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Woche um Woche hält der Sondergesandte Tom Koenigs seine Erlebnisse undErfahrungen in Afghanistan für sich und seine Freunde fest. Er erzählt von denkomplizierten diplomatischen Beziehungen, von westlichen Botschaftern, denendas Hemd näher ist als die Hose, von der problematischen Rolle der Medien, vonwilden Autofahrten und hoher Diplomatie im Wüstensandsturm, von seinem Besuchbeim König und den Reisen nach New York zu Kofi Annan. Immer wiederbeschreibt er das absurde Protokoll, den Prunk und Plunder, seltsame Konstantentrotz der offensichtlichen Zunahme von Gewalt, Bombenanschlägen…mehr

Produktbeschreibung
Woche um Woche hält der Sondergesandte Tom Koenigs seine Erlebnisse undErfahrungen in Afghanistan für sich und seine Freunde fest. Er erzählt von denkomplizierten diplomatischen Beziehungen, von westlichen Botschaftern, denendas Hemd näher ist als die Hose, von der problematischen Rolle der Medien, vonwilden Autofahrten und hoher Diplomatie im Wüstensandsturm, von seinem Besuchbeim König und den Reisen nach New York zu Kofi Annan. Immer wiederbeschreibt er das absurde Protokoll, den Prunk und Plunder, seltsame Konstantentrotz der offensichtlichen Zunahme von Gewalt, Bombenanschlägen undSelbstmordattentaten.Koenigs analysiert die Entwicklungen und stellt bald fest: Jeder getöteteTaliban mobilisiert drei neue ? wie das Gorgonenhaupt.Aber seine Gelassenheit beschützt der Alltag, sein Gesprächspartner Alberto,seine zwölf rumänischen Leibwächter und sein Gärtner, der die beiden Rosenstöckeim Garten pflegt, mit den sechs verschiedenen gepfropften Sorten.Da die Notizen ursprünglich nicht zur Veröffentlichung bestimmt waren, sindsie ganz »undiplomatisch« geschrieben und halten unfrisierte Gedanken nichtzurück. Sehr kritisch, oft selbstkritisch schildern sie die eigenen Schwächengenauso ungeschützt wie die Freude des Diplomaten, dem mit seinen manchmalunorthodoxen Methoden Erfolg beschieden ist, indem er die komplexenMachtmechanismen für seinen Auftrag nutzt: die Sicherheit der Bevölkerungwiederherzustellen und die Menschenrechte zu schützen.
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Autorenporträt
Tom Koenigs, 1944 geboren, absolvierte eine Banklehre und studierte dann BWL in Berlin;war Mitglied der Roten Zelle Ökonomie, arbeitete bei Opel in Rüsselsheim als Schweißerund spendete sein Erbe den Befreiungskämpfern in Vietnam und Chile. Später wurde erElektromechaniker, arbeitete als Buchhändler, Taxifahrer und Übersetzer in Frankfurt und istseit 1983 Mitglied der Grünen, von 1989?1999 Dezernent für Umwelt, von 1993?1997 außerdemStadtkämmerer in Frankfurt. 1999?2002 stellvertretender Sondergesandter der UNim Kosovo, 2002?2004 Leiter der UN-Mission in Guatemala, 2005 Menschenrechtsbeauftragterim Auswärtigen Amt, 2006 und 2007 Leiter der zivilen UN-Mission in Afghanistan.Seit 2009 Abgeordneter der Grünen im Bundestag und dort Vorsitzender des Menschenrechtsausschusses.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.01.2012

Als es bergab ging in Afghanistan
Die Beobachtungen des engagierten Menschenrechtlers Tom Koenigs

Von Mitte Februar 2006 bis Ende 2007 war Tom Koenigs, der eine bekannte Frankfurter Biographie als grüner Kommunalpolitiker aufweist, Leiter der Unterstützungsmission der Vereinten Nationen für Afghanistan (Unama). Sie sollte im zivilen Bereich das erreichen helfen, was die internationale Sicherheitsunterstützungstruppe (Isaf) im Bereich Ordnung und Sicherheit leisten sollte: die einheimischen Kräfte dabei unterstützen, das Land wieder aufzubauen und den Weg für eine friedliche innere Entwicklung zu ebnen. Nach dem raschen, jedoch unvollständigen militärischen Sieg über die Taliban seitens der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten sowie der Installierung eines Übergangspräsidenten durch eine große Versammlung afghanischer Würdenträger schien diese Aussicht nicht unrealistisch zu sein. Auch deshalb, weil sich viele Länder auf einer internationalen Geberkonferenz darüber verständigt hatten, beim Aufbau Afghanistans finanziell, personell und konzeptionell tatkräftig mitzuwirken.

