Wir alle spüren, dass Deutschland eine Macht im Umbruch ist, ein Land, das tiefgreifende Veränderungen erfährt. Was bedeutet der Wandel der Welt für das Selbstverständnis Deutschlands, vor welchen Herausforderungen stehen wir, und was müssen die Deutschen jetzt tun, um nicht abgehängt zu werden, sondern aktiv gestalten zu können, innen- wie außenpolitisch?
Herfried Münkler kreist die neuralgischen Punkte der deutschen Politik ein und entwirft hellsichtig eine Strategie für das künftige Agieren. Die Frage nach der neuen Rolle Deutschlands wird wesentlich davon abhängen, ob es dem größten Land in der Mitte Europas gelingt, seine ökonomische, politische und kulturelle Macht so einzusetzen, dass ein Auseinanderfallen Europas verhindert werden kann. Hierfür sind nicht nur grundlegende Reformen dringend nötig, Deutschland und die EU müssen sich auch als widerstandsfähig gegen Russland, selbstbewusst im Umgang mit China und, falls es nötig werden sollte, als unabhängig von den USA erweisen.
Eine tiefschürfende, richtungsweisende Analyse, die zeigt, wie Deutschlands Rolle neu gedacht werden kann und muss, wenn Europa sich im 21. Jahrhundert im Spiel der großen Mächte behaupten möchte.
Herfried Münkler kreist die neuralgischen Punkte der deutschen Politik ein und entwirft hellsichtig eine Strategie für das künftige Agieren. Die Frage nach der neuen Rolle Deutschlands wird wesentlich davon abhängen, ob es dem größten Land in der Mitte Europas gelingt, seine ökonomische, politische und kulturelle Macht so einzusetzen, dass ein Auseinanderfallen Europas verhindert werden kann. Hierfür sind nicht nur grundlegende Reformen dringend nötig, Deutschland und die EU müssen sich auch als widerstandsfähig gegen Russland, selbstbewusst im Umgang mit China und, falls es nötig werden sollte, als unabhängig von den USA erweisen.
Eine tiefschürfende, richtungsweisende Analyse, die zeigt, wie Deutschlands Rolle neu gedacht werden kann und muss, wenn Europa sich im 21. Jahrhundert im Spiel der großen Mächte behaupten möchte.
Wohlwollend bespricht der hier rezensierende Historiker Ralph Bollmann Herfried Münklers neues Buch, in dem sich der vermeintlich kaltblütige Theoretiker der Machtpolitik als republikanischer Idealist erweist. Wobei sich laut Bollmann bei der Analyse zeigt, dass darin keineswegs ein Widerspruch liegt. Münkler wendet sich gegen die innere Gefahr des Populismus im Westen, lesen wir, was Bollmann angesichts der AfD-Positionen, die Aushöhlung der Demokratie mit einer Bereitschaft zur Kapitulation in geopolitischen Fragen verbinden, nachvollziehen kann - Münklers eigenes Hoffen auf bürgerliche Selbstbehauptungskräfte freilich erscheint dem Rezensenten nicht allzu realistisch. Weiterhin schreibt Münkler über die Führungsrolle in Europa, die Deutschland einnehmen muss, außerdem bedenkt er stets die Wechselwirkungen zwischen Außen- und Innenpolitik. Die Ereignisse der letzten Zeit rund um Trumps Wahlsieg und dessen Annäherung an Putin geben den Analysen dieses Buches im Großen und Ganzen recht, findet Bollmann, der abschließend mit Münkler darauf hinweist, dass die größte Gefahr für Europa momentan im Inneren, nämlich im putinistischen Populismus zu verorten ist.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Obwohl Herfried Münkler für den Rezensenten Stefan Reinecke mit seinem neuen Buch die aktuelle Lage wohl so genau trifft wie sonst keiner, hat letzterer auch Kritikpunkte. Doch zunächst zum Positiven: Äußerst hellsichtig und treffend analysiere der Politologe den Zerfall der bisherigen Ordnung, neu seien die Machtblöcke USA, China, Russland, Indien und EU, deren Dynamik nun mit den Begriffen der "Geopolitik" beschrieben werde, um Machtlagen zu begreifen. Europa solle schneller und bestimmter entscheiden, Deutschland komme die Rolle zu, "den EU-Laden als Ganzes zusammenzuhalten." Reinecke fragt sich allerdings, ob eine autoritärere EU nicht wieder eigene Probleme hervorbringen würde, von erstarkenden Rechtstendenzen bis wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Auch eine Analyse des "Globalen Südens" vermisst er hier schmerzlich, wünschenswert wäre zudem eine Reflexion von Münklers Irrtümern bezüglich des Ukrainekrieges gewesen. Trotz dieser Mängel ist das Buch aber insgesamt klarsichtig und anregend, versichert der Kritiker.
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