Die Russlandbezogenen Texte Lou Andreas-Salomés unter dem Blickwinkel der postkolonialen Erzähltheorie: Den Begrifflichkeiten Postkolonialität, Identität, Alterität, Disidentifikation, Identifikation und Hybridität wird nachgegangen, um sie praktisch auf die Texte anzuwenden, auf der inhaltlichen Ebene (histoire) herauszufiltern und auf der formalen Ebene (discours) nachzuweisen. In der histoire sind es die Themenkreise bäuerliches Leben, Glaube, Aberglaube und Bildung sowie die Russische Seele, deren Ausformungen gedeutet werden Explizite Wertungen des Erzählers werden hervorgestrichen. Das eurozentristische Weltbild wird dabei konkret am Textmaterial festgemacht, die Diskursmechanismen sind im Gesamtwerk der Autorin erkennbar. Die Analyse reicht bis in die Satz- und Wortebene. Die behandelten Werke der Autorin beweisen letzten Endes die Erschaffung von Wir und Sie entsprechend den Diskurserwartungen. Die Texte brechen nicht durch hybride Herangehensweise an die Thematik aus demSchema aus, sondern folgen der Masse an Texten, die Abwertung bestätigen und Bedarf an Exotismus in der Literatur befriedigen.