'Nathaniel Rich's account starts in Washington in the 1990s and tells the story of how climate change could have been stopped back then, if only the powerful had acted. But they didn't want to.' - Observer
By 1979, we knew all that we know now about the science of climate change - what was happening, why it was happening, and how to stop it. Over the next ten years, we had the very real opportunity to stop it. Obviously, we failed. Nathaniel Rich tells the essential story of why and how, thanks to the actions of politicians and businessmen, that failure came about. It is crucial to an understanding of where we are today.
'The excellent and appalling Losing Earth by Nathaniel Rich describes how close we came in the 70s to dealing with the causes of global warming and how US big business and Reaganite politicians in the 80s ensured it didn't happen. Read it.' - John Simpson
'An eloquent science history, and an urgent eleventh-hour call to save what can be saved.' - Nature
'To change the future, we must first understand our past, and Losing Earth is a crucial part of that when it comes to the environmental battles we're facing.'- Stylist
By 1979, we knew all that we know now about the science of climate change - what was happening, why it was happening, and how to stop it. Over the next ten years, we had the very real opportunity to stop it. Obviously, we failed. Nathaniel Rich tells the essential story of why and how, thanks to the actions of politicians and businessmen, that failure came about. It is crucial to an understanding of where we are today.
'The excellent and appalling Losing Earth by Nathaniel Rich describes how close we came in the 70s to dealing with the causes of global warming and how US big business and Reaganite politicians in the 80s ensured it didn't happen. Read it.' - John Simpson
'An eloquent science history, and an urgent eleventh-hour call to save what can be saved.' - Nature
'To change the future, we must first understand our past, and Losing Earth is a crucial part of that when it comes to the environmental battles we're facing.'- Stylist
[Rich's] gripping, depressing, revelatory book makes it clear that not only is climate change a tragedy,
but that it is also a crime - a thing that bad people knowingly made worse, for their personal gain.
John Lanchester New York Times
but that it is also a crime - a thing that bad people knowingly made worse, for their personal gain.
John Lanchester New York Times
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.06.2019Mit Extremen leben lernen
Eine Lektüre, die zornig machen kann: Nathaniel Rich zeigt, dass die Folgen des Klimawandels schon in den späten siebziger Jahren bekannt waren.
Im Jahr 1979 lag die Konzentration des Treibhausgases Kohlendioxid in der Atmosphäre bei rund 335 ppm. Das war ein Wert, der schon deutlich höher lag als vor Beginn der Industrialisierung, aber zugleich ein Wert, der keine Gefahr für Mensch und Natur bedeutet. 335 ppm bringt keine überschwemmten Küsten mit sich, keine Dauerdürren und keine abgestorbenen Korallenriffe.
Im Jahr 1979, argumentiert Nathaniel Rich in seinem Buch "Losing Earth", wäre es ein Leichtes gewesen, eine bedrohliche Erhitzung der Atmosphäre und die ebenso bedrohliche Versauerung des Ozeans mit Kohlensäure aufzuhalten.
Aber wusste man 1979 überhaupt schon vom Risiko des Klimawandels? Kam der nicht viel später ins kollektive Bewusstsein, etwas beim "Erdgipfel" 1992 in Rio de Janeiro? Oder noch später, 2009 bei den aufsehenerregenden Verhandlungen in Kopenhagen? Für viele Jugendliche, die bei den "Fridays for Future" demonstrieren, ist die Entdeckung der Klimagefahr biographisch gesehen so neu, dass das Jahr 1979, der Bezugspunkt dieses Buchs, wie eines aus der Urzeit erscheinen muss. Unmöglich, dass die epochalen Risiken, von denen wir heute wissen, schon vor vierzig Jahren bekannt gewesen sind.
