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Wußtet Ihr, dass Kraken Himbeertorte lieben? Nichtschwimmer Louis auch nicht, bis er in seinem Urlaub mit seiner Mutter am Meer das Krakenmädchen Luise kennenlernt. Sie beide mögen sich sehr. Luise fährt mit Louis nach Hause, und die beiden machen die normalsten Dinge der Welt: sie baden im Teich, besuchen eine Burg und essen - natürlich Himbeertorte. Bis eines Tages Luises Krakenmama auftaucht. Schließlich muss Luise noch viel lernen - und das geht nur im Meer. Ob Luise und Louis sich wiedersehen werden...?Fantasievoll, skuril und witzig - ein MUSS für jeden Krakenliebhaber. Ein kunstvolles…mehr

Produktbeschreibung
Wußtet Ihr, dass Kraken Himbeertorte lieben? Nichtschwimmer Louis auch nicht, bis er in seinem Urlaub mit seiner Mutter am Meer das Krakenmädchen Luise kennenlernt. Sie beide mögen sich sehr. Luise fährt mit Louis nach Hause, und die beiden machen die normalsten Dinge der Welt: sie baden im Teich, besuchen eine Burg und essen - natürlich Himbeertorte. Bis eines Tages Luises Krakenmama auftaucht. Schließlich muss Luise noch viel lernen - und das geht nur im Meer. Ob Luise und Louis sich wiedersehen werden...?Fantasievoll, skuril und witzig - ein MUSS für jeden Krakenliebhaber. Ein kunstvolles Bilderbuch - auch für Erwachsene - vom bekannten und vielfach ausgezeichneten Künstler Nikolaus Heidelbach.
Autorenporträt
Nikolaus Heidelbach stammt aus einer Künstlerfamilie. Er studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaften und lebt heute als freischaffender Künstler in Köln. Für sein Gesamtwerk wurde er 2000 mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendbuchpreises ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.2023

Eine Krake kommt zum Kaffee

Von der See zum Rhein: Nikolaus Heidelbach hat ein großes Herz für kleine Meeresbewohner mit Tentakeln - und ihre Menschenfreunde.

Von Stefan Trinks

Fünfundfünfzig Geschwister hat die kleine Luise und steht doch nicht im Guinnessbuch der Weltrekorde. Der Illustrationskünstler Nikolaus Heidelbach taucht in seinem neuen Streich unter die Meeresoberfläche, um ein ebenso neugieriges wie kluges Krakenmädchen heraufzubefördern, das in der Folge einem Menschenkind namens Louis Gesellschaft leistet. Die beiden heißen also nicht nur gleich; sie sind seit ihrem Aufeinandertreffen am Strand beim Badeurlaub einer alleinerziehenden Mutter mit ihrem Sohn auch unzertrennlich.

Heidelbachs Charakteristikum bleibt dabei ein immer liebevoll und traumschön ausgetuschter Surrealismus, wie er etwa in den Zwanzigern und Dreißigern von dem rumänischen Maler Victor Brauner in Paris vertreten wurde. Oder wenn schon Stilschubladen, dann genauer: Neue Sachlichkeit mit permanenten Kippmomenten ins herrlich Unsachliche, mit psychedelischen Sechzigerjahretapeten und Van-Gogh-Sonnenblumentischdecken in den Interieurs. Schon auf dem ersten Bild ruht die imposante Krakenmutter im Meer unter einem Felsüberhang wie in einer gigantischen irisierenden Muschel, während ihre in tiefem Purpur aquarellierten Kinder durch die impressionistisch hauchfein geschichteten Wellen mäandern, um sich zum Teil mit ihren Tentakeln zu einem pseudoantiken Oktopusfries wie auf antiken mykenischen Vasen zu verbinden.

