Anfang 1529 erschien bei Joseph Klug in Wittenberg ein handtellerkleines Buch, ein Enchiridion im Wortsinne, dessen Titel "Geistliche Lieder" anzeigt. Allerdings wurde die erste Auflage verbraucht, doch ein vier Jahre jüngeres Exemplar liegt in der Lutherhalle Wittenberg. Es erlaubt die Rekonstruktion der Erstausgabe. Sie wurde von Hymnologen so weit vorangetrieben, dass nun die erste monographische Untersuchung möglich und nötig ist. Der Verfasser widmet sich in dieser Monographie aus systematisch-theologischer Perspektive dem Konzept des Buches, das aber interdisziplinär erarbeitet wird. Zeit, Umstände sowie bisherige Forschungen werden umrissen (A). Danach erfolgt die Analyse der Lutherlieder als Komponenten des Werkes (B). Aus dem gesamten Material ergibt sich seine Gliederung (C). Deren Komposition schält sich aus der Arbeit an Liedtexten und Melodien, Gebeten und Bildern, biblischen Cantica und dem Schmuck heraus (D). So wird eine eigentümliche Gesangbuchtheorie entdeckt(E). Schließlich deuten zwei historische Vignetten die bis in Gegenwartsgesangbücher reichende Wirkung des noch zu wenig beachteten Buches an (F). Die These der Untersuchung besagt, dass Luther wie die Genfer Reformation den Psalmengesang des Klerus auf alle Glaubenden übertragen und im Buchtitel angezeigt habe, sie seien die wahren Geistlichen; andererseits habe er im Unterschied zum präzisen Aufbau, bis hin zur Zahl der 50 Lieder und 15 Cantica, erneuert. Dies gibt künftiger Liederinterpretation einen bisher so nicht erkennbaren Horizont. Daher hat der liedanalytische Teil nicht nur Einstiegs-, sondern auch Anstoßcharakter. Der Autor bemüht sich um eine Luthers Eindeutigkeit spiegelnde Sprache, die sowohl Gelehrten der interessierten Disziplinen als auch Gemeindetheologen und Kirchenmusikern entgegenkommt.