24,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
  • Gebundenes Buch

»Ich habe dich vermisst. Ich vermisse dich. Ich werde dich vermissen. Und wenn du das nicht glaubst, bist du eine langohrige Eule und Eselin.«
Auf einer Dinnerparty 1922 lernt die Schriftstellerin Virginia Woolf die Autorin und gefeierte Aristokratin Vita Sackville-West kennen. Es ist der Beginn einer verzehrenden Leidenschaft und einer tiefen Freundschaft, die das literarische Schaffen beider inspiriert; eine Verbindung, die der Zeit trotzt, in der beide Frauen einander finden und erfinden und die Liebe in Kopf und Herz erforschen.
Erzählt in ausgewählten Briefen und Tagebucheinträgen,
…mehr

Produktbeschreibung
»Ich habe dich vermisst. Ich vermisse dich. Ich werde dich vermissen. Und wenn du das nicht glaubst, bist du eine langohrige Eule und Eselin.«

Auf einer Dinnerparty 1922 lernt die Schriftstellerin Virginia Woolf die Autorin und gefeierte Aristokratin Vita Sackville-West kennen. Es ist der Beginn einer verzehrenden Leidenschaft und einer tiefen Freundschaft, die das literarische Schaffen beider inspiriert; eine Verbindung, die der Zeit trotzt, in der beide Frauen einander finden und erfinden und die Liebe in Kopf und Herz erforschen.

Erzählt in ausgewählten Briefen und Tagebucheinträgen, ist die Geschichte von Vita und Virginia Zeugnis einer großen Liebe und des außergewöhnlichen Lebens zweier auf je eigene Weise bedeutender Frauen der Moderne.
Autorenporträt
Virginia Woolf (1882-1941) gilt als Englands bedeutendste Schriftstellerin der Moderne. Ihre Romane stellen sie als Autorin neben James Joyce und Marcel Proust, zudem verfasste sie zahllose Essays und hinterließ umfangreiche Tagebücher. 1917 gründete sie mit ihrem Mann Leonard den Verlag The Hogarth Press, in dem auch Ein Zimmer für sich allein erschien. Als Opfer sexuellen Missbrauchs in der Familie litt sie zeitlebens unter wiederkehrenden schweren Depressionen, am 28. März 1941 nahm sie sich im Fluss Ouse bei Lewes (Sussex) das Leben.
Rezensionen
»Pas de deux auf Papier. In den Briefen wird eine der großen Liebesgeschichten des 20. Jahrhunderts lebendig. Sie zeigen die beiden Frauen mitten in ihrer Welt und ihrer Zeit, in die kleinen Alltagsdinge und die große Liebe verstrickt.« Der Spiegel

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Gegensätze ziehen sich an - für die Freundschaft von Virginia Woolf und der zehn Jahre jüngeren Vita Sackville-West stimmt das auf jeden Fall, kann Rezensentin Renate Wiggershaus im Briefwechsel lesen, den die US-amerikanische Comiczeichnerin und Autorin Alison Bechdel herausgegeben hat. Auf der einen Seite die progressive Bestseller-Autorin, auf der anderen die einem alten englischen Adelsgeschlecht entstammende Sackville-West: Überraschenderweise spürten beide von der ersten Begegnung an tiefe Verbundenheit und Bewunderung füreinander, von der die Rezensentin sehr gerne liest. 'Ich vermisse Dich. Ich werde Dich vermissen', zitiert die Kritikerin Woolf, und weiter: 'und wenn Du das nicht glaubst, bist Du eine langohrige Eule und Eselin.' Gerne hätte Wiggershaus gewusst, nach welchen Kriterien die Herausgeberin die im Vorwort erwähnten Kürzungen vorgenommen hat, gut findet sie aber, dass Bechdel die Korrespondenz mit Tagebuch-Einträgen Woolfs und Auszügen aus Briefen von  Sackville-West an ihren Mann ergänzt hat.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.04.2024

Geblendet, verhext, verzaubert und gebannt
"Und wie macht ihr es?": Virginia Woolf und Vita Sackville-West ganz privat über ihre Beziehung

