Demokratisches Handeln und Denken hat nur Bedeutung, wenn es immer wieder eingeübt wird. Es gibt dem Leser die Denkwerkzeuge an die Hand, um sich den Gegnern und Feinden demokratischen Denkens entgegenzustellen.
Zorns »Logik für Demokraten« führt den Leser in die argumentativen Auseinandersetzungen, vor die sich ein Demokrat immer wieder gestellt sieht. In klugen Analysen populistischer Argumentation und totalitärer Denkweisen bekommen Leser Instrumente an die Hand, die Demokratie wirkungsvoll gegen ihre Feinde zu verteidigen. Dabei vergisst er nicht, diejenigen zum Gespräch einzuladen, die mit dem Konzept der Demokratie noch nichts oder nichts mehr anfangen können. In diesem Buch kann man erfahren, warum es geradewegs vernünftig ist, demokratisch zu denken.
Zorns »Logik für Demokraten« führt den Leser in die argumentativen Auseinandersetzungen, vor die sich ein Demokrat immer wieder gestellt sieht. In klugen Analysen populistischer Argumentation und totalitärer Denkweisen bekommen Leser Instrumente an die Hand, die Demokratie wirkungsvoll gegen ihre Feinde zu verteidigen. Dabei vergisst er nicht, diejenigen zum Gespräch einzuladen, die mit dem Konzept der Demokratie noch nichts oder nichts mehr anfangen können. In diesem Buch kann man erfahren, warum es geradewegs vernünftig ist, demokratisch zu denken.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.06.2017Demokratie auf logischer Grundlage?
Daniel-Pascal Zorn möchte die formalen Denkfehler der Populisten entzaubern
Der junge Philosoph Daniel-Pascal Zorn will die politische Diskussionskultur in Deutschland, um die es seiner Meinung nach schlecht bestellt ist, kurieren, und zwar mit einem Grundkurs in argumentativer Logik. Dabei beginnt er mit dem Nachweis, dass die Argumentation von Populisten auf grundlegenden Denkfehlern beruht. Danach spürt er den Versuchungen und Fehlschlüssen des totalitären Denkens nach, um schließlich mit einer Rechtfertigung der repräsentativen Demokratie auf der Grundlage logischer Überlegungen abzuschließen.
Dafür reicht formale Logik natürlich nicht aus. Zorn zielt auf "das Können oder die Kunst (ab), die eigene Rede so zu gestalten, dass alle anderen (. . .) aus empirischen oder logischen Gründen zustimmen können". Die beiden Hauptgesetze des logischen Argumentierens in diesem Sinn sind das Ausschließen einer begründungslosen Setzung ("petitio principii") und das Prinzip vom ausgeschlossenen (inhaltlichen oder "performativen") Widerspruch.
Mit diesen beiden und ein paar anderen Fehlschlüssen, die in einem Glossar erklärt werden, lässt sich zeigen, wie widersprüchlich ("unlogisch") die populistischen Diskurse ("Wir sind das Volk") sind. Ob das ausreicht, um die Populisten zu entzaubern, ist eine andere Frage. Denn man wird ja, jenseits aller Logik, schwerlich bestreiten können, dass der Zulauf für ihre Bewegungen mit Erscheinungen und Erfahrungen zu tun hat - etwa der Verunsicherung durch schnellen Wandel oder wachsende ökonomisch-soziale Ungleichheit -, die nicht einfach wegzudiskutieren sind. Dem würde Zorn vermutlich zustimmen; er würde entgegnen, dass über die realen Probleme "logisch", im Sinn von "nicht populistisch", diskutiert werden müsste.
