»Der zweite Teil des beispiellosen literarischen
Unterfangens von Antonio Scurati.« La Stampa
Antonio Scurati setzt sein weltweit gefeiertes Epos über den Faschismus fort: Zu Beginn des Jahres 1925 siecht Benito Mussolini seinem Ende entgegen. Das jahrelange Tauziehen um den obersten Posten des Landes fordert offenbar seinen Tribut. Doch der jüngste Premierminister in der Geschichte Italiens weigert sich, an einem einfachen Magengeschwür zu verenden.
Das Bild des glorreich siegenden Duce, der sich den Mord an Matteotti wie einen Verdienst ans Revers geheftet hat, scheint in weite Ferne gerückt. Zur Befriedung der Zänkereien zwischen seinen Gefolgsleuten setzt er andere ein; die ungestüme Tochter Edda verheiratet er kurzerhand mit Galeazzo Ciano; Badoglio und Graziani werden mit der afrikanischen Mission betraut, die im Grauen von Giftgas und Konzentrationslagern mündet. Antonio Scurati schreibt den Weg von »M. Der Sohn des Jahrhunderts« auf beeindruckende Weise fort: Mit Hilfe der Verflechtung von Erzählung und Originalquellen entreißt er die Schlüsselfiguren und -ereignisse der Jahre 1925 bis 1932 dem Vergessen und findet einen ebenso intimen wie transparenten Zugang zur Person Mussolini. Der Roman endet mit dem zehnten Jahrestag der Revolution, als M. das gespenstische Denkmal für die faschistischen Märtyrer errichten lässt, das mehr noch als an vergangene Tote an heraufziehende Katastrophen zu gemahnen scheint.
Unterfangens von Antonio Scurati.« La Stampa
Antonio Scurati setzt sein weltweit gefeiertes Epos über den Faschismus fort: Zu Beginn des Jahres 1925 siecht Benito Mussolini seinem Ende entgegen. Das jahrelange Tauziehen um den obersten Posten des Landes fordert offenbar seinen Tribut. Doch der jüngste Premierminister in der Geschichte Italiens weigert sich, an einem einfachen Magengeschwür zu verenden.
Das Bild des glorreich siegenden Duce, der sich den Mord an Matteotti wie einen Verdienst ans Revers geheftet hat, scheint in weite Ferne gerückt. Zur Befriedung der Zänkereien zwischen seinen Gefolgsleuten setzt er andere ein; die ungestüme Tochter Edda verheiratet er kurzerhand mit Galeazzo Ciano; Badoglio und Graziani werden mit der afrikanischen Mission betraut, die im Grauen von Giftgas und Konzentrationslagern mündet. Antonio Scurati schreibt den Weg von »M. Der Sohn des Jahrhunderts« auf beeindruckende Weise fort: Mit Hilfe der Verflechtung von Erzählung und Originalquellen entreißt er die Schlüsselfiguren und -ereignisse der Jahre 1925 bis 1932 dem Vergessen und findet einen ebenso intimen wie transparenten Zugang zur Person Mussolini. Der Roman endet mit dem zehnten Jahrestag der Revolution, als M. das gespenstische Denkmal für die faschistischen Märtyrer errichten lässt, das mehr noch als an vergangene Tote an heraufziehende Katastrophen zu gemahnen scheint.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Im Grunde findet Rezensent Marco Bertolaso den Ansatz löblich, den Antonio Scurati mit seiner Mussolini-Reihe verfolgt: weg vom "rituellen" Antifaschismus, stattdessen "Abschreckung durch Nähe", fasst der Kritiker zusammen. Nur gelingt das dem Autor im nun vorliegenden zweiten Band, der die Jahre 1925 bis 1932 behandelt, weniger gut als im ersten Band, meint Bertolaso, denn hier "menschelt" es dem Kritiker etwas zu sehr um den Diktator: Sehr "fähig", fleißig, zielgerichtet und auch kunstbegeistert werde Mussolini dem Leser präsentiert, und dabei eben zu wenig abschreckend, bemängelt Bertolaso. Hier geht Scuratis Methode für ihn nicht mehr auf. Mit den ausstehenden Bänden zur zunehmend brutalen Ausrichtung des Faschismus wird sich dieses Problem aber erledigen, vermutet der Kritiker, und einen "großen Dienst" erweise Scurati der italienischen Gesellschaft ohnehin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Faschismus ist eine Radikalisierung der Idee vom 'nationalen Interesse' und als solche der Demokratie näher, als es deren Verteidiger manchmal wahrhaben wollen. Wie dieses Prinzip im Fall Benito Mussolinis funktioniert, im Alltag, in kleinen und großen politischen Entscheidungen, in den jeweiligen Funktionsträgern - davon handelt letztendlich dieses Werk, und dafür braucht es tatsächlich drei dicke Bände.« Thomas Steinfeld, Süddeutsche Zeitung, 09. Dezember 2021 Thomas Steinfeld Süddeutsche Zeitung 20211209