Und doch ist genau das die zentrale These von Richs Buch: "Fast jedes Gespräch, das wir 2019 über den Klimawandel führen, wurde schon 1979 geführt." Und Rich führt auch den Nachweis für diese Behauptung. Akribisch zeichnet der amerikanische Journalist und Schriftsteller den Weg nach, den eine unscheinbare Mitteilung der amerikanischen Umweltagentur EPA mit dem Aktenzeichen EPA-600/7-78-019 nahm. Rafe Pomerance, Mitarbeiter der Umweltorganisation "Friends of the Earth", entdeckte in ihr die Aussage, dass die weitere Nutzung fossiler Brennstoffe innerhalb von zwei bis drei Jahrzehnten zu erkennbaren und schädlichen Veränderungen der Erdatmosphäre führen würde. Schnell fand Pomerance dann heraus, dass sich eine Gruppe von Wissenschaftlern bereits in den Jahren zuvor mit dem Treibhauseffekt beschäftigt hatte, ja dass bereits 1957 die Forscher Roger Revelle und Hans Suess von einem "riesenhaften geophysikalischen Experiment" gesprochen hatten.
Rich erzählt in seinem Buch Geschichten aus Anhörungssälen und Hinterzimmern, hauptsächlich in Washington, D.C. Er zeichnet nach, wie der Klimamodellierer Jim Hansen als Experte gerufen, dann aber daran gehindert wurde, als Regierungsbeamter seine Einschätzung der Lage kundzutun. Er legt dar, wie die Idee einer CO2-Steuer schnell aufkam und ebenso schnell wieder zu den Akten gelegt wurde. Und er berichtet, wie die Erkenntnis der Gefahren für die Klimastabilität auf die immer selben Bedenken stieß: Man müsste kurzfristig unbequeme und unbeliebte Maßnahmen ergreifen, um eine in der Zukunft liegende Gefahr zu bekämpfen. "Frühestens um die Jahrhundertwende" würden negative Konsequenzen spürbar, hieß es in einem der Berichte. Das erschien einmal beruhigend weit weg. Die Entscheidung der Politik fiel stets dagegen, konsequent zu handeln. "Politische Probleme hatten Lösungen, und das Klimaproblem hatte keine", schreibt Rich.
Stets sind es in Richs Rekonstruktion Wissenschaftler, die diese Gefahren wieder zurück auf die Tagesordnung brachten - und stets scheiterten sie an einer Mauer von Lobbyinteressen der Fossilindustrie. Deren Wirken und Methoden beleuchtet Rich nicht so stark, wie es nötig gewesen wäre. Doch es wird deutlich, wie früh und wie effektiv eine Strategie zum Einsatz kam, die bis heute funktioniert: wo immer möglich, Zweifel an der etablierten Wissenschaft zu streuen und die Kosten von wirksamem Handeln zu übertreiben.
Die Lektüre von Richs trockenem Buch kann wahlweise depressiv oder zornig machen. Denn so haarsträubend die frühe Kenntnis der Gefahr aus heutiger Sicht erscheinen mag, sind die Mechanismen der Verharmlosung und Leugnung doch aus der Gegenwart allzu vertraut. Wenn heute Publizisten von einer angeblichen "Klimareligion" handeln, Rechtspopulisten gegen demonstrierende Jugendliche giften und Vertreter von Regierungsparteien verlautbaren lassen, man dürfe in der Klimapolitik nichts überstürzen, dann setzt sich Richs Chronik der Ignoranz einfach fort. Dabei müssten diese Leute nichts anderes tun, als in eine Prognose des Ölkonzerns Exxon aus dem Jahr 1982 zu schauen: Sie sagte für das Jahr 2019 einen CO2-Wert von 415 ppm und eine Erderwärmung von einem Grad voraus - ein Volltreffer, denn das sind ziemlich exakt die tatsächlichen heutigen Werte.
