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Ein zum Tode verurteilter Revolutionär wurde einer der Gründer der Deutschen Bank und geistiger Vater der Deutschen Reichsbank. Ein mittelloser Flüchtling wurde ein erfolgreicher Bankier. Ein enger Vertrauter Bismarcks wurde sein erbitterter Gegner. Ludwig Bamberger (1826-1899), durchlebte viele Höhen und Tiefen der deutschen Geschichte des 19. Jahrhunderts: als Jude, als Bankier, als Politiker, als Deutscher. Benedikt Koehler erinnert in seinem spannenden und informativen Werk an diese beeindruckende und faszinierende Persönlichkeit, deren unbeirrbares Streiten für die Interessen Deutschlands…mehr

Produktbeschreibung
Ein zum Tode verurteilter Revolutionär wurde einer der Gründer der Deutschen Bank und geistiger Vater der Deutschen Reichsbank. Ein mittelloser Flüchtling wurde ein erfolgreicher Bankier. Ein enger Vertrauter Bismarcks wurde sein erbitterter Gegner.
Ludwig Bamberger (1826-1899), durchlebte viele Höhen und Tiefen der deutschen Geschichte des 19. Jahrhunderts: als Jude, als Bankier, als Politiker, als Deutscher.
Benedikt Koehler erinnert in seinem spannenden und informativen Werk an diese beeindruckende und faszinierende Persönlichkeit, deren unbeirrbares Streiten für die Interessen Deutschlands ihm zu Lebzeiten Anerkennung wie Missgunst einbrachte und heute, 100 Jahre nach seinem Tod, erstaunliche Parallelen zu den Entwicklungen nach der ersten deutschen Einigung zutage fördern.
Autorenporträt
Dr. Benedikt Koehler, geb. 1953 in New York, studierte Geschichte und Literaturwissenschaften an der Yale University, USA, und promovierte 1978 mit einem Fulbright-Stipendium an der Universität Tübingen. Seit 1979 arbeitet er im Bankfach und lebt mit seiner Familie in London.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.02.2000

Ludwig Bamberger
Ein Leben in Extremen

Benedikt Koehler: Ludwig Bamberger. Revolutionär und Bankier. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1999, 320 Seiten, 39,80 DM.

Er war der "Verbreitung von hochverräterischen Schriften, des Aufruhrs, der Verführung von Soldaten zu Treuebruch und Überlaufen, Erpressungen, Plünderungen, des Totschlags" schuldig gesprochen. Ludwig Bamberger, der in die Schweiz geflohene jüdische Jurist, beißende Publizist und Revolutionär aus Mainz, wurde in seiner Abwesenheit zunächst zu einer Haftstrafe, dann 1852 sogar zum Tode verurteilt. Im Exil jedoch begann Bambergers wirtschaftliche Karriere und - darauf fußend - seine politische Wandlung zum Liberalismus. Dieses "Leben in Extremen" beschreibt der Historiker und Bankier Benedikt Koehler in seinem spannenden und zeitgeschichtlich erhellenden, wenn auch wegen einer fehlenden klaren Gliederung etwas mühsam zu lesenden Buch. Bamberger hat in London und Paris das Bankgeschäft erlernt und die heutige Banque Paribas gegründet. Als Bamberger nach dem Krieg von 1866 in seine deutsche Heimat zurückkehrt, widmet er sich neben dem Geldwesen vorrangig wieder der Politik. Er gehört dem Gründungsvorstand der Reichsbank sowie der nach dem Vorbild der Hongkong and Shanghai Banking Corporation (HSBC) errichteten Deutschen Bank an. Zudem ist er maßgeblich an der Schaffung einer einheitlichen Währung für Deutschland beteiligt. Das zersplitterte deutsche Geldwesen, das man zu dieser Zeit noch vorfindet, ist ein Erbe der völkerrechtlichen Organisation der deutschen Gebiete, die sich seit dem Ende der napoleonischen Besatzung im Deutschen Bund konstituiert hatten. Gleichzeitig bemüht sich Bamberger um die Integration der deutschen Wirtschaft in Europa. Als liberaler Abgeordneter unterstützt er Bismarcks Einigungspolitik. Im Krieg von 1870/71 gegen Frankreich steigt er zum persönlichen Berater des deutschen Reichskanzlers auf; als sich dieser jedoch von den liberalen Idealen abwendet, geht Bamberger wieder auf Abstand. Koehlers Buch ist ein fesselnder wirtschaftshistorischer Bildungsroman.

