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Produktdetails
  • Manesse Bibliothek der Weltliteratur
  • Verlag: Manesse
  • Seitenzahl: 499
  • Abmessung: 155mm
  • Gewicht: 245g
  • ISBN-13: 9783717518525
  • Artikelnr.: 26364169
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.03.1996

1888
Gabriele d'Annunzio "Lust"

D'Annunzio war ganz häßlich, aber wenn er verführen wollte, wurde er zum schönsten Mann der Welt, sagen alle. Das sagt auch André Gide, und der war verwöhnt, den hatte schon Oscar Wilde versucht, und der war immer schön. Als berühmter Mittzwanziger (1863 war er als Sohn eines reichen Bauern bei Pescara geboren worden) schrieb er "Lust", den wollüstig-schwülstigsten aller neuen Romane, aber Lesen kräftigt, und die großen Schreiber machen unsre Seelen weiter, als wir Hüter unsrer Seelen möchten. Der Held des Buchs ist d'Annunzio selbst, und er schont sich nicht: Erst liebt er Elena (Frau aller Frauen seit Homer), die verläßt ihn, dann liebt er zehn, und zehn andre lieben ihn, und ein Duell bringt ihn fast um. Endlich liebt er Maria (Frau aller Frauen seit jenem Engel), eine Seele, aber in einem schönen Körper auch sie, denn Gott ist freundlich in Rom. Der Mann der Neuzeit aber will alles, das ist sein bittres Los, er geht lieber zugrunde daran, statt mit der Hälfte zu leben, auch wenn sie die reinere ist - in den Armen Marias denkt der Held an Elena, und das hält selbst er nicht aus, dieser so herrlich verlorene Sohn der alten Lust. Am Ende geht Marias Mann bankrott, Maria geht, der Held ersteigert sich einen Schrank aus ihrem Mobiliar: Und da stehn sie nun, er und der Schrank, wundervoll immer noch, das schon, aber auch verzweifelt, er wenigstens. Aber wenn er das alles aufgeschrieben haben wird (und ist nicht aufgeschrieben erst alles wahr?), dann, sagt er sich wohl, werden noch Schönere kommen, ihn zu trösten. Wirklich kam dann die Duse, auch noch reich, denn er brauchte viel Geld, und sie war eine große Schauspielerin und konnte alle Frauen sein. Und er wurde wieder froh und fuhr schnelle Autos und schnelle Flugzeuge und schrieb ihr die wundervollsten Tragödien, in denen sie dann stand und weinte - so glich sich alles aus. (Gabriele d'Annunzio: "Lust". Aus dem Italienischen übersetzt von Pia Todorovic-Strähl und mit einem Nachwort von Ute Stempel. Manesse Verlag, Zürich 1994. 499 Seiten, geb., 35,50 DM. Eine neue Übersetzung von Claudia Denzler gibt's bei Reclam in Stuttgart, 422 Seiten, br., 17,- DM.) R.V.

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