Die Wahrheit war Lola Montez nicht wichtig. Sie lebte im Hier und Jetzt, passte ihr Leben den augenblicklichen Umständen an, erfand sich immer wieder neu auf der Bühne ihres Lebens. Dazu erschuf sie sich jeweils die passende Vita: So wurde aus dem wilden Kind in Indien die spanische Tänzerin, aus dem spanisch-adeligen Spross die veritable Gräfin Landsfeld. Einmal war sie die Favoritin König Ludwigs I., dann wiederum die berühmte Künstlerin. Dreimal rettete sich Lola Montez in den vermeintlich sicheren Ehehafen, um nur wenig später eine Selbstständigkeit an den Tag zu legen, die damals nur den "Blaustrümpfen" der Frauenemanzipation zu eigen war. Die gebürtige Irin besaß ein zügelloses Temperament: Einigen galt sie daher als aggressive Egozentrikerin, anderen als charmante Exzentrikerin. Weitgereist und weltberühmt starb sie schließlich 1861 in New York.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Was für eine Frau, schwärmt Rezensent Rudolf Neumaier nach der Lektüre der neuen "Lola-Montez"-Biografie von Marita A. Panzer. Ganz verzückt folgt er der berühmt-berüchtigten Bühnenkünstlerin, "Bettkanten-Karrieristin" mit unzähligen Liebschaften, Lebensberaterin, Emanzipations-Vorreiterin und nicht zuletzt Mätresse Ludwig I., den sie nicht nur zum liebestollen Fußfetischisten, sondern auch zum Kaspar der Nation degradierte: "Das Volk, es schäumte, schämte und erhob sich", berichtet Neumaier, der hier viel Intimes, auch bereits Bekanntes, aber vorbildlich Recherchiertes liest. Lesenswert, meint der Kritiker, der allerdings auch weiß, dass sich Montez an missgünstigen Journalisten gern mal mit der Peitsche rächte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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