Um diese Tatkraft war es jedoch nicht so gut bestellt. Und Präsident Karzai und seine Regierung in Kabul brachten nur Ansätze für einen Wiederaufbau zustande. Als die im übrigen durchaus widersprüchlichen Erwartungen der Menschen in Afghanistan unerfüllt blieben, war dies auch das Signal für die Wiederkehr der Taliban. Ein neues Kapitel des afghanischen Krieges begann - der Aufstand der Taliban, zuerst nur in den südlichen und den Grenzprovinzen zu Pakistan. Koenigs erlebt mit, wie sich der nicht nur, aber hauptsächlich durch die aus den pakistanischen Grenzgebieten nach Afghanistan einsickernden Taliban eskalierende Aufstand langsam intensiviert. Sein Buch montiert tagebuchartig aufgeschriebene Eindrücke und Berichte in chronologischer Reihenfolge hintereinander.

Weil er sich bei seinen Aufzeichnungen nicht auf die hohe Ebene der Politik beschränkt, sondern auch gern und mit einer gewissen Selbstironie auf die alltäglichen Lebensbedingungen, ihre Beschwernisse, aber auch ihre manchmal unübersehbaren komischen Aspekte eingeht, liest sich das Buch nicht nur spannend, sondern auch durchaus vergnüglich. Zuweilen - das soll auch nicht unter den Tisch fallen - nervt der eigentümliche und eigensinnige Hang des Autors ein wenig, sich in Heinz-Rühmann-Manier als listiger und bürokratieerfahrener Antibürokrat zu stilisieren. Aber meist ist man doch sehr beeindruckt von dem nachhaltigen Engagement des Unama-Leiters für die Menschenrechte und von seiner schier unermüdlichen Kommunikationsarbeit. Denn reden, reden, reden muss man in dieser Position ohne Ende. Und wenn man dann auch noch zuhören kann, sogar mit einer gewissen Nachdenklichkeit, dann lässt sich in dieser Position schon das eine oder andere erreichen.

Man nimmt Koenigs gern ab, dass er ein nachdenklicher Zuhörer und Beobachter ist. Sein Bericht über den Fall des zum Christentum konvertierten Abdul Rahman und über die Hintergründe gerät zu einem Lehrbeispiel dafür, wie aus individuellen und familiären Umständen ein nationaler und im Handumdrehen auch ein internationaler "Kulturkonflikt" entstehen kann, bei dem so gut wie alle Beteiligten sich in Positionen manövrieren ließen, die einer angemessenen, das heißt menschenrechtsgemäßen Lösung im Wege standen. Koenigs schildert auch die mühevolle Lösung des Konflikts hinter den medial aufgebauten Drohkulissen.

In seinen internen Lagebeurteilungen kommt Koenigs zu skeptischen Urteilen: Die vom Westen angestoßenen Entwicklungsprojekte helfen nicht wirklich. Bei kleinen Projekten, schreibt er, die die Nöte der Leute betreffen, mag Entwicklungshilfe etwas Einfluss haben. Aber viel sei das nicht. Die Antidrogenpolitik ist völlig gescheitert. Die Korruption ist die Pest des Südens, was nicht heißt, dass es im Norden keine gäbe. Bei seinem eigenen Vorschlag, wie man das afghanische Drogenproblem, das ja auch unser Drogenproblem ist, angehen könnte, steht der libertäre Gedanke von der generellen Drogenlegalisierung Pate. Ganz unabhängig davon, ob dieser Gedanke theoretisch tragfähig ist - er wird sich sobald nicht realisieren lassen. Über das Buch verstreut finden sich auch ein paar seltsame Urteile zur deutschen Politik, etwa über Schäuble (damals Bundesinnenminister) oder die rot-grüne Regierung 1998 bis 2005, die "mit Joschka" den Multilateralismus in den Mittelpunkt der deutschen Außenpolitik gestellt habe. Das ist aber bereits "mit Konrad" (Adenauer) geschehen. Insgesamt eine aufschlussreiche und lohnende Lektüre.

WILFRIED VON BREDOW

Tom Koenigs: Machen wir Frieden oder haben wir Krieg? Auf UN-Mission in Afghanistan. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2011. 272 S., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Auslandsreporter Ulrich Ladurner empfiehlt dieses Buch des UN-Sonderbeauftragten Tom Koenigs über seine Arbeit in Afghanistan nachdrücklich, denn Koenigs zeichnet sich in Ladurners Augen durch zweierlei aus: Er hat Humor und er ist kein Diplomat. Mit großem Interesse hat der Rezensent verfolgt, wie Koenigs versucht, zivile Strukturen in einem Land aufzubauen, in dem seit mittlerweile zehn Jahren Krieg herrscht und zu einer erschreckenden Brutalisierung der Menschen geführt hat, während aufseiten der internationale Gemeinschaft die "Interventionsmaschine schnurrt". Erstaunlich findet Ladurner doch, wie wenig es die Beteiligten interessiert, dass für den Ausgang eines Krieges nicht die Zahl der getöteten Feinde entscheidend ist, sondern die Zahl der getöteten Zivilisten. Den Rezensenten gemahnt Koenigs Buch - wie auch die offenbar sehr geschätzte Arbeit des UN-Beauftragten-, nicht taub und blind zu werden.

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