Als ich erstmalig vom Inhalt des Buches "Love letters to the dead" gehört hatte, dachte ich mir, dass das eine wunderbare Romanidee sei und dass dies bestimmt eins dieser "besonderen" Bücher sei, die einem nach dem Lesen einfach im Kopf bleiben werden: Laurel, die vor kurzem ihre Schwester verloren
hat, schreibt Briefe an berühmte, aber schon längst verstorbene Personen; und schafft es durch diese…mehrAls ich erstmalig vom Inhalt des Buches "Love letters to the dead" gehört hatte, dachte ich mir, dass das eine wunderbare Romanidee sei und dass dies bestimmt eins dieser "besonderen" Bücher sei, die einem nach dem Lesen einfach im Kopf bleiben werden: Laurel, die vor kurzem ihre Schwester verloren hat, schreibt Briefe an berühmte, aber schon längst verstorbene Personen; und schafft es durch diese Briefe, sich mit dem Tod ihrer Schwester auseinander zu setzen - etwas, das ihr lange nicht möglich war.
Umso enttäuschter war ich aber leider, als ich das Buch nach dem Lesen zuklappte, denn die Umsetzung der eigentlichen Idee ist in meinen Augen nicht wirklich gelungen. Zwar fand ich manche Passagen im Buch wirklich schön, melancholisch und nachdenklich stimmend geschrieben. An zwei Stellen musste ich richtig weinen, die trieben mir einfach die Tränen in die Augen. Aber diese zwei Stellen waren eben letztlich schon fast alles an Gefühl, was ich hier auf den vielen Seiten spüren konnte. Dass diese im Prinzip sehr emotionale Sache des Briefe-Schreibens mich - eine eigentlich sehr gefühlsduselige Person, die schnell mal anfängt zu heulen, wenn etwas zu schön oder zu traurig ist - doch eher kalt ließ, lag, wenn ich so zurückdenke, vor allem an folgenden Schwierigkeiten:
Laurels Briefe-Schreiberei erinnert tatsächlich mehr an Tagebucheinträge als an Briefe. Oftmals liest sich alles wie eine Auflistung von Dingen, die Laurel an diesem Tag gemacht hat. Nicht besonders spannend und nicht besonders temporeich. Oftmals hat mir das Lesen hier wirklich zu lange gedauert, weil einfach nichts passiert; und insgesamt hätte das Buch in meinen Augen auch gut ein Drittel kürzer sein können - es wäre an Inhalt dennoch nichts verloren gegangen.
Manche Briefe sind mir zudem einfach überhaupt nicht ans Herz gegangen, konnten mich nicht berühren. Das sind vor allem solche Briefe, deren "Grund" mir nicht einleuchtete. Laurel schreibt Briefe an Personen, wenn ihr am Tag etwas passiert oder ihr begegnet ist, das sie an eine bestimmte verstorbene Person erinnert hat. Wenn sie an River Phoenix schreibt, weil sie eben einen Film mit ihm gesehen hat, oder nach dem Hören eines Janis Joplin-Songs an eben diese schreibt, dann konnte ich das nachvollziehen. Es gibt aber auch Briefe, die einfach völlig ohne Bezug stehen. Manchmal konnten die Schilderungen von Laurel keinen richtigen inhaltlichen Zusammenhang erstellen zwischen dem, was sie bewegt, und der Person, an die sie schreibt. Das glich dann eben tatsächlich nur einem Tagebucheintrag - womit ich überhaupt kein Problem gehabt hätte als Roman. Aber dieses zwanghafte Formulieren an irgendwelche berühmten Toten - das verwirrte mich immer mehr.
Aber auch Laurel selbst hat es mir nicht leicht gemacht. Sie trauert um ihre Schwester, und in der Trauer tun Menschen mitunter komische Dinge, das ist schon klar. Aber auf mich machte Laurel stets den Eindruck, als würde sie sich verbiegen, ihr eigenes Ich komplett verstecken, einfach nicht sie selbst sein, nur um anderen zu gefallen und bei anderen anzukommen, um Freunde zu finden. Das ging auch weit über das "normale" Nacheifern der großen Schwester hinaus. Und gerade dann finde ich diese Briefe-Schreiberei - die doch eigentlich so persönlich sein soll - irgendwie ironisch, wenn ich beim Lesen immerzu daran denke, dass Laurels wahres Ich bei den Briefen nur so selten hervorblitzt und ich sie bis zuletzt kaum als "Laurel" kennenlernen konnte.
Schließlich (und ohne zuviel verraten zu wollen) fand ich das Ende bzw. die Auflösung leider völlig überzogen. Ich spreche dieser Handlungsidee keinesfalls ihren realen Bezug ab, den es durchaus sicher irgendwo leider geben wird. Aber als ich die letzten Seiten des Buches las, kam ich nicht umhin, das alles als irgendwie zu unglaubwürdig und zu aufgesetzt anzusehen.