Wenn der kleine Louis beim Erstkontakt mit der Ausreißerin Luise sich die Krake auf den Kopf setzt und mit Seetang bedeckt, damit er sie vor der Mutter verbergen und ins Urlaubsdomizil schmuggeln kann, wirkt das wie ein Bild des an grotesk-surrealen Kopfbedeckungen nicht armen Manierismus - nur das bei Heidelbach zusätzlich ein lila Fangarm Luises herauslugt und über Louis' Schulter baumelt. Das alles zeichnet er im streng ägyptischen Profil und mit rätselhafter Geste des Zeigefingers nach unten. Nie vergisst er dabei innerhalb des absurden Kosmos dieser ungewöhnlichen Kind-Kopffüßer-Freundschaft die Präzisierungen des Alltags. Fragt man sich etwa recht früh, wie die Kommunikation zwischen beiden funktionieren soll, konkret: wie Luise ihren Wunsch nach Mitkommen in die Menschenwelt unmissverständlich äußern würde, wartet der Autor mit der entwaffnenden Erklärung auf, dass sie natürlich schreiben kann, und zwar auf Louis' Bettlaken: "Ich bin (doch) ein Tintenfisch!" Über der Szenerie im Kinderschlafzimmer wacht eine Variante von Paul Klees Außenseiterikone, dem "Goldfisch", der sich anschickt, im nächsten Moment frech den Rahmen zu verlassen. Ähnlich knapp unter der "Realitäts"-Ebene liegen die drei fiesen Jungs, die Louis auf offener Straße um seine Turnschuhe erleichtern wollen. Der erste Bösewicht trägt auf dem Kopf wie Elvis seine Tolle die Pathosformel eines haarigen Satanshörnchen, das schon Wilhelm Busch seinem Moritz mitgab. Passend dazu macht der Nachwuchsschurke die abwehrende Teufelsgeste, weil ihm in der nächsten Sekunde ein Strahl von Luises Tinte ins Gesicht schießen wird, der die beiden anderen schon mit schwarzen Rorschachtests gebrandmarkt hat. Als unbeteiligte Zeugin schaut am Fenster eine Großmutter mit Kind dem unbunten Treiben zu, die eine Madonna mit Christusknabe sein könnte, hätte sie nicht überdeutlich blau geäderte Hände - genau dieses "blaue Blut" der eigenen Großeltern konnte einem als Kind ja einen gehörigen Schrecken einjagen und wird von Heidelbach wohl nicht grundlos stark betont.

Solche subtile Umformungen der Hochkunst für Kleine und Große kommen nicht von ungefähr, ist dieser begnadete Transformationsgraphiker doch Sohn des nicht minder berühmten Malers Karl Heidelbach und studierte neben Germanistik und Theaterwissenschaften auch Kunstgeschichte, kann also mit den Versatzstücken des Kanons jederzeit elegant jonglieren. In der Auswahl der von ihm illuminierten Stoffe könnte man ohnehin meinen, Heidelbach sammle die Größen der Heranwachsendenwelt für ein persönlich gehaltenes Zigarrenbilderalbum an Meisterwerken - so steuerte er Bilder bei zu Hans Christian Andersens Märchen, zu August Kopischs "Heinzelmännchen", zu Siegfried Lenz, Christine Nöstlinger sowie Jan Philipp Reemtsma - und nicht zu vergessen zu Wiglaf Drostes "Nomade im Speck", um nur einen Teil seiner bald fünfundfünfzig Bilder-Tentakel zu benennen.

Was Louis und Luise auf einer Rheinfahrt und zu Hause noch alles für Abenteuer erleben, vor allem aber die Krakenmutter im ICE und im Taxi auf der Suche nach ihrer Tochter, wäre unverzeihlich zu verraten. Was dabei die Notwendigkeit des Schwimmen-Lernens und Himbeertorte für eine Rolle spielen, ebenfalls.

Nikolaus Heidelbach: "Luise".

