Das 500jährige Reformations-Jubiläum rückt immer näher - abzulesen auch an der steigenden Anzahl von Publikationen. Nun ein weiterer „Luther“-Titel. Es ist jedoch keine übliche Biografie, vielmehr zeigt der Theologe und Historiker Heiko A. Oberman (1930-2001) Martin Luther als Reformator und
Erneuerer der Kirche. Vor allem geht es ihm um Luther zwischen Gott und Teufel und den Zeitgeist jener…mehrDas 500jährige Reformations-Jubiläum rückt immer näher - abzulesen auch an der steigenden Anzahl von Publikationen. Nun ein weiterer „Luther“-Titel. Es ist jedoch keine übliche Biografie, vielmehr zeigt der Theologe und Historiker Heiko A. Oberman (1930-2001) Martin Luther als Reformator und Erneuerer der Kirche. Vor allem geht es ihm um Luther zwischen Gott und Teufel und den Zeitgeist jener bewegenden Jahre.
Dazu wird der Leser auf die verschiedenen reformatorischen Schauplätze geführt, wo ihm auch eine Fülle von Protagonisten, Mitstreitern und Gegnern Luthers, begegnen. Dabei verfolgt der Autor zwar ein wissenschaftliches aber kein akademisches Ziel.
Die knapp 450 Seiten sind in drei Kapitel unterteilt. In „Die ersehnte Reformation“ wird die politische und gesellschaftliche Lage in Mitteleuropa zu Beginn des 16. Jahrhunderts beleuchtet, wobei die Kaiserwahl 1519 von Karl V. eine wichtige Zäsur war, was eine ungeheure Ausbreitung der habsburgischen Macht bedeutete und gleichzeitig zur Unterordnung deutscher Interessen führte - Weltmonarchie und Reformation. Hier erfährt man auch einiges über Luthers Kindheit und Jugend in Mansfeld.
Das zweite Kapitel „Die unerwartete Reformation“ behandelt vorrangig Luthers Leben und Wirken in Wittenberg und zeigt seine inneren und äußeren Widerstände. Der Verfall der Kirche war unbestritten, doch über das Ziel einer grundlegenden Reform herrschte keine Einigkeit. Das Schlusskapitel „Die gefährdete Reformation“ setzt sich mit den unterschiedlichen reformatorischen Bewegungen (Täufer, Sozialrevolutionäre u.a.) auseinander und skizziert den beschwerlichen Weg der Reformation nach Luthers Tod.
In dem Epilog „So wie er war“ begegnet uns schließlich der private Luther mit seiner Lebensfreude, seiner Frömmigkeit und seinen Krankheiten. Komplettiert wird die ausgezeichnete Reformations- und Luther-Analyse, die 1981 erstmals erschien, durch einen umfangreichen Anhang - u.a. mit einer Zeittafel, die Luthers Lebensdaten mit den historischen Ereignissen der Reformationszeit verknüpft. Sehr empfehlenswert.