Zu den schlimmen Nachrichten dieser Tage gehört, dass der Anstieg der CO2-Konzentration sich sogar noch beschleunigt. Für das Jahr 2050 prognostizierten die Exxon-Experten bereits 500 ppm und zwei Grad Erwärmung. Hinter den bescheiden anmutenden zwei Grad verbergen sich ungeheure Hitzemengen; in der letzten Eiszeit, als die Gletscher sich Hunderte Meter hoch türmten, war es durchschnittlich nur fünf Grad kälter. Deshalb war den Experten, die Rich zitiert, auch schon in den siebziger und achtziger Jahren klar: Mit jedem Grad Celsius, um das die Temperatur steigt, sinken die Freiheitsgrade für die Gesellschaft. Wir bewegen uns, steuert die Politik nicht um, eben nicht auf einen Weltuntergang zu, sondern auf sein Gegenteil: den Beginn einer Welt, in der es für die Jugendlichen von heute zu einem bitter eingeschränkten Alltag gehören wird, die existentiellen Folgen von Klimaextremen zu bewältigen.
CHRISTIAN SCHWÄGERL
Nathaniel Rich: "Losing Earth".
Aus dem Englischen von Willi Winkler. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2019. 240 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eine Lektüre, die zornig machen kann: Nathaniel Rich zeigt, dass die Folgen des Klimawandels schon in den späten siebziger Jahren bekannt waren.
Im Jahr 1979 lag die Konzentration des Treibhausgases Kohlendioxid in der Atmosphäre bei rund 335 ppm. Das war ein Wert, der schon deutlich höher lag als vor Beginn der Industrialisierung, aber zugleich ein Wert, der keine Gefahr für Mensch und Natur bedeutet. 335 ppm bringt keine überschwemmten Küsten mit sich, keine Dauerdürren und keine abgestorbenen Korallenriffe.
Im Jahr 1979, argumentiert Nathaniel Rich in seinem Buch "Losing Earth", wäre es ein Leichtes gewesen, eine bedrohliche Erhitzung der Atmosphäre und die ebenso bedrohliche Versauerung des Ozeans mit Kohlensäure aufzuhalten.
Aber wusste man 1979 überhaupt schon vom Risiko des Klimawandels? Kam der nicht viel später ins kollektive Bewusstsein, etwas beim "Erdgipfel" 1992 in Rio de Janeiro? Oder noch später, 2009 bei den aufsehenerregenden Verhandlungen in Kopenhagen? Für viele Jugendliche, die bei den "Fridays for Future" demonstrieren, ist die Entdeckung der Klimagefahr biographisch gesehen so neu, dass das Jahr 1979, der Bezugspunkt dieses Buchs, wie eines aus der Urzeit erscheinen muss. Unmöglich, dass die epochalen Risiken, von denen wir heute wissen, schon vor vierzig Jahren bekannt gewesen sind.
Und doch ist genau das die zentrale These von Richs Buch: "Fast jedes Gespräch, das wir 2019 über den Klimawandel führen, wurde schon 1979 geführt." Und Rich führt auch den Nachweis für diese Behauptung. Akribisch zeichnet der amerikanische Journalist und Schriftsteller den Weg nach, den eine unscheinbare Mitteilung der amerikanischen Umweltagentur EPA mit dem Aktenzeichen EPA-600/7-78-019 nahm. Rafe Pomerance, Mitarbeiter der Umweltorganisation "Friends of the Earth", entdeckte in ihr die Aussage, dass die weitere Nutzung fossiler Brennstoffe innerhalb von zwei bis drei Jahrzehnten zu erkennbaren und schädlichen Veränderungen der Erdatmosphäre führen würde. Schnell fand Pomerance dann heraus, dass sich eine Gruppe von Wissenschaftlern bereits in den Jahren zuvor mit dem Treibhauseffekt beschäftigt hatte, ja dass bereits 1957 die Forscher Roger Revelle und Hans Suess von einem "riesenhaften geophysikalischen Experiment" gesprochen hatten.