Minedition, Zürich 2023. 48 S., geb., 20,- Euro. Ab 5 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensentin Marie Schmidt freut sich über ein Bilderbuch von Nikolaus Heidelbach, das die Grenzen zwischen Mensch und Tier überschreitet: Luise ist ein kleiner Oktopus, Louis ihr menschlicher Freund, wegen dem sie das Meer verlässt und sich mit Bahn und Taxi und über die Kanalisation auf eine abenteuerliche Reise begibt. Ihre Mutter macht sich auf die Suche nach ihr, verrät Schmidt, das führt zu lustigen Begegnungen mit Louis' Mutter, deren Mann "mit einer Robbe durchgebrannt" ist. Besonders gefallen der Kritikerin die "doppelbödigen, melancholischen" Zeichnungen, die Heidelbach mit viel Liebe und Geschick gestaltet hat.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.02.2024

Acht Händchen
halten
In seinem Bilderbuch „Luise“
verflüssigt der Illustrator
Nikolaus Heidelbach die
Grenze zwischen
Tier- und Menschenwelten.
Es muss ja nicht immer gleich so dramatisch und schmerzhaft werden, wenn ein Wesen vom Land und eins aus dem Meer sich mögen wie in „Die kleine Meerjungfrau“. Natürlich hat Nikolaus Heidelbach, der unfassbar produktive Zeichner, dieses berühmte Märchen auch schon illustriert. Auf seinem Bild dazu hängt das Mädchen mit dem Fischleib in tiefblauer Nacht mit einem Menschenarm an einem Felsen, der wie das Gesicht des Märchendichters Hans Christian Andersen geformt ist. Wir blicken mit ihr in Richtung der Stadt der Menschen. Ihre Sehnsucht danach bezahlt sie schließlich mit dem Verlust ihrer Stimme und Schmerzen, „als ob sie auf scharfe Messer trete“.
Jetzt hat Heidelbach selbst eine Geschichte von der Freundschaft über die Grenzen der Elemente hinweg geschrieben, erschienen im Verlag Minedition: Bei Luise und Louis geht alles vergleichsweise leicht, es gibt keine mythischen Strafen fürs Grenzenüberschreiten. Als Luise, ein kleiner Oktopus, eines von 55 Kindern ihrer Krakenmutter, nach den Sommerferien aus dem Meer zu ihrem menschlichen Freund Louis in eine ziemlich rheinisch aussehende Stadt zieht, macht sich die Mama allerdings Sorgen. Und verlässt ebenso nonchalant die See, um sich auf die Suche zu machen.
Die gravitätische Oktopusdame reist durch Heidelbachs majestätisch gemalte Landschaften, in denen sie gelegentlich mit den Wolken verschwimmt. Dann wieder vermenschlicht er sie hemmungslos. Ein ICE-Bordbistro, in dem sie zu Gast ist, sieht zum Beispiel rasend gemütlich aus. Auf einer Taxifahrt verliert sie doch noch die Geduld mit der Menschheit und reist schwimmend via Kanalisation und Fluss weiter.
Als sie bei Louis zu Hause am Kaffeetisch sitzt, fragt Louis’ Mutter: „,Haben Sie eigentlich einen Mann?‘ ,Nein‘, sagt Luises Mama, „und Sie?‘ ,Nicht mehr‘, sagt Louis’ Mama, ,er ist mit einer Robbe durchgebrannt.‘“ Da sage noch jemand, die Übergänge zwischen den Tier- und Menschenwelten seien nicht fließend.
Womöglich könnte einem diese Geschichte ein bisschen arg harmlos vorkommen, wenn sie nicht vor allem der Anlass für Heidelbachs wie immer doppelbödige, melancholische, satt farbig gezeichnete Panoramen wäre. Der erstaunliche Umstand, dass sich der Oktopus in Filmen und Büchern der letzten Zeit als so fremder wie intimer Gefährte des Menschen darstellt, bleibt durch seine Bildsprache allemal faszinierend. Nichts ist ohne Hintersinn in Heidelbachs Welt. Weshalb es nur einleuchtet, dass die je acht Arme von Luise und ihrer Mutter nicht nur zum Schwimmen und Kuchenessen gut sind. Sie eignen sich auch hervorragend zum Händchenhalten.
MARIE SCHMIDT
Abbildung: Nikolaus Heidelbach/Minedition
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