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Werkbeschreibungen aller Kompositionen Beethovens, mit den großen Zyklen der Klaviersonaten, der Streichquartette und der Symphonien im Zentrum. Notenbeispiele, Literaturhinweise und ein Werkregister ergänzen den Band.

Produktbeschreibung
Werkbeschreibungen aller Kompositionen Beethovens, mit den großen Zyklen der Klaviersonaten, der Streichquartette und der Symphonien im Zentrum. Notenbeispiele, Literaturhinweise und ein Werkregister ergänzen den Band.
Autorenporträt
Arnold Werner-Jensen, geb. 1941 in Innsbruck. Studium der Schulmusik und Germanistik in Frankfurt/M. Ausbildung zum Kapellmeister. Anschließend Gymnasiallehrer und Musikkritiker. Promotion zum Dr. phil. In Musikwissenschaft (Nebenfach, Kunstgeschichte). Professor für Musik und Musikdidaktik zunächst in Heidelberg, dann in Weingarten. Tätigkeit als Pianist und Cembalist mit Konzertverpflichtungen und Rundfunkaufnahmen. Zahlreiche musikpädagogische und musikwissenschaftliche Veröffenlichungen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.04.1998

Beethovens Flötenuhr ging flöten
Arnold Werner-Jensen weckt die Wut über die verlorenen Werke

Zu den schönsten Gemeinplätzen gehört die Feststellung, daß unsere Welt immer unübersichtlicher wird; es liegt auf der Hand, daß mit dieser Unübersichtlichkeit ein herkömmlicher Universalgelehrter völlig überfordert ist. Deshalb gibt es seit einiger Zeit den Universalgelehrten neuen Typs; dieser beschränkt sich auf die Erkundung eines selbst erwählten Universums. Auf dem Gebiet der Musik kann "das Streichquartett", "die Symphonik", das Schaffen eines bestimmten Komponisten oder das Nachschaffen eines bestimmten Interpreten solch ein Universum bilden. Vom Experten unterscheidet sich der Universalgelehrte neuen Typs durch den Umstand, daß sich sein Allwissen nicht auf seinen Beruf bezieht, sondern gewissermaßen auf ein Paralleluniversum, in das man vor beruflichen Zumutungen fliehen kann. Repräsentativ sind jene Informatiker, Physiker oder Ärzte, die, ausgerüstet mit einer ehrfurchtgebietenden CD-Sammlung, auch noch den unanständigsten Kanon aus der Feder Mozarts auswendig beherrschen und damit selbst gestandene Musikwissenschaftler in Verlegenheit bringen.

Die CD-Industrie hat sich schon seit längerer Zeit auf solche Kundschaft eingestellt und hält umfängliche Editionen für jeden Geschmack bereit; eine Gesamtausgabe aller Werke Ludwig van Beethovens auf CD ist erst kürzlich erschienen. Der Reclam-Verlag hat nun die Zeichen der Zeit erkannt und mit der Herausgabe von Führern durch das Gesamtwerk der "großen" Komponisten begonnen; befriedigten früher Kammermusik-, Opern- oder Konzertführer die Bedürfnisse des Konzertpublikums, so sind nun Führer durch das Gesamtwerk die ideale Handreichung zur Erkundung des im Wohnzimmer gestapelten musikalischen Universums.

Nach den Musikführern "J. S. Bach" und "W. A. Mozart" ist derjenige durch das Werk Ludwig van Beethovens bereits der dritte, den Arnold Werner-Jensen für den Reclam-Verlag verfaßt; Werner-Jensen ist also eine echte Führungspersönlichkeit auf dem Gebiet der Musik. Weiß er aber auch, wohin er seine Leser führt? Der im Vorwort mitgeteilte Grund für die Entstehung dieses Buches läßt daran zweifeln: "Ein allgemeinverständlicher und für die interessierte musikalische Öffentlichkeit, für Hörende und Musizierende bestimmter Leitfaden durch das Gesamtwerk des Komponisten aber fehlte seltsamerweise." Nun ist die bloße Tatsache, daß es ein Buch noch nicht gibt, kein Grund, es zu schreiben; man sollte sich überlegen, wer es gebrauchen könnte.

Dies aber scheint Werner-Jensen nicht recht klar zu sein; Konzertbesucher zum Beispiel werden mit einem allgemeinen Konzertführer in der Regel besser bedient sein, wenn sie nicht gerade das Bonner Beethovenfest besuchen möchten. Die Kenner der Gesamteinspielung aber werden aus der Methode des Autors, den Aufbau eines Stückes nacherzählend zu beschreiben ("Das wiedererreichte F-Dur wirkt danach hell und freundlich"), wenig Nutzen ziehen; daß die Musikwissenschaft die sogenannten "interessierten Laien" für inkompetenter hält als die katholische Kirche die ihrigen, ist eine peinliche Sache. Die Entstehungsgeschichte, das historische Umfeld, die biographischen Voraussetzungen: alles das, was man nicht hören kann, müßte ein Führer durch das Werk Beethovens denen bieten, die ihre Freizeit vor den heimischen Boxen verbringen; das Hauptthema werden sie auch ohne Handbuch ausfindig machen. Zwar kommt der Autor bisweilen auf solche Hintergründe zu sprechen, doch nehmen seine blumigen Werkbeschreibungen so viel Platz in Anspruch, daß alles andere nur gestreift werden kann.

Leider ist sich Werner-Jensen nicht nur nicht ganz klar darüber, wen er führt und wohin er führt, er führt auch in die Irre: Wer den Musikführer "Beethoven" erworben hat, weil ihm der Umschlagtext "Werkerläuterungen aller Kompositionen seines OEuvres" versprach, wird beim Blick in das angeführte Werkverzeichnis zu Recht entrüstet sein; die fehlenden Seitenzahlen hinter vielen Werken machen klar, daß ganze Werkgruppen nicht besprochen werden: Flötenuhrstücke, Tänze und Märsche für Orchester, Kanons, Lieder und Gesänge für eine oder mehrere Stimmen mit Instrumentalbegleitung, musikalische Scherze. Wie spannend wäre es gewesen, über die Umstände, denen diese Gebrauchskompositionen und Kuriosa ihre Entstehung verdanken, informiert zu werden? Eine teure Mogelpackung. MICHAEL GASSMANN

Arnold Werner-Jensen: "Ludwig van Beethoven". Reclams Musikführer. Reclam Verlag, Stuttgart 1998. 439 S., 207 Notenbeispiele, 16 Abb., geb., 44,80 DM.

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"Endlich ein Musikführer der neuen Generation"
(Musikerziehung)