Das mag so sein, aber es zeigt das Dilemma des Buches, das in seinen beiden anderen Teilen, in denen der Autor die Wurzeln (und Gedankenfehler) des totalitären Denkens und die logische Begründung für die repräsentative Demokratie vorführt, sogar noch deutlicher wird. Dort erweitert der Autor seine Logik um phänomenologische Herleitungen (mit Anleihen etwa bei Nietzsche, Hans Blumenberg oder Mircea Eliade), die durchaus nicht immer zwingend erscheinen. Weil Zorn von empirischen Gegebenheiten absieht und sich, unter Berufung auf seine Profession als Philosoph, auf Denkoperationen und Redesituationen beschränkt (etwa die sokratische Widerlegung sophistischer Argumente), wird er zwar diejenigen erreichen, die ohnehin schon überzeugt sind, schwerlich aber jene, die auf der Unzulänglichkeit der politischen oder wirtschaftlichen Wirklichkeit beharren. Das gibt dem Buch, trotz mancher treffenden Analyse von Denkfehlern, ein wenig den Charakter eines Glasperlenspiels. Diagnose und Beschreibung totalitären Denkens sind im Übrigen bei Hannah Arendt, auf die sich Zorn mehrfach bezieht, überzeugender. Und die Vorzüge einer offenen Gesellschaft haben Karl Popper und andere (die er nicht erwähnt) sinnfälliger beschrieben.
GÜNTHER NONNENMACHER.
Daniel-Pascal Zorn: "Logik für Demokraten". Eine Anleitung.
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2017. 314 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Daniel-Pascal Zorn möchte die formalen Denkfehler der Populisten entzaubern
Der junge Philosoph Daniel-Pascal Zorn will die politische Diskussionskultur in Deutschland, um die es seiner Meinung nach schlecht bestellt ist, kurieren, und zwar mit einem Grundkurs in argumentativer Logik. Dabei beginnt er mit dem Nachweis, dass die Argumentation von Populisten auf grundlegenden Denkfehlern beruht. Danach spürt er den Versuchungen und Fehlschlüssen des totalitären Denkens nach, um schließlich mit einer Rechtfertigung der repräsentativen Demokratie auf der Grundlage logischer Überlegungen abzuschließen.
Dafür reicht formale Logik natürlich nicht aus. Zorn zielt auf "das Können oder die Kunst (ab), die eigene Rede so zu gestalten, dass alle anderen (. . .) aus empirischen oder logischen Gründen zustimmen können". Die beiden Hauptgesetze des logischen Argumentierens in diesem Sinn sind das Ausschließen einer begründungslosen Setzung ("petitio principii") und das Prinzip vom ausgeschlossenen (inhaltlichen oder "performativen") Widerspruch.
Mit diesen beiden und ein paar anderen Fehlschlüssen, die in einem Glossar erklärt werden, lässt sich zeigen, wie widersprüchlich ("unlogisch") die populistischen Diskurse ("Wir sind das Volk") sind. Ob das ausreicht, um die Populisten zu entzaubern, ist eine andere Frage. Denn man wird ja, jenseits aller Logik, schwerlich bestreiten können, dass der Zulauf für ihre Bewegungen mit Erscheinungen und Erfahrungen zu tun hat - etwa der Verunsicherung durch schnellen Wandel oder wachsende ökonomisch-soziale Ungleichheit -, die nicht einfach wegzudiskutieren sind. Dem würde Zorn vermutlich zustimmen; er würde entgegnen, dass über die realen Probleme "logisch", im Sinn von "nicht populistisch", diskutiert werden müsste.
Das mag so sein, aber es zeigt das Dilemma des Buches, das in seinen beiden anderen Teilen, in denen der Autor die Wurzeln (und Gedankenfehler) des totalitären Denkens und die logische Begründung für die repräsentative Demokratie vorführt, sogar noch deutlicher wird. Dort erweitert der Autor seine Logik um phänomenologische Herleitungen (mit Anleihen etwa bei Nietzsche, Hans Blumenberg oder Mircea Eliade), die durchaus nicht immer zwingend erscheinen. Weil Zorn von empirischen Gegebenheiten absieht und sich, unter Berufung auf seine Profession als Philosoph, auf Denkoperationen und Redesituationen beschränkt (etwa die sokratische Widerlegung sophistischer Argumente), wird er zwar diejenigen erreichen, die ohnehin schon überzeugt sind, schwerlich aber jene, die auf der Unzulänglichkeit der politischen oder wirtschaftlichen Wirklichkeit beharren. Das gibt dem Buch, trotz mancher treffenden Analyse von Denkfehlern, ein wenig den Charakter eines Glasperlenspiels. Diagnose und Beschreibung totalitären Denkens sind im Übrigen bei Hannah Arendt, auf die sich Zorn mehrfach bezieht, überzeugender. Und die Vorzüge einer offenen Gesellschaft haben Karl Popper und andere (die er nicht erwähnt) sinnfälliger beschrieben.
GÜNTHER NONNENMACHER.
Daniel-Pascal Zorn: "Logik für Demokraten". Eine Anleitung.
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2017. 314 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Günther Nonnenmacher hat über totalitäres Denken besser bei Hannah Arendt gelesen als bei dem Philosophen Daniel-Pascal Zorn. Zwar findet der Rezensent das Ansinnen des Autors, der politischen Diskussionskultur mit einem Grundkurs in argumentativer Logik auf die Beine zu helfen, ehrenwert. Und auch Zorns Nachweis von Denkfehlern in populistischer Argumentation und seine logische Begründung für die repräsentative Demokratie liest er mit Genugtuung. Doch ob das die Populisten kratzt, möchte Nonnenmacher bezweifeln. Und Zorns Herleitungen scheinen ihm auch nicht immer zwingend genug. Trotz treffender Analysen bleibt beim Rezensenten der Eindruck eines "Glasperlenspiels".
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ein Buch wie ein Werkzeugkasten. Zorn nimmt die alten Regeln der Logik, legt sie den Facebook-Freunden und -Feinden hin und sagt: Macht was draus.« Tobias Rapp, Literatur Spiegel, April 2017 »Wie sich das populistische Denken vom demokratischen unterscheidet, führt Zorn in seinem Buch sehr systematisch aus ... vor allem aber erläutert er minutiös all die Prinzipien eines logischen Diskurses beziehungsweise die Argumentationsfiguren, die diese ignorieren.« Harald Staun, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 19.03.2017 »Das ist die wichtigste Erkenntnis aus Zorns mit intelligenter Schärfe geschriebenem Buch: Wer redet, um Zustimmung zu erhalten, muss dafür Gründe finden. Und er räumt in diesem Augenblick allen anderen ebenfalls das Recht zur Rede ein - und zum Widerspruch. Das ist Demokratie: Der voraussetzungsfreie Austausch von Argument und Gegenargument.« Christoph Schröder, Deutschlandfunk, 16.06.2017 »Daniel-Pascal Zorn erzählt auch, warum Populisten erst mal leichtes Spiel haben - und warum sie dann nach erstaunlich schnellen Anfangserfolgen gerne mal auf ihren gezinkten Karten sitzen bleiben ... Die ganze Philosophiegeschichte ist Steinbruch für sein Anliegen: Totalitäres Denken geht nicht ohne Dogmen und innere Widersprüche. Und die kann man mit etwas Übung finden.« Alexander Wasner, SWR2 Forum Buch, 23.04.2017 »Zorn ... liefert stichhaltige Argumente dafür, dass die Populisten argumentativ schlecht gerüstet sind.« Hans Hütt, Freitag, 24.03.2017 »Zorns Buch kann den Populismus-Diskurs ungemein bereichern.« Dirk Burmester, Portal für Politikwissenschaft, 15.05.2017 »Das Buch glänzt mit seiner anspruchsvollen und ganz um Sachlichkeit bemühten Analyse populistischer Strategien, aber auch der Voraussetzungen politischer Debatten überhaupt.« getabstract, Mai 2017 »Ein glänzender Beitrag für den Umgang mit einem grundsätzlichen Problem im Rahmen einer gewahrten und breiten Meinungsfreiheit. Mit dem es Zorn zugleich gelingt, mit überzeugenden Argumenten die Demokratie an sich als "für die Vernunft" bestmöglich geeignete "Lebensform" zu setzen.« Michael Lehmann-Pape, rezensions-seite.de, 07.07.2017