Marktplatzangebote
3 Angebote ab € 19,43 €
  • Buch mit Leinen-Einband

Wilfried Hartmann entwirft ein lebendiges Bild der Person Ludwigs des Deutschen und seiner 50-jährigen Regierungszeit. Das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen den in seinem Reich lebenden Völkern, das in dieser Zeit entstand, bildete eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung zum deutschen Reich im Laufe des 10. Jahrhunderts. Karten, Tabellen und Abbildungen sowie ein Register bereichern diesen ausgezeichneten Überblick.

Produktbeschreibung
Wilfried Hartmann entwirft ein lebendiges Bild der Person Ludwigs des Deutschen und seiner 50-jährigen Regierungszeit. Das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen den in seinem Reich lebenden Völkern, das in dieser Zeit entstand, bildete eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung zum deutschen Reich im Laufe des 10. Jahrhunderts. Karten, Tabellen und Abbildungen sowie ein Register bereichern diesen ausgezeichneten Überblick.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.11.2002

König der Namenlosen
Quellenloses Fragen: Wie deutsch war Ludwig der Deutsche?
Mit Beinamen von Herrschern ist es so eine Sache. Nicht immer sind sie so unumstritten wie bei Karl dem Großen. Dem preußischen König Friedrich II. etwa verweigert heute mancher Historiker das Attribut der Größe, weil es eine einseitige, preußisch dominierte Geschichtsschreibung war, die es ihm verlieh. Demgegenüber darf der Wittelsbacher Kaiser Ludwig IV. weiterhin der Bayer genannt werden, obgleich ihn Papst Johannes XXII. 1327 mit diesem Beinamen als unrechtmäßigen König verächtlich machte.
Etwas anders liegt der Fall bei Ludwig dem Deutschen. Bis in die siebziger Jahre galt dieser Herrscher, der 843 im Vertrag von Verdun den ostfränkischen Teil des Frankenreichs erhielt, als Begründer des deutschen Reiches und schien seinen Beinamen, der aus der Reichshistoriographie des 18. Jahrhunderts stammt, zu Recht zu tragen. Mittlerweile hat sich die Forschung jedoch von der Vorstellung, das deutsche Reich sei im 9. Jahrhundert entstanden, verabschiedet, und man schlug vor, den Sohn Ludwigs des Frommen nicht mehr anachronistisch „den Deutschen” zu nennen, sondern „den Ostfränkischen” oder Ludwig „von Ostfranken”.
Wilfried Hartmann, der nun erstmals eine umfassende Biographie über den karolingischen König vorgelegt hat, hält von all dem nichts. Weil solche Vorschläge „auch nicht besser” seien, beharrt er auf dem gängigen Beinamen und will untersuchen, wie sich während der fünfzigjährigen Regierungszeit Ludwigs (826 bis 876) ein ostfränkisches Zusammengehörigkeitsgefühl herausbildete, das für die Entwicklung zum deutschen Reich von zentraler Bedeutung war. Hartmanns Ausführungen über Leben und Regierung des ostfränkischen Königs und die Analyse der Strukturen seiner Herrschaft helfen jedoch kaum, diese Frage zu beantworten. Demgegenüber trägt der Autor einerseits all das zusammen, was sich über Person und Familie, innere Verhältnisse und äußere Politik sowie Regierungsstil und Bildung Ludwigs sagen lässt. Andererseits arbeitet er sein Verhältnis zu Adel und Kirche heraus und gibt einen Überblick über Kultur und Wirtschaft im Ostfrankenreich im 9.Jahrhundert.
Die Ausgangsfrage nach der Entstehung eines ostfränkischen Wir-Gefühls im 9. Jahrhundert greift Wilfried Hartmann dann erst wieder in seiner Schlussbemerkung auf. Dabei wertet er die Tatsache, dass das ostfränkische Teilreich nicht zerfiel oder in einem gesamtfränkischen Reich aufging, als stärksten Beleg für das Vorhandensein eines ostfränkischen Zusammengehörigkeitsgefühls. Wie es entstand, bleibt jedoch völlig unklar.
Vor allem gelingt es nicht, den Anteil seines Protagonisten überzeugend herauszuarbeiten. Hartmann kann aufgrund der Quellenlage nur vage die Möglichkeit andeuten, dass Ludwig bereits den Gedanken eines unteilbaren Reiches gehegt habe. Sein Gesamturteil bleibt ambivalent. Die im Anschluss an Johannes Fried gefundene Wendung, es sei Ludwig gewesen, „dem das künftige Reich der Deutschen seine Existenz” zu verdanken habe, kontrastiert mit der Bemerkung, dass dieser kein „Reichsarchitekt” gewesen sei.
Auch nach dieser Biographie weiß man also nicht genau, wie deutsch Ludwig wirklich war, so muss denn auch offen bleiben, wie der Enkel Karls des Großen korrekt anzusprechen ist. Es ist halt mit Beinamen oft so eine Sache.
ERIC-OLIVER MADER
WILFRIED HARTMANN: Ludwig der Deutsche. Primus Verlag, Darmstadt 2002. 294 Seiten, 29,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr