Produktdetails
- Verlag: Bucher, München
- Seitenzahl: 264
- Abmessung: 340mm
- Gewicht: 3286g
- ISBN-13: 9783765811548
- ISBN-10: 3765811548
- Artikelnr.: 24364533
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.12.1997Luxusliner: Grand Hotels auf hoher See
In acht Stunden nach New York, das ist schon ein Wort. Geschwindigkeit ist der letzte Luxus auf der Atlantikstrecke, die anderen Reisebedingungen sind nicht der Rede wert. Der Flug über den Ozean gleicht dem Transport in einem klimatisierten Bus. Es war einmal anders. Von Beginn des Jahrhunderts bis zu seiner Mitte befuhren Schiffe das große Wasser. Ach, Schiffe: Es waren technische Meisterleistungen von Nationen, Spiegel zeitgenössischer Architektur und Gebrauchskunst, zugleich Renommierstücke und maritime Traumpaläste. Alles, was die Passagiere sahen und nutzten, diente der Illusion, festen Boden unter den Füßen zu haben. Schwungvolle Prunktreppen führten in Speisesäle, die Tafeln waren gedeckt mit Silber, Porzellan und Damast, Kronleuchter spendeten Licht. Die Kabinen waren teuren Hotelzimmern nachgebaut, die Gesellschaftsräume luden ein zu Konversation und Tanz und süßem Nichtstun. Dem körperlich aktiven Reisenden boten die Liniendampfer schon vor dem Ersten Weltkrieg Fitneßstudios und Schwimmbäder, Saunen und Sportplätze, die Faulenzer begaben sich zur Ladengalerie oder zum Theatersaal oder ins Bordkino.
Wer die Reise in einer wohltemperierten Aluminiumröhre macht, hat wohl Zeit zu träumen von den Tagen, in denen die Reedereien ihren Gästen mit schwimmenden Schlössern den Hof machten. Als Traumstütze mögen die Bilder und Grafiken dienen, mit denen Zeitgenossen die großen Schiffe dokumentiert und verherrlicht haben. Die daraus entstandene umfängliche Bibliothek, die eine - leider bisweilen buchstäblich - untergegangene Welt beschwört, wird stetig ergänzt. Die Bände haben übrigens eine Tendenz, die den Gegenstand ihrer Betrachtungen kennzeichnete: Sie werden im Lauf der Jahre immer größer, schwerer und, sagen wir es ruhig, luxuriöser. Auch die unter dem Titel "Luxusliner - Vom Grand Hotel zur schwimmenden Insel" im Bucher Verlag, München, erschienene Geschichte des Seetourismus ist ein großformatiger Wälzer, der die Möglichkeit, Bilder auf einer Fläche von dreißig mal sechzig Zentimeter zu präsentieren, hingebungsvoll nutzt. So entsteht nicht selten der Eindruck, eine weniger aufwendige Wiedergabe, etwa den zehn Meter hohen "Grand Salon" der "Normandie", verbiete sich ganz einfach aus Achtung vor der Grandeur des Originals. Das Buch mit Texten von Kurt Ulrich leistet sich den außerordentlichen Aufwand nicht nur für die Vergangenheit des Linienverkehrs, sondern auch für die Gegenwart der Kreuzfahrtschiffe, die eine in der Publizistik weniger beachtete Sparte des Reisens zur See darstellt. Als "Musikdampfer" abgetan, sind die Kreuzfahrtschiffe gleichwohl Geist und Holz vom alten Schlag, zu Wasser gelassener Zeitgeist nämlich: Die neuen Schiffe ragen auf wie Wolkenkratzer, in denen gläserne Aufzüge in goldenem Licht flitzen. Und für die Lieblingsbeschäftigung der Sonnenhungrigen stehen endlose Reihen der Liegestühle um den Pool. - Unser Foto zeigt die United States beim Start zu ihrer Jungfernfahrt im Juli 1952. tk