Den "Beginn einer verzehrenden Leidenschaft" nennt der lyrisch beschwingte Klappentext des Buchs die erste Begegnung zwischen Virginia Woolf und Vita Sackville-West, Schlossherrin von Knole und Sissinghurst in der Grafschaft Kent sowie Gattin des Diplomaten Sir Harold Nicolson. Sie ereignete sich am 15. Dezember 1922 auf einer Dinnerparty des Bloomsbury-Zirkels, doch nach dem Zeugnis von Virginias Tagebuch stieß Vitas androgyner Charme auf wenig Gegenliebe: "Nicht nach meinem eher strengen Geschmack - bunt, Oberlippenbart, laute Farben . . . Sie ist ein Grenadier, hart, attraktiv, männlich, mit Neigung zum Doppelkinn", und überdies wird sie der Vielschreiberei verdächtigt. Immerhin, so heißt es bei einem späteren Besuch, hält es Mrs. Woolf nach dem Eindruck einer Freundin vielleicht für möglich, dass die "ausgesprochene Sapphistin" ein Auge auf sie geworfen habe, "obgleich ich so alt bin". Lady Nicolson war ganze zehn Jahre jünger. Etwas später sollte Virginias spitze Zunge beide Nicolsons sogar als "unheilbar stupide" abqualifizieren - kein Umgang für Bloomsbury.

Ganz anders die Reaktion auf der Gegenseite, trotz modischer Vorbehalte auch hier ("ihr Bekleidungsstil ist ziemlich schauerlich"): "Ich habe nur selten eine solche Anziehung zu einem Menschen empfunden", so Vita brieflich an Harold, und dann: "Liebling, ich habe ganz mein Herz verloren." Es vergingen fast drei Jahre, bis diese Liebe auf den ersten Blick mit gleicher Wärme erwidert wurde, in einer Nacht, die bis drei Uhr morgens dauerte (nach Vitas kryptischem Tagebucheintrag "kein ruhiger Abend", laut Virginia "die Nacht, in der du in die Falle gegangen bist").

Doch mit erotischen Indiskretionen ist in diesen Auszügen aus den umfangreichen Briefbänden und Tagebüchern der beiden Autorinnen nicht zu rechnen. Sie selbst, abends auf dem Fußboden vor dem Kamin sitzend, während Virginia ihr die Haare streichelt und über Literatur spricht - so beschreibt Vita ihrem liebevollen und toleranten Ehemann das typische Stelldichein am Tavistock Square. Leonard Woolf, als Verleger der angesehenen Hogarth Press bald eine prominente Figur, ist gleichfalls ein Vertrauter dieser Freundschaft - leichte Anflüge von Eifersucht hier wie dort inklusive. Im Übrigen spricht man in Bloomsbury offenherziger über die Affäre als in Kent. "Aber gehst du wirklich gern mit Frauen ins Bett?", wird Virginia einmal beim Tablettenkauf in einer Apotheke von ihrer Schwester Vanessa lauthals gefragt, "und wie macht ihr es?"

Es scheint, dass eine gewisse Asymmetrie zum Reiz dieser immer enger werdenden Beziehung gehört. Vitas königliches Auftreten, "rosa glühend, klunker- und perlenbehangen", ihre berühmt schwungvollen Hüte, die selbstbewusste Inszenierung der eigenen Weiblichkeit, all dies zeigt nach einer ersten Abwehr unbestreitbare Wirkung: "Sie ist (was ich nie gewesen bin) eine richtige Frau." Und später einmal, mit dem Namen der Freundin spielend: "Sie bringt so viele Lebensquellen zum Sprudeln." Die Woolf'sche Melancholie als stete Angst vor der drohenden Geisteskrankheit, in den Aufzeichnungen zu chronischen Kopfschmerzen verharmlost, verlangt nach einem Gegenmittel: "Bitte komm und bade mich wieder in Heiterkeit." Sie haben wohl viel miteinander gelacht.

