Neumann zeigt Zusammenhänge zwischen dem Anfang des Lukasevangeliums (Lk 1,1-2,40) und der menippeischen Literatur der hellenistischen Antike auf. Diese zeigen sich hinsichtlich der äußeren Form der Texte im Wechselspiel zwischen versförmigen und prosaischen Passagen. Sowohl in den erhaltenen menippeischen Schriften als auch in den ersten zwei Kapiteln des Lukasevangeliums setzen sich die versförmigen Teile aus Zitaten solcher Texte zusammen, die bei der jeweiligen Leserschaft einen hohen Bekanntheitsgrad besitzen.Hinsichtlich des Inhalts geht mit dieser Form die Wendung allgemein anerkannter Wertvorstellungen in ihr Gegenteil einher: Reiche und Arme, Mächtige und Geringe tauschen die Plätze. Denn für die menippeischen Texte halten die anerkannten Erscheinungsformen von Macht und Reichtum einer kritischen Prüfung nicht stand: Die Reichen und Mächtigen leben in Untugend, während die Armen und Geringen ein tugendhaftes Leben führen. Aus diesem Grund besitzen gerade die Armen einen wahren und unvergänglichen Reichtum; sie gelten als wahrhaftige Könige.Die lukanische Erzählung von Jesus, der in Niedrigkeit geboren und gleichzeitig als Herrscher proklamiert wird, lässt sich vor dem Hintergrund der menippeischen Literatur, die aus dem Bereich der kynischen Philosophie stammt, plausibel interpretieren. Neumann benennt diese Bezüge und beschreibt sie im Einzelnen. Damit leistet er einen Beitrag zur Erforschung der hellenistischen Denkvoraussetzungen im Lukasevangelium.
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