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Christoph Schäfer konzentriert sich in diesem Band auf die Darstellung der Rekonstruktion, vor allem aber auf die Tests und Ergebnisse, in deren Rahmen ein spätantikes römisches Kriegsschiff in Originalgröße erprobt wurde. Dabei konnte eine Fülle neuer Erkenntnisse im Hinblick auf logistische und technische Rahmenbedingungen gewonnen werden. Grafiken und zahlreiche - bisher unveröffentlichte - Farbfotos dokumentieren diese Tests.

Produktbeschreibung
Christoph Schäfer konzentriert sich in diesem Band auf die Darstellung der Rekonstruktion, vor allem aber auf die Tests und Ergebnisse, in deren Rahmen ein spätantikes römisches Kriegsschiff in Originalgröße erprobt wurde. Dabei konnte eine Fülle neuer Erkenntnisse im Hinblick auf logistische und technische Rahmenbedingungen gewonnen werden. Grafiken und zahlreiche - bisher unveröffentlichte - Farbfotos dokumentieren diese Tests.
Autorenporträt
Christoph Schäfer, geb. 1961, ist Professor für Alte Geschichte an der Universität Hamburg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.02.2009

Wenn sich Historiker in die Riemen legen
Zwei Bände beschreiben Erfahrungen mit Nachbauten römischer Kriegsschiffe

Die Einsatztaktik römischer Kriegsschiffe auf den Flüssen Germaniens hing maßgeblich von deren Leistungsfähigkeit ab. Auskunft über Spitzengeschwindigkeit und Fahrdynamik der antiken Einruderer auf langen Marschfahrten geben Versuche mit modernen Nachbauten. Zwei neue Bände beschreiben Bau und Erprobung solcher Schiffe.

2003 wurde in Regensburg eine "Navis Lusoria" gebaut. Im letzten Frühjahr folgte dann die "Victoria", die in Hamburg entstandene Rekonstruktion eines kaiserzeitlichen Patrouillenboots aus dem ersten Jahrhundert. Die Bildstrecken zeigen zwei schlanke Kriegsschiffe mit Riemen in einer Ebene, sogenannte Monoremen.

Als eigenständiger Schiffstyp literarisch überliefert ist insbesondere die spätantike "Navis Lusoria" mit rund dreißig Mann Besatzung, die der Hamburger Althistoriker Christoph Schäfer als Standardtyp der römischen Binnenflotte im dritten und vierten Jahrhundert identifiziert. Nach den neueren Forschungen des Mainzer Schiffshistorikers Ronald Bockius hatten diese Boote eine Länge von etwa 18 Metern. Der 21,7 Meter lange Nachbau basierte dagegen noch auf einer älteren Berechnung. Die Versuche mit diesem Hamburger Nachbau zeigten die Leistungsfähigkeit dieses Bootstyps bei der Verteidigung der spätantiken Stromgrenzen an Rhein und Donau. Rom befand sich seit dem dritten Jahrhundert in der Defensive gegenüber den zunehmenden Angriffen aus dem germanischen Raum. Das verlangte eine ständige Präsenz der römischen Limitanei-Verbände entlang der Flüsse. Stationiert waren die zu ihnen gehörenden Schiffe zumeist an Kleinfestungen, den Burgi, die entweder auf römischer Seite lagen oder als taktischer Brückenkopf auf dem gegenüberliegenden Ufer gebaut wurden.

Auf den schiffbaren Teilen des Mittelrheins waren die Burgi mit vermutlich drei Schiffen je Standort jeweils fünfzehn bis dreißig Kilometer voneinander entfernt. Um bei einem Angriff die benachbarten Kastelle zu alarmieren, dürfte jeweils ein Schiff stromaufwärts und eines stromabwärts geschickt worden sein. Bei Fahrversuchen auf der Donau ermittelten die Hamburger für solche Fälle Marschgeschwindigkeiten zwischen sieben und etwas mehr als neun Kilometer pro Stunde. Innerhalb von drei bis sechs Stunden konnten also mehr als hundert Soldaten in schnellen Schiffen an jedem Flussabschnitt sein. Damit sieht Schäfer die Ansicht bestätigt, dass Rhein und Donau echte verteidigte Grenzen waren, nicht nur Demarkationslinien.

Der in der Hamburger Werft "Jugend in Arbeit" entstandene Nachbau eines Schiffs aus dem ersten Jahrhundert mit zweiundzwanzig Mann Besatzung steht dagegen für eine Epoche, die von römischen Eroberungen im Norden geprägt war. Diese Expansion stoppte im Jahr neun nach dem vernichtenden Angriff germanischer Verbände auf die Legionen des Publius Quinctilius Varus im Teutoburger Wald. Den Zusammenhang zwischen Boot und Varusschlacht schafft der Ort Haltern am See, wo mindestens eine der Legionen des Varus stationiert war: Hier unterhielten die Römer Bootshäuser für ihre Kriegsschiffe auf der Lippe.

Eingesetzt wurden die Boote für Erkundung, Grenzsicherung, Patrouillen und Begleitfahrten von Transportschiffen. Ihre Bauweise ist den mediterranen Techniken noch stark verbunden. Der Nachbau ist im Rahmen der Ausstellung "Imperium Konflikt Mythos. 2000 Jahre Varusschlacht" zu sehen.

PETER THOMAS

Christoph Schäfer: "Lusoria - Ein Römerschiff im Experiment". Rekonstruktion, Tests, Ergebnisse. Unter Mitarbeit von Hans Moritz Günther und Alexander Christopher Wawrzyn. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 2008. 128 S., Abb., geb., 24,90 [Euro].

Rudolf Aßkamp, Christoph Schäfer (Hrsg.): "Projekt Römerschiff". Nachbau und Erprobung für die Ausstellung "Imperium Konflikt Mythos. 2000 Jahre Varusschlacht". Unter Mitarbeit von Hans Moritz Günther, Gerrit Wagener, Alexander Christopher Wawrzyn. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 2008. 152 S., Abb., geb., 24,90 [Euro].

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