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"Auf der Insel geht die Welt anders herum", schreibt Robert begeistert an seine Familie. Der Arzt hatte ihn zur Erholung an die Nordsee geschickt und eigentlich hat Robert gar nicht von zu Hause fortgewollt. Doch bald findet er Freunde und entdeckt mit ihnen eine andere Art von Freiheit. Dass er zuvor die Aufnahmeprüfung zur Oberschule verpatzt hat, ist jetzt nicht mehr so schlimm. Am Ende freut er sich auf Neues und weiß: Wünsche können nicht immer Wirklichkeit werden.

Produktbeschreibung
"Auf der Insel geht die Welt anders herum", schreibt Robert begeistert an seine Familie. Der Arzt hatte ihn zur Erholung an die Nordsee geschickt und eigentlich hat Robert gar nicht von zu Hause fortgewollt. Doch bald findet er Freunde und entdeckt mit ihnen eine andere Art von Freiheit. Dass er zuvor die Aufnahmeprüfung zur Oberschule verpatzt hat, ist jetzt nicht mehr so schlimm. Am Ende freut er sich auf Neues und weiß: Wünsche können nicht immer Wirklichkeit werden.
Autorenporträt
Herbert Günther, 1947 in Göttingen geboren. Buchhändler, Lektor in Kinder- und Jugendbuchverlagen. Seit 1988 freier Schriftsteller. Autor zahlreicher Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Schreibt auch Drehbücher fürs Fernsehen. Ausgezeichnet mit dem Daniel-Wunderlich-Preis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.12.1998

Vaters Heimkehr
Aus einer Kindheit

Als Übersetzer ist Herbert Günther in der Kinder- und Jugendliteratur längst kein Unbekannter mehr. Daß er auch selber schreibt, wissen aber nur wenige. Nun legt er mit dem Band "Luftveränderung. Aus einer Kindheit" wiederum subtil tieflotende Geschichten vor. Im Mittelpunkt steht der zehn- bis elfjährige Robert, der mit Eltern, Bruder und Großeltern Mitte der fünfziger Jahre in einem norddeutschen Dorf lebt. Jede der vier Erzählungen dieses Bandes berichtet von charakteristischen und in einem Kinderleben oft schmerzhaften Erfahrungen. Wir erleben in der "Aufnahmeprüfung" mit, wie Robert die Unwägbarkeiten und Schrecknisse des ersehnten und auch gefürchteten Wechsels in die Oberschule nicht durchsteht; er scheitert an der Mathematik. So fern uns diese Art Eingangsprüfungen heute erscheinen, so fern ist längst auch die Erfahrung, daß der Vater nach langen Jahren aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrt. Die Erschütterung, die eine solche Begegnung bedeuten konnte, wird in "Herthas Geheimnis" spürbar.

Von den Vätern ging damals Unheimliches aus. Sie verkörperten Macht, sie verlangten Prüfungen, und sie hatten eine Vergangenheit, von der meist nur in Andeutungen gesprochen wurde. Vor allem aber stehen in diesem Band die Väter für Gewaltsamkeit. Herbert Günther schildert Roberts Zuneigung zu einem kleinen Ziegenbock und setzt den Pragmatismus des Vaters dagegen, für den Böcke dazu da sind, geschlachtet zu werden. Roberts Rettungsversuch, ein Aufstand gegen den Vater, scheitert, und er erkrankt. Den harten Alltagserfordernissen scheint er nicht gewachsen, auf Verständnis kann er nicht rechnen; auch die Mutter hält letztlich zum Vater. Der Arzt verordnet Luftveränderung.

Robert sieht dieser neuerlichen Herausforderung ängstlich entgegen und muß doch erfahren, daß die Trennung, so schwer sie ihn auch ankommt, kein Ende bedeutet. Auf der Nordseeinsel inmitten anderer Kinder, umsorgt von umsichtigen Betreuerinnen, wächst sein Lebensmut. Zwar wird Robert nie ein solcher Draufgänger und Realist werden, wie sein Vater es erwartet. Er ahnt aber, daß die Maßstäbe des Dorflebens nicht letztgültig sind.

Die vier Erzählabschnitte lassen die spezifische Atmosphäre der miefig-engen fünfziger Jahre vor dem Leser erstehen. Mit dem Titel "Luftveränderung" hat Herbert Günther ein schönes Bild gefunden für die Entwicklungen, denen er seinen Helden aussetzt. Luftveränderung bezeichnet hier auch die langsamen atmosphärischen Veränderungen zwischen den Menschen, die ein leichteres Klima möglich machen. Herbert Günther hat, wie er im Nachwort schreibt, die Vergangenheit wieder neu erfunden, um so der Wahrheit näher zu kommen. Dabei ist ein Buch entstanden, dem man viele junge und alte Leser wünscht.

WINFRED KAMINSKI

Herbert Günther: "Luftveränderung". Aus einer Kindheit. Oetinger Verlag, Hamburg 1998, 174 S., geb., 19,80 DM. Ab 10 J.

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