Vita ihrerseits, obwohl selbst eine erfolgreiche Autorin, spielt in ihrer Bewunderung für Virginias Romane die eigene Leistung gern herunter. Einmal, nach einem köstlichen Mittagsmahl, präsentiert sie sich im Ruhesessel, "Mrs. Dalloway aufgeschlagen auf meinen Knien, und folglich in einer Stimmung von intellektueller Demut." Nicht zufällig erreicht die gegenseitige Zuwendung ihren Höhepunkt, während Virginia ein Meisterwerk nach dem anderen verfasst, um die viktorianische Erzähltradition mit ihrer männlich-materiellen Sicht der Dinge zu überwinden. Für die von Selbstzweifeln und Erschöpfungszuständen Geplagte waren die begeisterten Kritiken des "geliebten Wesens" eine Ermutigung. Als ihre parodistische Biographie "Orlando" die Geliebte in Gestalt eines jungen literaturbeflissenen Aristokraten von der Shakespearezeit an durch die Jahrhunderte geistern lässt, um ihn/sie am Ende, kaum gealtert, in eine moderne Dichterin zu verwandeln, ist Vita endgültig hingerissen: "Im Moment kann ich nichts sagen, außer dass ich vollkommen geblendet, verhext, verzaubert und gebannt bin."

Auf die geselligen Essenseinladungen der frühen Jahre folgten sehnsuchtsvolle Trennungen, die Harolds diplomatischen Außenposten in Persien, Ägypten und Deutschland geschuldet waren: "Drei Jahre lang Berlin! Gütiger Gott, bewahre uns." Man behalf sich mit der Hoffnung auf gemeinsame Reisen und mit einem privaten Code humoristischer Erfindungen wie dem Hirtenhund Potto, der die Partnerin behüten sollte, oder einer Liebesleiter, deren Sprossenstand jeweils erörtert wurde.

Dann, von 1934 an, als sich die Welt hin zum "Zweiten deutschen Krieg", wie ihn Virginia nannte, verdüstert, gibt es eine gewisse Entfremdung, jedenfalls herrscht da ein markanter Mangel an Dokumenten. Der Schock über den Tod von Virginias geliebtem Neffen Julian Bell im Spanischen Bürgerkrieg lässt die Freundschaft wieder aufleben. Es folgen der Kriegsausbruch und die Erwartung der deutschen Invasion, "wenn sie mit Polen fertig sind". Die Rationierung der Lebensmittel wird von Vita mit zwei Pfund frischer Butter unterlaufen, die sie Virginia unter der Hand aus ihrer Landwirtschaft zukommen lässt. Schließlich dröhnen die Bombergeschwader über das ländliche Refugium der Woolfs in Richtung London, wo sie die Wohnung am Tavistock Square in Asche legen. Am 28. März 1941 sucht und findet Virginia, um dem Wahnsinn zu entgehen, den Tod im Wasser der malerische Ouse, die Manteltaschen mit Steinen beschwert. "Ich glaube, ich hätte sie retten können, wäre ich bloß da gewesen", schreibt Vita viele Jahre später.

Es ist das Verdienst der bekannten amerikanischen Feministin und Comic-Autorin Alison Bechdel, die persönlichen Zeugnisse dieser außerordentlichen Beziehung aus Briefen und Tagebüchern zu einem chronologischen Zwiegespräch aller Beteiligten angeordnet und ediert zu haben. Der Unionsverlag hat diese Sammlung nun auf Deutsch herausgebracht, wobei er auf die große Woolf-Ausgabe von Klaus Reichert im S. Fischer Verlag zurückgreifen konnte; dort nicht vorhandene Texte hat Susanne Höbel erstmals übersetzt. Das unsignierte Vorwort, das offenbar nicht von der Herausgeberin stammt, polemisiert gegen die "apodiktische Fraktion der Frauenbewegung" und trägt auch sonst wenig Erhellendes zum Verständnis des Buches bei. Und wem von den fünf Übersetzerinnen - oder war es der einzige Mann im Kollektiv? - mag die idiomatische Steifheit zu verdanken sein, die immer wieder den Lesefluss stört und so wenig zur Eloquenz der Beteiligten passt? PS: Seit wann bitte heißt die schottische Königin, der ein Ahnherr der Sackvilles seinerzeit das Todesurteil überbracht hat, hierzulande Mary Stuart? WERNER VON KOPPENFELS

Virginia Woolf, Vita Sackville-West: "Love Letters".

Aus dem Englischen

von Susanne Höbel, Maria

Bosse-Sporleder, Sybill und Dirk Vanderbeke, Brigitte Walitzek und Claudia

Wenner. Hrsg. von Alison Bechdel. Unionsverlag,

Zürich 2024. 350 S.,

geb., 24,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr