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Lucinde ist ein Roman von Friedrich Schlegel, der 1799 als erster Teil eines vierteiligen Romanprojektes erschien. Er beschreibt in Briefen, Dialogen, Aphorismen, Tagebucheinträgen und anderen literarischen Formen die Liebe von Julius und Lucinde. Der Autor - nicht nur Schriftsteller, sondern auch Literaturtheoretiker, Historiker und Philosoph - artikuliert in und mit diesem Buch sein frühromantisches Romankonzept. Ein wichtiger Grundsatz dessen besagt, dass ein Roman stets sowohl einen Roman als auch seine eigene Theorie darstellen soll. Der Text verfolgt keine epische Erzählung, sondern…mehr

Produktbeschreibung
Lucinde ist ein Roman von Friedrich Schlegel, der 1799 als erster Teil eines vierteiligen Romanprojektes erschien. Er beschreibt in Briefen, Dialogen, Aphorismen, Tagebucheinträgen und anderen literarischen Formen die Liebe von Julius und Lucinde. Der Autor - nicht nur Schriftsteller, sondern auch Literaturtheoretiker, Historiker und Philosoph - artikuliert in und mit diesem Buch sein frühromantisches Romankonzept. Ein wichtiger Grundsatz dessen besagt, dass ein Roman stets sowohl einen Roman als auch seine eigene Theorie darstellen soll. Der Text verfolgt keine epische Erzählung, sondern bietet seinem verwirrten Leser Stimmungen und Reflexionen der Hauptfigur Julius. Es ist stets unsicher, in welchem Bezug ein Textstück zu einem anderen steht. Und erahnt der Leser einen Zusammenhang, der einer Handlung ähnelt, wird dieser Eindruck bald wieder zertrümmert. Den Sprüngen im Text kann der überforderte Leser kaum folgen. Damit sind Merkmale des modernen Romans vorweggenommen: Die Forschung vergleicht die Lucinde gern mit James Joyces Ulysses oder Virginia Woolfs Mrs. Dalloway.
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Autorenporträt
Friedrich Schlegel ( 1772-1829) war ein deutscher Philologe, Literaturkritiker und Publizist, dessen literarisches Werk prägend für die deutsche Frühromantik war. Nach einer abgebrochenen Kaufmannslehre in Leipzig, folgte das Studium der Rechtswissenschaft. Später siedelte er dann nach Jena über und wurde dort an der Universität Dozent für Philosophie.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.05.2005

DAS HÖRBUCH
In zwei Liegestühlen
Elektrizität des Gefühls: Friedrich Schlegels „Lucinde”
Lange, sehr lange, hat „Lucinde” von Friedrich Schlegel unter einer kritischen Rezeption gelitten, die moralisierend war und von sehr fragwürdigen ästhetischen Kriterien. Heute hat sich die Lage gebessert, gelesen wird Schlegels Roman dennoch viel zu selten. Wenigstens vorlesen sollte man ihn sich lassen, oder als Hörstück sich anhören.
„Lucinde” ist das Urbild eines Liebesromans, in ihm findet sich das Ideal einer romantischen Liebe abgebildet. So sehr in ihm auf der Notwendigkeit einer Verbindung von Geist und Gefühl gepocht wird, so angefüllt ist er von einer Intensität des Empfindens und einer Schärfe der Gedanken, wie sie einem selten begegnen. „Lucinde” verrät einiges über die Geschlechter, über die Ehe und die Möglichkeiten des Zusammenseins, des Einsseins in „geistiger Wollust” und „sinnlicher Seligkeit”. Von ähnlicher Unbedingtheit in Liebesdingen ist erst wieder der „Mann ohne Eigenschaften”. Robert Musil entwirft darin ein Ideal, das sicherlich auch Schlegel für erstrebenswert gehalten hätte: Nebeneinander in zwei Liegestühlen zu sitzen und gleichzeitig einen Orgasmus zu haben.
Andrea Gerk und Thorsten Jantschek haben „Lucinde” nun als Hörstück arrangiert und den Text dafür eingerichtet. Einige elektronische Klangspritzer von Denzel + Huhn geben dem Ganzen zuweilen eine fast unheimliche Grundierung. Leichtes Papiergeraschel sorgt für den Eindruck von Authentizität. Nur geringfügig hebt sich der Vortrag von Nina Hoss von einer Lesung ab. Dieses Etwas aber macht die Qualität des Hörstücks aus. Indem Hoss langsam, leise und tastend an die Satzgebilde und Gedankenbiegungen Schlegels herangeht, indem sie in keinster Weise „schauspielert”, sondern denkend vorträgt und jedes Gefühl noch gedanklich durchdringt, wird sie „Lucinde” überaus gerecht. Der wissende, fast weise Klang ihrer Stimme führt den Leser unauffällig durch den Roman und lässt ihn die Liebeswelt von Julius und Lucinde nachvollziehen. Kein Fehler, keine Schwäche oder Nachlässigkeit unterläuft Hoss. Zurückhaltend, doch vollendet spricht sie dieses Stück, und nicht zuletzt mit betörender„Elektrizität des Gefühls”.
TOBIAS LEHMKUHL
FRIEDRICH SCHLEGEL: Lucinde. Hörstück mit Nina Hoss. Herzrasen Records, Berlin 2005. 1 CD, 74 Minuten, 14,90 Euro.
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