KAREN HORN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.04.2000

Bankier von der Barrikade
Die außergewöhnliche Karriere des Ludwig Bamberger
Wie weckt man Interesse für einen, der schon zu Lebzeiten in Vergessenheit geriet? Benedikt Koehler, promovierter Historiker, aber seit über zwanzig Jahren im „Bankfach” tätig, versucht es, indem er dem Revolutionär Ludwig Bamberger den späteren Bankier gegenüberstellt und das Ungewöhnliche dieser Karriere, die für viele Zeitgenossen eine Provokation darstellte, betont. Nun handelte es sich aber bei den Ereignissen 1848 um eine „bürgerliche” Revolution, deren „historische Mission” darin bestand, liberalen, industriekapitalistischen Verhältnissen zum Durchbruch zu verhelfen – insofern ist der Werdegang dieses bedeutenden jüdischen Bankiers und Parlamentariers durchaus von Folgerichtigkeit.
Gestützt auf die Gesammelten Schriften, die Erinnerungen und den Briefwechsel Bambergers mit seiner Frau Anna und seinem Bruder Rudolf zeichnet Koehler die Etappen des Weges „von den Barrikaden der Revolution zu einem Sitz im Aufsichtsrat der Deutschen Bank und im Deutschen Reichstag” anschaulich und mit spürbarer Sympathie für seinen „Helden” nach. Als die revolutionäre Erhebung begann, hatte der 1823 in Mainz geborene Bamberger gerade sein juristisches Studium abgeschlossen. Für eine Kandidatur zur Nationalversammlung noch zu jung, verfolgte er die Geschehnisse in Frankfurt als frischgebackener Korrespondent der Mainzer Zeitung gleichwohl aus nächster Nähe.
Bekannt wurde er als engagierter Leitartikler und als Kommandeur eines Trupps von etwa 400 Freiwilligen, welche den anrückenden Preußen den Einmarsch in die Pfalz verwehren sollten – ein Vorhaben, das für eine kleine Gruppe von Aufständischen mit dem Tod endete und Bamberger nicht ganz zu Unrecht, wie Koehler andeutet, Vorwürfe aus den eigenen Reihen eintrug. Er selbst floh in die Schweiz. Dass aus dem mittellosen Emigranten und steckbrieflich gesuchten Revolutionär ein erfolgreicher Bankier wurde, verdankte er dem Rat seines jüngeren Bruders Heinrich, im Londoner Bankhaus des Onkels eine Ausbildung zu beginnen. 1852 trat er eine Stelle als Justitiar in der Pariser Dependance von Bischoffsheim & Goldschmidt an und avancierte schließlich zum Teilhaber.
Der „Linksradikalismus” seiner Jugend hatte längst einer ausgeprägt liberalen Überzeugung Platz gemacht: „Ein Individuum, das sich aus eigener Kraft um eine Sprosse der wirtschaftlichen Leiter hinaufarbeitet, ist für die Gesamtentwicklung wertvoller als hundert, die von vormundschaftlichen Wohlfahrtsanstalten – angeblich – hinaufgezogen werden”, schrieb er rückblickend. Bismarcks Erfolge bei der Einigung Deutschlands und das nach 15 Berufsjahren offensichtlich stattliche Vermögen ließen bei Bamberger den Entschluss reifen, in die Politik zurückzukehren. Er kündigte seinen Pariser Posten, zog nach Mainz und eroberte 1868 einen Sitz im so genannten Zollparlament, wo er sich den Nationalliberalen anschloss. Er machte sich einen Namen als Währungsexperte und Propagandist einer einheitlichen deutschen Währung und der Übernahme des Goldstandards – Ziele, an deren Realisierung er dann maßgeblich mitwirkte. Eine bedeutsame Rolle spielte er auch bei der Gründung der Deutschen Bank im Frühjahr 1870. Aber auch sein politischer Rat war gefragt – während des Krieges gegen Frankreich berief ihn Bismarck in seinen Stab.
Doch die „ergiebige Kooperation zwischen roten und weißen Revolutionären” zerbrach, als der Reichskanzler in der 1873 einsetzenden Depression den wirtschaftspolitischen Kurs änderte: „Die Liberalen waren nun, da die Erfolge ausblieben, für ihn entbehrlich geworden. ” Bamberger litt jedoch nicht nur unter dem schwindenden politischen Einfluss der Nationalliberalen, sondern auch unter der wachsenden antisemitischen Hetze. So waren seine letzten Jahre als Reichstagsabgeordneter für ihn eine „Zeit der Enttäuschung”, und die Begeisterung für das geeinte Deutschland schlug in „Desillusionierung über die tatsächliche Entwicklung der politischen Kultur” um. 1893 schied er aus dem Parlament aus, sechs Jahre später starb er.
Koehler konzentriert sich auf das berufliche und politische Wirken, der Privatmann taucht nur gelegentlich auf. Bambergers Bedeutung sieht der Autor vor allem in dessen Leistungen als Bankier und Währungspolitiker. Grundlegend Neues bietet das Buch indes nicht, und mitunter wäre etwas mehr kritische Reflexion, etwa beim Anteil der Liberalen an der von Bamberger beklagten politischen Schwäche des Bürgertums, angebracht gewesen.
WERNER BÜHRER
BENEDIKT KOEHLER: Ludwig Bamberger. Revolutionär und Bankier. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1999. 320 Seiten, Abb. , 39,80 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Angetan berichtet Werner Bührer über dieses Buch, das eine exemplarische Biografie des 19. Jahrhunderts erzählt. Koehler sütze sich auf Bambergers gesammelte Schriften und Briefe, um seinen Weg vom Revolutionär des Jahres 1848 über das Exil zum Mitbegründer der Deutschen Bank und nationalliberalen Abgeordneten des Reichstags nachzuzeichnen. Bührer stellt fest, dass die Biografie mehr dem politischen und wirtschaftlichen Kopf gelte, nicht so sehr einer Geschichte seines privaten Lebens. Dennoch spürt der Rezensent viel Sympathie des Autors für seinen Gegenstand. Am Ende sei Bamberger von der politischen Entwicklung und aufkommendem Antisemitismus enttäuscht gewesen. Hier vermisst Bührer allerdings auch ein bisschen Kritik an der Mitverantwortung der Liberalen für die "politische Schwäche des Bürgertums" in Deutschland.

© Perlentaucher Medien GmbH