Rich erzählt in seinem Buch Geschichten aus Anhörungssälen und Hinterzimmern, hauptsächlich in Washington, D.C. Er zeichnet nach, wie der Klimamodellierer Jim Hansen als Experte gerufen, dann aber daran gehindert wurde, als Regierungsbeamter seine Einschätzung der Lage kundzutun. Er legt dar, wie die Idee einer CO2-Steuer schnell aufkam und ebenso schnell wieder zu den Akten gelegt wurde. Und er berichtet, wie die Erkenntnis der Gefahren für die Klimastabilität auf die immer selben Bedenken stieß: Man müsste kurzfristig unbequeme und unbeliebte Maßnahmen ergreifen, um eine in der Zukunft liegende Gefahr zu bekämpfen. "Frühestens um die Jahrhundertwende" würden negative Konsequenzen spürbar, hieß es in einem der Berichte. Das erschien einmal beruhigend weit weg. Die Entscheidung der Politik fiel stets dagegen, konsequent zu handeln. "Politische Probleme hatten Lösungen, und das Klimaproblem hatte keine", schreibt Rich.
Stets sind es in Richs Rekonstruktion Wissenschaftler, die diese Gefahren wieder zurück auf die Tagesordnung brachten - und stets scheiterten sie an einer Mauer von Lobbyinteressen der Fossilindustrie. Deren Wirken und Methoden beleuchtet Rich nicht so stark, wie es nötig gewesen wäre. Doch es wird deutlich, wie früh und wie effektiv eine Strategie zum Einsatz kam, die bis heute funktioniert: wo immer möglich, Zweifel an der etablierten Wissenschaft zu streuen und die Kosten von wirksamem Handeln zu übertreiben.
Die Lektüre von Richs trockenem Buch kann wahlweise depressiv oder zornig machen. Denn so haarsträubend die frühe Kenntnis der Gefahr aus heutiger Sicht erscheinen mag, sind die Mechanismen der Verharmlosung und Leugnung doch aus der Gegenwart allzu vertraut. Wenn heute Publizisten von einer angeblichen "Klimareligion" handeln, Rechtspopulisten gegen demonstrierende Jugendliche giften und Vertreter von Regierungsparteien verlautbaren lassen, man dürfe in der Klimapolitik nichts überstürzen, dann setzt sich Richs Chronik der Ignoranz einfach fort. Dabei müssten diese Leute nichts anderes tun, als in eine Prognose des Ölkonzerns Exxon aus dem Jahr 1982 zu schauen: Sie sagte für das Jahr 2019 einen CO2-Wert von 415 ppm und eine Erderwärmung von einem Grad voraus - ein Volltreffer, denn das sind ziemlich exakt die tatsächlichen heutigen Werte.
Zu den schlimmen Nachrichten dieser Tage gehört, dass der Anstieg der CO2-Konzentration sich sogar noch beschleunigt. Für das Jahr 2050 prognostizierten die Exxon-Experten bereits 500 ppm und zwei Grad Erwärmung. Hinter den bescheiden anmutenden zwei Grad verbergen sich ungeheure Hitzemengen; in der letzten Eiszeit, als die Gletscher sich Hunderte Meter hoch türmten, war es durchschnittlich nur fünf Grad kälter. Deshalb war den Experten, die Rich zitiert, auch schon in den siebziger und achtziger Jahren klar: Mit jedem Grad Celsius, um das die Temperatur steigt, sinken die Freiheitsgrade für die Gesellschaft. Wir bewegen uns, steuert die Politik nicht um, eben nicht auf einen Weltuntergang zu, sondern auf sein Gegenteil: den Beginn einer Welt, in der es für die Jugendlichen von heute zu einem bitter eingeschränkten Alltag gehören wird, die existentiellen Folgen von Klimaextremen zu bewältigen.
CHRISTIAN SCHWÄGERL
Nathaniel Rich: "Losing Earth".
Aus dem Englischen von Willi Winkler. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2019. 240 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main