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Recently recovered from a catastrophic car accident, fashion model Charlotte Swenson returns to life in Manhattan. Her beautiful face conceals eighty titanium screws that hold together her shattered bones. Charlotte, now unrecognizable to those who knew her before the accident, begins to float invisibly away from her former life and into an ephemeral world of fashion nightclubs and Internet projects, where image and reality blur. Look at Me is both a satire of our image-obsessed times and a mystery of human identity. Jennifer Egan illuminates the difficulties of shaping an inner life in a…mehr

Produktbeschreibung
Recently recovered from a catastrophic car accident, fashion model Charlotte Swenson returns to life in Manhattan. Her beautiful face conceals eighty titanium screws that hold together her shattered bones. Charlotte, now unrecognizable to those who knew her before the accident, begins to float invisibly away from her former life and into an ephemeral world of fashion nightclubs and Internet projects, where image and reality blur. Look at Me is both a satire of our image-obsessed times and a mystery of human identity. Jennifer Egan illuminates the difficulties of shaping an inner life in a culture preoccupied with surfaces and asks whether 'truth' can have any meaning in an era when reality itself has become a style. Written with a masterful intelligence and grace, Look at Me establishes Jennifer Egan as one of the most daring and gifted novelists of her generation. 'The plot is a glorious and intricate mechanism, but it is Egan's style that ignites the imagination. Her prose is balanced, evocative and beautiful. And her underlying interest in the nature of self, image and reality permeates this sardonic and forceful work' Daily Telegraph 'Bitingly intelligent satire on American celebrity culture' Independent 'A parody of the self-discovery novel, it's an intelligent, gripping read about the manipulation of the individual' Time Out
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.10.2002

Glanz im gefönten Haar
Jennifer Egan ruft die User der Welt / Von Annette Pehnt

Jennifer Egans Roman "Look at Me" ist ein ungeheuerliches Buch. Man kann ihm zwar nicht unbedingt, auch wenn es mancherorts zum Jahrhundertwerk gekrönt wird, ungeheuerliche literarische Qualität bescheinigen. Aber jeder, der es zur Hand nimmt und die Bilder von Ground Zero vor Augen hat, wird die prophetische Vibration einer zur Wirklichkeit gewordenen Erfindung spüren. Und niemand wird der Suggestivität des Erscheinungsdatums entkommen: der Woche des elften September.

Ebendies ist auch das Thema des Romans: die verschwommene Grenze zwischen Fiktion und einer mit Bildern durchdrungenen Wirklichkeit, das irrsinnige Treiben auf dem amerikanischen Jahrmarkt der Eitelkeiten und der blindwütige Haß derjenigen, die nicht mittanzen dürfen. Sie habe gefühlt, erläutert Egan, daß "das wohlhabende, gefällige, eigenartige Leben der neunziger Jahre in Amerika auf sehr düstere Weise enden würde, daß das Ende dieses gefälschten Lebens gewalttätig sein würde". Man darf dem Buch diese verkaufsförderliche Voraussicht natürlich nicht zum Vorwurf machen, denn auch Jennifer Egan hat nicht ahnen können, daß die präzisen Gewaltphantasien ihres Terroristen Z. von der Wirklichkeit beim Wort genommen würden.

Ungeheuerlich ist fürwahr Egans Gespür für Entwicklungen, die in nächster Zukunft bevorstehen. Ihre Heldin Charlotte hat als professionelles Model bei einem Autounfall ihr größtes Kapital verloren: Sie kann sich nicht mehr zu Markte tragen, denn nach zahllosen Gesichtsoperationen erkennt niemand mehr ihr mit achtzig Titanschrauben zusammengehaltenes Gesicht. In einer Welt, in der allein das Gesehenwerden zählt, ist sie unsichtbar geworden und wird zum Spion, zur Protokollantin eines glamourösen, pervertierten Spektakels, das sich am Leben nur dann noch aufgeilt, wenn es mit dem - höchst gekünstelten - Markenzeichen der Authentizität daherkommt.

Noch andere Zuschauer treiben sich am Rande des Spiegelsaals, wie Charlotte die Scheinwelt der Reichen und Schönen, der Clubs und Bars nennt, herum und wittern bei Charlotte die Marktlücke eines authentischen Lebensdramas. Das Angebot ist verlockend: Mit Hilfe der Journalistin Irene und des Medienentrepreneurs Thomas bereitet Charlotte ihre Herkunft, die Karriere und den tragischen Ausgang für das Internet auf, bis sich die Grenze zwischen Erfundenem und Erlebtem im Raunen des Virtuellen verliert. Schließlich verschwindet sie auf dem Höhepunkt der medialen Inszenierung (und hier steckt die geschickt ausgeheckte ironische Wendung) hinter ihrer Maske und aus dem öffentlichen Bewußtsein. Und kommt zu sich selbst.

Die souveräne Konstruktion des Romans, die allerdings in ihrer Durchschaubarkeit nach einiger Lesezeit doch Ermüdung hervorruft, schafft eine säuberliche symmetrische Ordnung, die andere Lebensläufe als Gegenentwürfe oder Brechungen bereithält. Der Terrorist Z. will als Virus auf der schillernden Festplatte die amerikanische Verschwörung auffliegen lassen und unterliegt doch am Ende der Kraft ihrer Verführung. Ähnlich scheitert der abgewrackte Akademiker Moose, der in jungen Jahren eine Bombe hochgehen ließ, um seinen Studenten die Zerstörungskraft der Technologie vorzuführen, der aber inzwischen paralysiert in seinem feuchten Souterrain auf den Untergang des Abendlandes harrt. Seine unscheinbare Nichte und Schülerin hingegen, als Seelenverwandte der gesichtslosen Heldin leider allzu überdeutlich auch Charlotte gerufen, läßt seine melancholische Endzeiterwartung hinter sich, entscheidet sich für die Sichtbarkeit und für den Platz in der Gemeinschaft.

Gesättigt mit hellsichtigen Wahrnehmungen und satirischer Schärfe, hinterläßt der Roman dennoch eine eigenartige Leere, ein Rauschen oder Flimmern vielleicht, das durch zuviel Lichteinfall an der direkten Oberfläche entsteht. Charlottes Gesichtslosigkeit macht sich gleichsam im Text breit, Glanzlichter spielen in ihrem gefönten Haar und liegen über den Sätzen. Der Effekt mag sogar gewollt sein, aber auf die Dauer entsteht eine Sehnsucht nach einem weniger rasanten, brüchigeren Erzählen, wie es sich etwa in Jonathan Franzens "Die Korrekturen" finden läßt. In beiden Büchern werden über mehrere Generationen, durch mehrere Berufsgruppen und Gesellschaftsschichten hindurch amerikanische Befindlichkeiten umkreist - aber Franzen taugt nicht für Hollywood, Egan schon. Das ist ihr Problem.

Jennifer Egan: "Look at Me". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Gabriele Haefs. Schöffling Verlag, Frankfurt am Main 2002. 537 S., geb., 26 [Euro].

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