomas Meinecke gehört als Musiker, Schriftsteller und DJ zu jenen schillernden Figuren, die sich jeder kategorialen Einordnung entziehen. Nun legt er die für seine Band "Freiwillige Selbstkontrolle" (F.S.K.) geschriebenen Songtexte vor. Dieses Buch hat viele Türen, und sobald man an einer Stelle eintritt, stolpert man unversehens über klangvolle Wortreihungen. Von sperrigen, geradezu dadaistisch anmutenden Satzwiederholungen bis zu seiltänzerischen Wortkombinationen reichen die Sprachkünste, die Meinecke in diesen Texten entwickelt hat. Der Leser springt dabei nicht nur durch die Jahre zwischen 1980 und 2007, sondern stößt auch immer wieder auf neue Sprachmelodien, die den zugehörigen Soundtrack wachrufen oder neugierig auf diesen machen. Meinecke erweist sich dabei als gewitzter Sammler, der objets trouvés zusammenträgt, um ihnen dann ein eigenes kunstvolles Gepräge zu geben. (Thomas Meinecke: "Lob der Kybernetik. Songtexte 1980-2007", Frankfurt am Main 2007. 249 S., br., 10,- [Euro].)
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»Meinecke erweist sich als gewitzter Sammler, der objets trouvés zusammenträgt, um ihnen dann ein eigenes kunstvolles Gepräge zu geben.« Frankfurter Allgemeine Zeitung