Die Überlegungen zu Luthers Erben begannen im Herbst 2011, einer Zeit, in der die Lutherdekade (2007 - 2017) auf Hochtouren lief. Jetzt, nachdem die Jubiläumszeit für "500 Jahre Reformation" vorbei ist, Feiern und Erinnern weitgehend ausgeschöpft sind und der Normalzustand wieder eingetreten ist, braucht es aufweisende Bezeichnungen, weil das Althergebrachte nicht mehr richtig funktioniert.Nicht nur dies, sondern auch der Hintergrund des eigenen Aufwachsens im Pfarrhaus, regte mein Nachdenken über protestantisches Handeln und protestantische Geschichte an. Im Laufe der Zeit erwuchs dies zu grundsätzlichen Infragestellungen der protestantischen Geschichte und ihren Gestalten. Es ist der Versuch, Luther und dem Protestantismus einen Namen zu geben, zu verstehen, warum die Reformation der Grund für Kriege, Not und blutige Revolutionen wurde - warum äußerlich scheinbares Heil in seinem Kern die Zerstörung von Mensch und Natur bedeutet. Aufgezeigt wird dies vor allem in den Artikeln zur Entstehung des Kindergartens als Kettenschmiede der Versklavung des Lebens; vom Eingriff des Menschen in intakte Flusslandschaften als die Rheinbegradigung durch den Pfarrerssohn Gottfried Tulla; die lastende Schuld gegenüber Sexualität und Eigenart aus einer falsch verstandenen Glaubenshaltung, vorangetrieben durch Johannes Calvin und dem Kalvinismus; dem Begriff der "Arbeit" und warum sich religöse Sekten ihren Glauben durch Strenge und Bestrafung als äußere Form von Gewalt, Pflicht und Gehorsam erhalten können.Luther steht nicht nur als Reformator für die evangelischen Kirchen in aller Welt da, sondern auch als derjenige, der den Logos in der Form seiner Erscheinungen als Tanz um das goldene Kalb feierte und damit für die Entmythologisierung von Geschichten und Gestalten in der ganzen Welt sorgte.