Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Sprachwissenschaft / Sprachforschung (fachübergreifend), Note: 1,8, Technische Universität Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: Die menschliche Sprache kann unter vielen unterschiedlichen Aspekten analysiert werden. In der Phonologie untersuchen Linguisten die Bildung und Rezeption von Lauten, die Morphologie beschäftigt sich mit Wortbildung und die Syntax mit der grammatischen Konstitution von Sätzen. Doch eine der komplexesten Disziplinen der Sprachwissenschaft ist diejenige, die Gegenstand dieser Arbeit sein wird - die Wissenschaft um die Bedeutung, die Semantik. Jedes einzelne Wort in der menschlichen Sprache hat eine oder auch mehrere Bedeutungen. Jedoch soll sich hier nicht der Bedeutung von Worten gewidmet werden, sondern der Bedeutung von Texten und den kognitiven Prozessen, die für das Verstehen von Texten verantwortlich sind. Texte, deren einfachste Einheit Sätze sind, sind die Grundlage der zwischenmenschlichen Kommunikation. Texte jeglicher Art bilden das Kommunikationsmedium zwischen deren Produzenten und Rezipienten, ob es sich nun um einen mündlichen Diskurs handelt oder um schriftliche Texte. Viel mehr noch als bei einzelnen Wörtern ist das Verstehen der Bedeutung von Texten ein sehr komplexer kognitiver Prozess, der auf mehreren Ebenen stattfindet. Die Bedeutung von Texten konstituiert sich nämlich nicht nur aus den Lexembedeutungen der enthaltenen Wörter und ihrer syntaktischen Relationen untereinander. Vieles wird nicht expliziert erwähnt, aber trotzdem von dem Textrezipienten verstanden. Wie ein Rezipient einen Text versteht, hängt unter anderem von dem Produzenten und seiner Intention, dem Rezipienten selbst und der Kommunikationssituation ab. Schriftliche Texte bieten dabei ein anderes Verhältnis und eine andere Distanz zwischen Produzent und Rezipient als mündliche Konversation. Dies gilt insbesondere für literarische Texte. Lyrik, als spezielle Gattung der Literatur lebt von der Tatsache, dass das Verständnis nicht nur aus der Textoberfläche hervorgeht. Im Allgemeinen kann man demnach sagen, dass alle natürlichen Texte referentiell unterspezifiziert sind. Für lyrische Texte gilt das in besonderem Maße. Für deren Verstehen muss diese referentielle Unterspezifikation aufgelöst werden. Doch wie weit geht diese Auflösung von referentieller Unterspezifikation? Welche kognitiven Prozesse kann man dazu zählen? Was kann dagegen bereits als Interpretation bzw. Textsinnerschließung gehandelt werden? Vor allem bei lyrischen Texten sind diese Fragen von essentieller Wichtigkeit. Diese Arbeit wird sich mit genau diesen Fragestellungen beschäftigen.
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