* Kurt Ulrich: "Luxusliner - Vom Grand Hotel auf hoher See zur schwimmenden Luxusinsel". Bucher Verlag, München 1997. 264 Seiten, durchgehend illustriert. Gebunden, im Schmuckschuber, 148 Mark.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In acht Stunden nach New York, das ist schon ein Wort. Geschwindigkeit ist der letzte Luxus auf der Atlantikstrecke, die anderen Reisebedingungen sind nicht der Rede wert. Der Flug über den Ozean gleicht dem Transport in einem klimatisierten Bus. Es war einmal anders. Von Beginn des Jahrhunderts bis zu seiner Mitte befuhren Schiffe das große Wasser. Ach, Schiffe: Es waren technische Meisterleistungen von Nationen, Spiegel zeitgenössischer Architektur und Gebrauchskunst, zugleich Renommierstücke und maritime Traumpaläste. Alles, was die Passagiere sahen und nutzten, diente der Illusion, festen Boden unter den Füßen zu haben. Schwungvolle Prunktreppen führten in Speisesäle, die Tafeln waren gedeckt mit Silber, Porzellan und Damast, Kronleuchter spendeten Licht. Die Kabinen waren teuren Hotelzimmern nachgebaut, die Gesellschaftsräume luden ein zu Konversation und Tanz und süßem Nichtstun. Dem körperlich aktiven Reisenden boten die Liniendampfer schon vor dem Ersten Weltkrieg Fitneßstudios und Schwimmbäder, Saunen und Sportplätze, die Faulenzer begaben sich zur Ladengalerie oder zum Theatersaal oder ins Bordkino.
Wer die Reise in einer wohltemperierten Aluminiumröhre macht, hat wohl Zeit zu träumen von den Tagen, in denen die Reedereien ihren Gästen mit schwimmenden Schlössern den Hof machten. Als Traumstütze mögen die Bilder und Grafiken dienen, mit denen Zeitgenossen die großen Schiffe dokumentiert und verherrlicht haben. Die daraus entstandene umfängliche Bibliothek, die eine - leider bisweilen buchstäblich - untergegangene Welt beschwört, wird stetig ergänzt. Die Bände haben übrigens eine Tendenz, die den Gegenstand ihrer Betrachtungen kennzeichnete: Sie werden im Lauf der Jahre immer größer, schwerer und, sagen wir es ruhig, luxuriöser. Auch die unter dem Titel "Luxusliner - Vom Grand Hotel zur schwimmenden Insel" im Bucher Verlag, München, erschienene Geschichte des Seetourismus ist ein großformatiger Wälzer, der die Möglichkeit, Bilder auf einer Fläche von dreißig mal sechzig Zentimeter zu präsentieren, hingebungsvoll nutzt. So entsteht nicht selten der Eindruck, eine weniger aufwendige Wiedergabe, etwa den zehn Meter hohen "Grand Salon" der "Normandie", verbiete sich ganz einfach aus Achtung vor der Grandeur des Originals. Das Buch mit Texten von Kurt Ulrich leistet sich den außerordentlichen Aufwand nicht nur für die Vergangenheit des Linienverkehrs, sondern auch für die Gegenwart der Kreuzfahrtschiffe, die eine in der Publizistik weniger beachtete Sparte des Reisens zur See darstellt. Als "Musikdampfer" abgetan, sind die Kreuzfahrtschiffe gleichwohl Geist und Holz vom alten Schlag, zu Wasser gelassener Zeitgeist nämlich: Die neuen Schiffe ragen auf wie Wolkenkratzer, in denen gläserne Aufzüge in goldenem Licht flitzen. Und für die Lieblingsbeschäftigung der Sonnenhungrigen stehen endlose Reihen der Liegestühle um den Pool. - Unser Foto zeigt die United States beim Start zu ihrer Jungfernfahrt im Juli 1952. tk
* Kurt Ulrich: "Luxusliner - Vom Grand Hotel auf hoher See zur schwimmenden Luxusinsel". Bucher Verlag, München 1997. 264 Seiten, durchgehend illustriert. Gebunden, im Schmuckschuber, 148 Mark.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main