Vier Lesarten zwischen Klassik und Comic
Vier Essays zu verschiedenen Anlässen und auf den ersten Blick ganz unterschiedlichen Themen stellt Umberto Eco auf verblüffende Weise nebeneinander. Die Spannweite reicht von Manzonis 'Verlobten', dem berühmten Roman der italienischen Literatur, bis zu Corto Maltese, dem Kult-Comic von Hugo Pratt; von Cagliostro, dem falschen Grafen, der ganz Europa in Atem hielt, bis zu Achille Campanile, dem populären Ironiker des 20. Jahrhunderts.
Doch die vier Schriften haben eines gemeinsam: In allen geht es um Strategien der Lüge und der Verstellung, des Mißbrauchs der Sprache und der Umkehrung dieses Mißbrauchs durch Ironie. Campanile und Pratt lügen aus Ironie, Cagliostro lügt aus Interesse (oder vielleicht aus Verdammnis, als der Gefangene seines eigenen Mythos, der er immer mehr wird), und Manzoni ergreift empört die Partei der Armen und Schwachen, die durch die verlogene Sprache der Mächtigen übertölpelt werden.
Vier Essays zu verschiedenen Anlässen und auf den ersten Blick ganz unterschiedlichen Themen stellt Umberto Eco auf verblüffende Weise nebeneinander. Die Spannweite reicht von Manzonis 'Verlobten', dem berühmten Roman der italienischen Literatur, bis zu Corto Maltese, dem Kult-Comic von Hugo Pratt; von Cagliostro, dem falschen Grafen, der ganz Europa in Atem hielt, bis zu Achille Campanile, dem populären Ironiker des 20. Jahrhunderts.
Doch die vier Schriften haben eines gemeinsam: In allen geht es um Strategien der Lüge und der Verstellung, des Mißbrauchs der Sprache und der Umkehrung dieses Mißbrauchs durch Ironie. Campanile und Pratt lügen aus Ironie, Cagliostro lügt aus Interesse (oder vielleicht aus Verdammnis, als der Gefangene seines eigenen Mythos, der er immer mehr wird), und Manzoni ergreift empört die Partei der Armen und Schwachen, die durch die verlogene Sprache der Mächtigen übertölpelt werden.
Die vier Aufsätze, die Umberto Eco hier versammelt, haben eigentlich nichts miteinander gemein. Es handelt sich um einen Vortrag über soziolinguistische Aspekte der "Promessi sposi" von Alessandro Manzoni, eine Skizze des Hochstaplers Cagliostro, ein mit vielen Zitaten bestücktes Porträt des italienischen Humoristen Achille Campanile und um ein kurzes Vorwort zum Corto-Maltese-Comic "Die Südseeballade". Diese Auswahl von besonders für hiesige Leser eher entlegenen Gegenständen dürfte sich den verzweigten Studieninteressen und vielfältigen Vortragsengagements Ecos verdanken. Worüber redet man nicht alles, wenn man dazu freundlich aufgefordert wird! Eco geht noch einen Schritt weiter und publiziert inzwischen offenbar auch die Bleistiftnotizen, die er sich an Buchränder macht. Der Band als Ganzer wendet sich insofern an Ecologen. Darüber hinaus fordert der Autor dazu auf, alle Texte als Kommentare zu literarischen Formen der Doppelbödigkeit zu lesen. Das gelingt aber nur mit Mühe und ohne rechtes Ergebnis. Denn Eco muss die Begriffe "Lüge" und "Ironie" arg dehnen, damit die rustikale Skepsis Manzonis gegenüber der Sprache genauso darunter passt wie Campaniles artige Humoresken und die vorrevolutionären Maskeraden europäischer Adliger.
So kann dem Bändchen manche Anregung entnehmen, wer sich für den Grafen von Saint-Germain oder Verrätselungstechniken in Bildgeschichten interessiert. Irgendeinem begrifflich fassbaren Thema aber lassen sich die bunten Lesefrüchtchen Ecos nicht zuordnen.
JÜRGEN KAUBE
Umberto Eco: "Lüge und Ironie. Vier Lesarten zwischen Klassik und Comic". Aus dem Italienischen übersetzt von Burkhart Kroeber. Hanser Verlag, München und Wien 1999. 142 S., geb., 26,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Kluge Beobachter unserer aus den Fugen geratenen Zeit gibt es viele, besserwisserische und rabiate, larmoyante und resignative, doch niemand schreibt wie Umberto Eco, der Schlaumeier und Ironiker. Es sieht zwar nicht gut aus in der Welt, aber das ist kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, denn zum Denken ist er da. Und das bedeutet für Eco stets eine unwiderstehliche Lust." Salzburger Nachrichten
"Von der ersten bis zur letzten Seite gelingt es Eco, die Leser in den Bann seiner Entdeckungsreise zu ziehen - und mehr noch, zu eigenen Gedankenspielen anzuregen." Münchner Stadtmagazin
"Von der ersten bis zur letzten Seite gelingt es Eco, die Leser in den Bann seiner Entdeckungsreise zu ziehen - und mehr noch, zu eigenen Gedankenspielen anzuregen." Münchner Stadtmagazin